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Pharma-Großhandel in Zeiten des Wandels

Hannover/München – Vollversorgung und ein gesicherter Marktzugang für alle Hersteller sind die Kernaufgaben des pharmazeutischen Großhandels in Deutschland. Als zentrales Glied zwischen Hersteller und Endverbraucher sorgt er für die schnelle und flächendeckende Sortimentsausstattung der deutschen Apotheken. Der herstellerneutrale Marktzugang sichert dabei die Existenz kleiner und mittlerer Pharmaunternehmen. Allerdings gerät der Großhandel durch alternative Vertriebsformen wie das Internet und den Direktvertrieb der Hersteller zunehmend unter Druck. Mit einer Reihe von Maßnahmen wie dem verstärkten Einsatz innovativer Technologien, Einführung und Etablierung einer zertifizierten Versorgungskette sowie dem gezielten Auf- und Ausbau der Hersteller- und Kundenbeziehungen kann der Großhandel diesen Herausforderungen begegnen. Dies ergab die aktuelle Deloitte-Studie „Der pharmazeutische Großhandel: Fit für einen veränderten Markt“.

Der pharmazeutische Großhandel – in Deutschland unter anderem im Bundesverband PHAGRO organisiert – beliefert 21.500 öffentliche Apotheken mit einer europaweit einmaligen Sortimentsbreite und klaren Wettbewerbsvorteilen in punkto Schnelligkeit, Kosteneffizienz und Servicequalität. „Der Pharmagroßhandel bewegt sich in einem Spannungsfeld: Für die Industrie sind vor allem Transparenz und Kontrolle der Arzneimitteldistribution wichtig, während sich Apotheken auf günstige Einkaufskonditionen und umfassenden Service fokussieren. Für die Politik schließlich steht die flächendeckende kostengünstige Versorgung im Zentrum“, erklärt Dr. Peter Thormann, Geschäftsführender Partner bei Deloitte. „Bedingt durch aktuelle politische Entwicklungen, z.B. die Kopplung des Erlösmodells an den Preis, aber auch ein sich veränderndes Marktumfeld gerät das Geschäftsmodells des pharmazeutischen Großhandesls zunehmend unter Druck.“ 

Starke Nachfrage beim Leistungsspektrum
Tatsächlich sind die Wachstumsraten im pharmazeutischen Großhandelsmarkt rückläufig, wobei sich der Anteil des Direktgeschäfts zwischen 1997 (acht Prozent) und 2005 (16 Prozent) verdoppelt hat. Nur wenn der pharmazeutische Großhandel den Anforderungen der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen umfassend gerecht wird, ist dieser weiterhin zukunftsfähig. Die Voraussetzungen sind allerdings günstig. Er nimmt vom Marktzugang für alle Hersteller über eine perfektionierte Mikro-Logistik und Just-in-Time-Lieferungen bis hin zu maximaler Effizienz durch Bündelung von Logistik und Auftragsmanagement eine Alleinstellungsposition ein. Auch beim Krisenmanagement können seine Logistik-Ressourcen klare Vorteile bieten.

Apotheken schätzen vor allem die Schnelligkeit der Dienstleistungen, während kleinere Pharmaproduzenten von der Herstellerunabhängigkeit profitieren. Insgesamt zeigt die Studie, dass diese Leistungen vom Markt stark nachgefragt werden – auch mit Blick auf die Pufferfunktion zwischen herstellerorientierter Produktionsmenge und verbrauchergerechter Bedarfsmenge

Risiken und Gefahren
Trotz der Vorteile und Stärken des pharmazeutischen Großhandels muss sich dieser mit einer Reihe von Risiken auseinandersetzen. Hierzu gehören neben geschäftsspezifischen Risiken wie den alternativen Vertriebsformen auch branchenbezogene Risiken wie Arzneimittelfälschungen, der Handel auf Sekundärmärkten sowie preisdrückende Apothekenkooperationen. Zudem wird das Geschäftsmodell des vollversorgenden und herstellerneutralen Großhandels zunehmend von einzelnen Unternehmen mit konkurrierenden Modellen konterkariert. Hierzu gehören Discountermodelle, die Rückwärtsintegration mit Herstellern sowie die Konzentration auf Teilsortimente oder spezielle Kundensegmente.

Geschäftsmodell ist prinzipiell zukunftsfähig
„Neben der Etablierung als herstellerunabhängiger Vollversorger und der Aufnahme dieses Distributionsprinzips in das deutsche Arzneimittelgesetz ist eine technologische Standardisierung eine weitere Möglichkeit, die Großhandelsposition auszubauen“, kommentiert Thormann.

Das Spektrum reicht von der Datenübermittlung über maschinenlesbare Packungskennzeichnungen bis hin zur Einführung einer zertifizierten Versorgungskette für erhöhte Arzneimittelsicherheit. Auch technologische Entwicklungen zur besseren Steuerung und Planung der Warenverfügbarkeit gehören dazu – genauso wie der gezielte strategische Ausbau von Handelsbeziehungen. So könnte die Einbeziehung von etwa 2000 Krankenhausapotheken die Marktstellung stärken und das Absatzvolumen um bis zu zehn Prozent steigern.

„Zeigt sich also der pharmazeutische Großhandel in der Lage, bestehende Potenziale zu erkennen und zu erschließen, kann er sein Geschäftsmodell der herstellerunabhängigen, flächendeckenden Arzneimittelversorgung fit für künftige Herausforderungen machen“, resümiert Thormann.

Die vollständige Studie finden Sie hier zum Download