Wie kann die Pflege gemeinsam mit der Ärzteschaft die drohende medizinische Unterversorgung in ländlichen Regionen abwenden? Sind Modellprojekte wie die „Gemeindeschwester“ oder „AGnES“ in Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg eine Chance zur Versorgungslösung oder werden hier überflüssige Doppelstrukturen aufgebaut? Diesen und weiteren Fragen wurde während der heutigen Fachtagung des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) und des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK) nachgegangen. Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Ärzteschaft, Pflegeeinrichtungen und Verbänden diskutierten über Wege zur künftigen medizinisch-pflegerischen Versorgung.
Die brandenburgische Sozialministerin Dagmar Ziegler eröffnete die Veranstaltung und wies auf das grundsätzliche Problem der medizinischpflegerischen Versorgung hin: „Es wird immer schwerer, frei werdende Arztsitze wieder zu besetzen. Deshalb brauchen wir intelligente Lösungsansätze.“
Waren es zunächst Pflegefachkräfte,
die im Rahmen von Modellprojekten wie „AGnES“ und „Gemeindeschwester“ die Ärzte
entlasten sollten, sind es zwischenzeitlich Arzthelferinnen. Diese sollen
Hausbesuche mit Überwachungsuntersuchungen wie Blutdruck- oder Pulsmessungen
sowie weitere Pflegetätigkeiten übernehmen.
Die Leistungen ambulanter
Pflegedienste erstrecken sich bereits jetzt nicht nur auf die Grund- und
Behandlungspflege. Sie reichen von Pflegeberatungen über Überleitungspflegen
bis hin zur Unterstützung bei der Hilfsmittelversorgung. Durch die bestehenden
Projekte befürchten bpa und DBfK das Entstehen von Doppelstrukturen.
„Die Potenziale der Pflegedienste müssen – wie z. B. in den Niederlanden sehr erfolgreich mit den so genannten „Nurse Practitioners“– stärker genutzt und erweitert werden“, erklärt Franz Wagner. Der bpa teilt diese Ansicht und ergänzt: „Nur durch eine Kooperation von Pflege und Ärzteschaft kann dem drohenden Ärztemangel nachhaltig begegnet werden“, so Bernd Tews. Tews und Wagner sprechen sich deshalb für einen Modellversuch aus, bei dem erprobt wird, inwieweit Ärzte durch Pflegedienste und dort angesiedelte „Gemeindeschwestern“ entlastet werden können.
Einstimmig forderten die Experten Prof. Dr. Hasseler und Dr. Büscher aus der Pflegewissenschaft, die Potenziale der Pflegekräfte in den ambulanten Diensten stärker zu nutzen, die Kompetenzen auszubauen und von den Erfahrungen anderer Länder zu lernen.