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16.03.2010 - dvb-Presseservice

INTERVIEW: "Aktiv oder passiv spielt in der Beratung keine Rolle"

Nach dem überdurchschnittlichen Abschneiden aktiv gemanagter Aktienfonds im Jahr 2009 stellt sich die Frage, ob Honorarberater zu sehr die Indexfonds-Karte spielen. portfolio international fragte nach bei Dieter Rauch, Geschäftsführer des Verbunds deutscher Honorarberater (VDH).

portfolio international update: Herr Rauch, man assoziiert Honorarberater landläufig als die größten Fans von börsengehandelten Indexfonds, also ETF, weil die keine Bestandsprovisionen vorsehen und sich der Berater dann nicht um die Rückvergütung von Kickbacks kümmern muss. Wie hoch ist der Anteil von ETF in den VDH-Fondsportfolios?

Dieter Rauch: Der Anteil von ETF in der Allokation von Honorarberatern liegt deutlich über dem Marktdurchschnitt. Aktuell sind es beim VDH etwas über 40 Prozent. Der Grund ist aber nicht nur der Umstand,  dass keine Provisionen fließen, sondern auch die Tatsache, dass ETF sehr einfach und transparent die verschiedensten Strategien abbilden lassen - und das zu sehr preiswerten Konditionen. Die hohen Volumina sprechen dafür, dass die Berater in der Auswahl der Lösungen völlig neutral und im Kundeninteresse agieren können und die besten Lösungen zu den günstigsten Konditionen beschaffen. Generell gilt jedoch nicht, dass Honorarberater nur ETFs einsetzen.

portfolio international update: Im vergangenen Jahr hatten viele aktive Fondsmanager in fast allen Fondskategorien ein sehr gutes Jahr und lagen deutlich vor den Indizes. Sind die Portfolios Ihrer Berater zu passiv, müssten Sie auf mehr aktive Bausteine setzen?

Dieter Rauch: In der Beratung von Privatkunden geht es meist um den Aufbau der Altersvorsorge. Die Anlagehorizonte sind oft länger als zehn Jahre. Deshalb spielt es keine Rolle, ob man kurzfristig besser mit aktiven oder passiven Produkten abschneidet. Erst am Ende wird abgerechnet. Vielmehr ist eine langfristig ausgerichtete Strategie entscheidend, die über viele Jahre Mehrwerte generieren kann.

portfolio international update: Was heißt das übersetzt für den Beratungsalltag?

Dieter Rauch: Auch für sehr gute Berater ist es extrem schwer, die besten aktiv gemanagenten Fonds zu finden. Dafür braucht man ein ausgezeichnetes Research. Es stellt sich insofern nicht die Frage nach passiv oder aktiv, sondern wie gut der Berater in der Lage ist die Asset Allocation zum Wohle seiner Kunden zu gestalten. Mit aktiven Fonds muss ein Berater dagegen gleich drei große Probleme lösen: Er muss zunächst die optimale strategische Asset Allocation konzipieren, dann den richtigen Fondsmanager für die taktische Allokation identifizieren und diesen Manager dann ständig im Auge behalten.  Diese Aufgabe zu lösen, gelingt nur den wenigsten. Langfristig haben daher meist passive Lösungen die Nase vorn. Daran ändern auch kurzfristige Erfolge von aktiven Managern nichts.

portfolio international update: Wie wichtig ist die Rolle des Fondsmanagers im Vergleich zu einer flexiblen und natürlich guten Asset Allocation? Welche Erfahrungswerte haben Sie beim VDH aus den letzten 2-3 Jahren?

Dieter Rauch: Den wichtigsten Performance-Beitrag liefert mit mehr als 80 Prozent Anteil die Asset Allocation. Dennoch, bei aktiven Fonds ist der Manager natürlich sehr wichtig. Deshalb unterstützen wir unsere Berater bei der Auswahl mit einem unabhängigen, institutionellen Research. Aktuell beobachtet unser institutsunabhängiges Research über 40 Asset-Klassen und rund 90 Fondsmanager. Gerade das Beispiel bei Immobilienfonds zeigt, wie wichtig ein funktionierendes Research ist. Unser Research hat schon frühzeitig die Problemfonds identifiziert und unsere Berater informiert.

portfolio international update: Haben andersherum die aktiven Fondsmanager Honorarberater hinreichend auf dem Radar?

Dieter Rauch: Ganz und gar nicht. Wir spüren zwar zunehmend das Interesse der Anbieter an den Honorarberatern. Beispielsweise hat Allianz Global Investors aktuell fünf Tranchen für Honorarberater. Aber das ist ein Einzelfall: Wenn es zum Schwur kommt, kneifen sehr viele Anbieter. Für uns ist es nicht nachvollziehbar, dass die Fondsindustrie einerseits institutionelle und oft völlig provisionsfreie Tranchen für nahezu alle Fonds anbietet, diese aber Honorarberatern nicht zur Verfügung stellt. Dabei wären die Volumen bereits heute vorhanden.

portfolio international update: Was fordern Sie von der überwiegend aktiven Fondsindustrie?

Dieter Rauch: Sie soll alle institutionellen Tranchen auch für Honorarberater öffnen. Das verursacht keinen Aufwand für die Kapitalanlagegesellschaften und ermöglicht den Honorarberatern eine transparente Dienstleistung. Wir können zwar vollkommen automatisiert und EDV-gestützt alle Kickbacks zu 100 Prozent erstatten, besser wäre es jedoch diese erst gar nicht mehr anfallen zu lassen. Die KAGen könnten damit übrigens auch Anteile zurück gewinnen, die bisher in ETF fließen.

Hinweis: Der Verbund der Deutschen Honorarberater veranstaltet am 23. März 2010 eine Honrarberaterkonferenz in Frankfurt am Main. Mehr Informationen und die Anmeldung finden Sie hier.

Den zweiten Teil des Interviews lesen Sie morgen in update.

portfolio international update 16.03.2010/maa/gcu

Von: Ali Masarwah

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