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01.02.2008 - dvb-Presseservice

Kreditkrise trübt Stimmung am Finanzstandort Deutschland

- Banken und Versicherungen rechnen mit Ertragsrückgang - Finanzplatzorientierte Dienstleister inzwischen auch zurückhaltender - Finanzindustrie erwartet weitere negative Überraschungen

FRANKFURT, Februar. Der CFS-Finanzplatzindex ist bei der ersten Erhebung im Jahr 2008 (Zeitraum Q4 2007 bis Q1 2008) um 1,3 Punkte auf 116,9 gesunken. Der Gesamtrückgang ist weniger stark als im Vorquartal (minus 5,0 Punkte). Banken und Versicherungen erwarten einen deutlichen Rückgang beim Umsatz und Ertrag, aber durch stark verbesserte Einschätzungen der Gruppe der Finanzplatzbezogenen Institutionen (u.a. Aufsichtsorganisationen, Bildungseinrichtungen, Berufsverbände) wurde der Index gestützt; exklusiv dieser Gruppe hätte der Rückgang 4,1 Punkte betragen.

Der kontinuierliche Stimmungsrückgang der größten befragten Gruppe "Finanzinstitute & Börse" hält weiter an, beschleunigt sich jedoch nicht. Inzwischen ist auch die zweitgrößte Gruppe "Finanzplatzorientierte Dienstleister" zurückhaltender eingestellt. Die aktuelle Umfrage zeigt, dass sich in der gespannten Situation immer mehr Banken und Versicherungen mit der Verlagerung von bestehenden Geschäftsfeldern beschäftigen. Inzwischen geben 11,3% der Befragten aus dieser Gruppe an, dass sie sich mit dem Thema auseinandersetzen. Davon erwägt etwa die Hälfte eine Verlagerung ins Ausland.

Der CFS-Finanzplatzindex hat seit Jahresanfang 2007 einen Gesamtrückgang um 9,3 Punkte zu verzeichnen, ist aber immer noch im positiven Bereich. Die Unternehmen des Finanzstandortes Deutschland sehen sich selbst somit nicht in einer Krise. Der aktuelle Indexstand wird erreicht, wenn sich zwei Drittel der Befragten positiv und ein Drittel negativ äußern. "Die Auswirkungen der Kredit-Krise werden durchaus gesehen, aber Ihre Konsequenzen für das Stimmungsbild bleiben weiterhin gering", erklärt CFS-Direktor Professor Dr. Jan Pieter Krahnen.

SUBPRIME-KRISE WIRD DAS GESAMTE JAHR 2008 PRÄGEN

Das CFS hat mit den aktuellen Sonderfragen die Bewertung und Auswirkung der im letzten Jahr begonnenen Subprime-Krise erfragt. Bezüglich der Geschäftsergebnisse der Banken erwarten drei Viertel der Befragten, dass auch nach der anstehenden Veröffentlichung der Ergebnisse für das vierte Quartal 2007 bzw. der Jahresabschlüsse 2007 mit weiteren Bilanzbelastungen im gesamten laufenden Jahr zu rechnen ist. Nur knapp 15% der Befragten erwarten, dass mit den Bilanzpressekonferenzen das volle Ausmaß der finanziellen Belastungen bekannt wird.

Die Auswirkungen auf die Realwirtschaft werden von 90% der Befragten als stark bzw. mittelstark bewertet, wohin gegen weniger als 5% glauben, dass die Krise keinerlei Auswirkungen auf die Realwirtschaft hat. Die zuletzt beobachtbaren Aufschläge und Schwankungen am Geldmarkt haben hingegen nach Ansicht von etwas weniger als zwei Drittel der Befragten keine direkten Konsequenzen für Ihren Geschäftserfolg. 17% der Befragten erwarten zusätzliche Kosten, hingegen nur 10% der Befragten zusätzliche Erträge. Die Lasten der Kreditverwerfungen verteilen sich der Einschätzung nach nicht gleichmäßig: Knapp die Hälfte sieht vor allem den Mittelstand betroffen, wohingegen für rund ein Viertel die Großunternehmen besonders belastet sind. Dass die Privatkunden die größten Leidtragenden bei Kreditvergaben sind, erwartet hingegen kaum jemand. Insgesamt rechnet über die Hälfte der Befragten, dass Auswirkungen im gesamten Jahr 2008 spürbar sein werden. Weitere 30% erwarten sogar noch Effekte in 2009.



Herr Stephan H. Späthe
Tel.: (069) 798-30090
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E-Mail: spaethe@ifk-cfs.de

Center for Financial Studies
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Das Center for Financial Studies (CFS) mit Sitz in Frankfurt am Main ist ein an die Johann Wolfgang Goethe-Universität angegliedertes und unabhängig finanziertes Forschungsinstitut. Es betreibt international ausgerichtete Forschung über Finanzmärkte, Finanzintermediäre und Monetäre Ökonomie. Das CFS veranstaltet regelmäßig internationale Konferenzen, Kolloquien, wissenschaftliche Foren und Fachvorträge zu finanzmarktrelevanten Fragen und fördert so den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis. Präsident des CFS ist Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Otmar Issing. Vorstandsvorsitzender des Trägervereins ist Dr. Rolf-E. Breuer. Die Institutsarbeit wird von den beiden Direktoren Prof. Dr. Jan Pieter Krahnen und Prof. Volker Wieland, Ph.D. geleitet.