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01.10.2008 - dvb-Presseservice

Nachfrage in Schwellenländern verursacht kontinuierlichen Preisanstieg bei industriellen Rohstoffen

• Atradius veröffentlicht „Global Trade“ Bericht und gibt weltweiten Ausblick auf die Rohstofflage • Der Wert einiger Rohstoffe hat sich in nur zwei Jahren vervierfacht • Bei weiterem starken Preisanstieg sind Insolvenzen in der verarbeitenden Industrie nicht auszuschließen

Köln, Oktober 2008 - Wichtige Rohstoffe wie Zinn und Kupfer sind plötzlich genauso teuer wie Gold. So stieg beispielsweise der Preis für Kupfer zwischen 2002 und 2006 um 560 Prozent. Hauptgrund für diese Preisinflation ist größtenteils die erhebliche Nachfrage aus China und anderen Schwellenländern nach industriellen Rohstoffen. Bereits 2007 hatte die chinesische Wirtschaft einen Anteil von 37 Prozent am weltweiten Stahlverbrauch. Der US-amerikanische Anteil lag gerade bei 10 Prozent. Zum Vergleich: 2001 betrug der Anteil der US-Wirtschaft 14 Prozent und der Chinas nur 20 Prozent. Dies sind Ergebnisse aus dem aktuellen „Global Trade“ Bericht von Atradius, einem weltweit führenden Anbieter von Kreditversicherung und Inkassodiensten.

Von den hohen Preisen und Produktionsleistungen profitieren vor allem die rohstoffreichen Nationen. Viele von ihnen – darunter Länder wie China, Russland, Venezuela und Bolivien – haben zudem Bestimmungen eingeführt, mit denen sie die Versorgung mit wichtigen Rohstoffen einschränken können. Diese Länder gelten deshalb als besonders riskante Investitionsstandorte. Nebeneffekt dieser Einschränkungen: Die Preise werden weiter nach oben getrieben.

Trotz hoher Preise ziehen die Rohstoffverarbeiter in den Schwellenländern im Vergleich zu ihren Mitbewerbern in den Industrienationen die größten Vorteile aus der steigenden Nachfrage. Seit Jahren verzeichnen die Schwellenländer ein überproportionales Wachstum in der Rohstoffproduktion. China beispielsweise legte 2006/07 um 16 Prozent zu, Brasilien um 9 Prozent. Gleichzeitig verzeichnet die Metallindustrie in Europa starke Rückgänge und ihr Anteil an der weltweiten Metallproduktion sinkt stetig. Der Anteil von Ländern aus der Europäischen Union an der Aluminiumherstellung ging beispielsweise von 21 Prozent im Jahr 1982 auf 9 Prozent im Jahr 2005 zurück. Der Anteil an der Stahlproduktion verringerte sich von 25 auf 16 Prozent.

Ein Grund für den sinkenden Anteil der Industrienationen liegt vor allem darin, dass sie aufgrund des globalen Wettbewerbs den Kostenanstieg nicht komplett an ihre Abnehmer weitergeben können. „Bislang fand noch keine Insolvenzwelle statt. Wenn die Preise aber weiter steigen, könnte dies zu vermehrten Insolvenzen führen“, sagt Michael Karrenberg, Risk Services Direktor bei Atradius in Köln.

Anhaltspunkte für ein solches Szenario liefert auch ein aktueller Bericht des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Er zeigt, dass die deutsche Industrie bereits von 2002 bis 2007 von gestiegenen direkten Rohstoffkosten in Höhe von 97 Milliarden Euro betroffen war. Dies führte laut BDI zu 148.000 abgebauten Stellen in der deutschen Industrie und einer Verringerung des deutschen Bruttoinlandsprodukts um 0,5 Prozent.

Zwar sind die Rohstoffpreise aktuell etwas gesunken und der Markt ist ohnehin als volatil bekannt, die Preise liegen aber weiterhin auf sehr hohem Niveau. Um der weiteren Preisspirale zu entgehen, ergreift die Rohstoff verarbeitende Industrie bereits Maßnahmen, mit denen sie direkte Auswirkungen des Kostenanstiegs abfedern will: Die Unternehmen lagern Rohstoffe ein, investieren in eigene Bezugsquellen, reduzieren den Verbrauch wertvoller Metalle und verbessern die Effizienz beim Einsatz der Rohstoffe. Sie prüfen auch alternative Materialien, die die teuren Rohstoffe zumindest langfristig ersetzen sollen. Mit diesen Faktoren will die verarbeitende Industrie die Nachfrage zügeln und die Preise abschwächen.

Für Isidoro Unda, CEO von Atradius, kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu, der den rasanten Preisanstieg der Rohstoffe zumindest bremsen könnte: „Auch wenn der Anstieg der Rohstoffpreise einschneidend und schwerwiegend ist, verhält sich die Nachfrage normalerweise zyklisch und ist an das Wachstum der Märkte angepasst. Das Zusammenspiel verschiedener wirtschaftlicher Faktoren, wie der sich abzeichnende Konjunkturrückgang in den USA, das rückläufige Wachstum in Europa, die fallenden Ölpreise und die verschärften Kreditbedingungen, könnte zu Entlastungen bei einigen Rohstoffpreisen für die verarbeitende Industrie und für die Verbraucher führen. Diese Änderungen setzen sich meist jedoch erst langsam durch. Kurzfristig sind rückläufige Preise deshalb eher nicht zu erwarten."

Der „Global Trade“ Bericht „Bedrocks of Prosperity“ kann auf www.atradius.de unter Publikationen/Aktuelles kostenlos heruntergeladen werden:  



Frau Andrea Köhnen
Pressesprecherin
Tel.: 0221 2044 1145
E-Mail: andrea.koehnen@atradius.com

Atradius Kreditversicherung
Opladaner Straße 14
50679 Köln
http://www.atradius.de/

Über Atradius
Die Atradius-Gruppe bietet weltweit Kreditversicherung, Bürgschaften und Inkasso-Dienste an und ist in 40 Ländern vertreten. Mit einem Umsatz von rund 1,8 Milliarden Euro und einem weltweiten Marktanteil von 31 Prozent unterstützt die Atradius-Gruppe Unternehmen auf der ganzen Welt bei ihrem Wachstum, indem sie sie vor Zahlungsrisiken aus Verkäufen von Waren und Dienstleistungen auf Ziel schützt. Atradius hat mit 160 Büros Zugang zu Bonitätsinformationen über 52 Millionen Unternehmen weltweit und trifft täglich mehr als 22.000 Kreditlimitentscheidungen.