Nur wenigen Menschen in Deutschland kann eine Erbschaft die Vorsorge für das
Alter abnehmen. Zu diesem Schluss kommen die Volkswirte der Deutschen Postbank
AG in einer heute veröffentlichten Analyse. "Zwar werden in Deutschland jedes
Jahr rund 170 Milliarden Euro vererbt, das entspricht rund zehn Prozent des
Volkseinkommens", sagt Dr. Marco Bargel, der Chefvolkswirt der Postbank. "Das
Problem liegt aber in der ungleichen Verteilung. Große Erbschaften machen vor
allem diejenigen, die auch ohne Erbschaft ausreichend für ihr Alter vorsorgen
können."
Etwa die Hälfte der Haushalte, in denen der
Haupteinkommensbezieher zwischen vierzig und 85 Jahren alt ist, erbt nach
Berechnungen der Forschungsgruppe Altern und Lebenslauf der Freien Universität
Berlin nichts. Die andere Hälfte erbt zwar, jedoch überschreitet der Nachlass
nur bei einem Viertel dieser Haushalte die Schwelle von 51.129 Euro (= 100.000
DM, die Berechnung umfasst die Jahre 1999 bis 2002). Erbschaften mit mehr als
255.646 Euro (= 500.000 DM) machen weniger als sechs Prozent der erbenden
Haushalte. Insgesamt entfällt ein Viertel des vererbten Vermögens auf nur zwei
Prozent der Erbenhaushalte. Damit kann eine Erbschaft in den meisten Fällen die
private Altersvorsorge nicht ersetzen.
Postbank Research erwartet in
den kommenden Jahren einen deutlichen Anstieg des Erbvolumens. "Die heute
älteste Generation kann wenig vererben, da sie während des Zweiten Weltkrieges
oder in den schwierigen Nachkriegsjahren ins Berufsleben eingestiegen ist.
Damals war für Vermögensbildung weniger Spielraum", so Bargel. Dies gelte in
besonderem Maße auch für die Bürger der ehemaligen DDR, die bis zur Wende
schlechtere Chancen zur Bildung von privatem Vermögen hatten. In dem Maße, in
dem diese benachteiligten Generationen von späteren Generationen abgelöst
werden, dürfte auch das vererbte Vermögen zunehmen. Wegen der ungleichen
Verteilung der Erbschaften erwarten die Bonner Volkswirte allerdings nicht,
dass sich hierdurch für die meisten Haushalte die Notwendigkeit einer Privaten
Altersvorsorge verringern wird.
Die vollständigen Perspektiven für den
Monat Februar sowie die Analyse "Erbschaft, Vermögen, Altersvorsorge" finden Sie
auch im Internet unter www.postbank.de/research.