- Operatives Geschäft läuft weiter planmäßig / Auswirkungen der Finanzmarktkrise verursachen Verlust im dritten Quartal / Negatives Ergebnis nach neun Monaten
- Aktionsplan für weiteres profitables Wachstum und Stärkung der Ertragsqualität: Noch stärkere Fokussierung auf Kerngeschäft mit Privat-, Geschäfts- und Firmenkunden / Verstärkte Risikobegrenzung durch angepasstes Engagement auf den Finanzmärkten / Stärkung der Kapitalbasis zur Umsetzung der Strategie aus eigener Kraft: Bezugsrechtsemission mit Rückendeckung der Deutsche Post AG
- Mittelfristige Finanzziele an verändertes Marktumfeld angepasst
- Wolfgang Klein: "Die Postbank war, ist und bleibt der stabile, verlässliche Partner ihrer Kunden"
Die Deutsche Postbank AG hat sich im operativen Kundengeschäft auch im dritten
Quartal 2008 positiv entwickelt, konnte sich den jüngsten schweren
Marktverwerfungen durch die internationale Finanzmarktkrise aber nicht
entziehen. Außerordentliche Belastungen infolge der Krise haben das Handels- und
das Finanzanlageergebnis im dritten Quartal stark beeinträchtigt. Demgegenüber
legten die operativen Kernerträge - Zinsüberschuss und Provisionsüberschuss -
wie schon in den Vorquartalen weiter zu. Insgesamt lag das Konzernergebnis vor
Steuern im dritten Quartal bei minus 449 Millionen Euro. Für die ersten neun
Monate des laufenden Geschäftsjahres weist die Postbank damit ein
Vorsteuerergebnis von minus 112 Millionen Euro aus.
Gewinn- und
Verlustrechnung: Deutlicher Anstieg des Zinsüberschusses
Der Zinsüberschuss
stieg in den ersten neun Monaten trotz des schwierigen Umfelds im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum um erfreuliche 7,3 Prozent auf 1,76 Milliarden Euro. Die
Risikovorsorge im Kundengeschäft verringerte sich bei gestiegenem Kreditvolumen
deutlich. Einschließlich der Auswirkungen der Finanzmarktkrise stieg die
Risikovorsorge um 13,4 Prozent auf 304 Millionen Euro. Der Provisionsüberschuss
erreichte in den ersten neun Monaten 1,07 Milliarden Euro, ein Zuwachs von 1,7
Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Im Vergleich zu den ersten neun
Monaten 2007 gingen sowohl das Finanzanlage- als auch das Handelsergebnis wegen
der Finanzmarktkrise deutlich zurück. Das Finanzanlageergebnis sank von 292
Millionen Euro auf minus 549 Millionen Euro; dabei ist jedoch zu
berücksichtigen, dass das Vorjahresergebnis durch Sondererträge begünstigt war.
Der Rückgang des Finanzanlageergebnisses ist auf mehrere Faktoren
zurückzuführen: So musste die Postbank wegen der signifikanten Kursrückgänge an
den Aktienmärkten im dritten Quartal eine Wertkorrektur in Höhe von 65 Millionen
Euro auf ihre Bestände an Aktien und Fondsanteilen vornehmen; für die ersten
neun Monate entfallen auf Impairments auf Aktien und Fondsanteile 75 Millionen
Euro. Die Wertkorrekturen auf strukturierte Kreditprodukte lagen im dritten
Quartal bei 47 Millionen Euro; insgesamt waren auf diese Bestände in den ersten
neun Monaten Impairments von 167 Millionen Euro vorzunehmen. Des Weiteren wurde
das Finanzanlageergebnis im dritten Quartal durch Wertberichtigungen in Höhe von
317 Millionen Euro auf das Engagement der Postbank bei der unter Gläubigerschutz
gestellten US-Investmentbank Lehman Brothers belastet Weitere 47 Millionen Euro
Vorsorge auf Forderungen gegenüber Lehman Brothers wurden in der Risikovorsorge
verbucht.
Das Handelsergebnis betrug in den ersten neun Monaten 8
Millionen Euro, nach 264 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Auch dieser
Rückgang ist eine Folge der Krise. Zu Buche schlugen insbesondere Belastungen
aus der Bewertung eingebetteter Derivate aus dem strukturierten
Kreditersatzgeschäft in Höhe von 398 Millionen Euro. Davon entfielen 201
Millionen Euro auf das dritte Quartal.
Ihre Kosten hat die Postbank
weiter fest im Griff: Die Verwaltungsaufwendungen gingen im Vergleich zu den
ersten neun Monaten des Vorjahres um 27 Millionen Euro auf 2,10 Millliarden Euro
zurück - trotz kontinuierlich steigender Volumina im
Kundengeschäft.
Unter dem Strich verzeichnete der Postbank Konzern in den
ersten neun Monaten des laufenden Jahres ein Ergebnis nach Steuern und Anteilen
Konzernfremder in Höhe von minus 114 Millionen Euro.
Weiterhin positive
Entwicklung im operativen Kerngeschäft
Das operative Kerngeschäft der
Postbank zeigte sich im bisherigen Jahresverlauf außerordentlich robust. So
wurden trotz der anhaltenden Marktverwerfungen und des harten Wettbewerbs bis
Ende September knapp 420.000 neue Girokonten bei der Postbank eröffnet. Bei den
privaten Spareinlagen verzeichnete die Postbank in den ersten neun Monaten mit
8,3 Milliarden Euro noch stärkere Zuflüsse als in den ersten neun Monaten des
Vorjahres. In der privaten Baufinanzierung konnte sie ihr Finanzierungsvolumen
in einem rückläufigen Markt behaupten.
Dr. Wolfgang Klein,
Vorstandsvorsitzender der Bonner Bank, erklärte zur Geschäftsentwicklung: "Die
Postbank ist im operativen Geschäft weiterhin erfolgreich unterwegs. Unser
solides Geschäftsmodell erweist sich gerade in der Krise als tragfähig und wird
durch das hohe Vertrauen unserer Kunden honoriert. Der Quartalsverlust
resultiert aus den Folgen der Finanzmarktkrise, auf die wir kaum Einfluss haben.
Die Postbank wird sich jedoch konsequent auf das veränderte Marktumfeld
einstellen und ein Bündel strategischer und finanzieller Maßnahmen ergreifen, um
ihre Kunden und sich selbst vor den Auswirkungen der Finanzmarktkrise wirksam zu
schützen und die Voraussetzungen für ihren künftigen Erfolg zu
schaffen."
Aktionsplan zur Weiterentwicklung der Strategie
Die
Postbank reagiert auf die aktuellen Herausforderungen mit einem Aktionsplan zur
Weiterentwicklung ihrer Strategie. Damit stellt der Vorstand die Weichen für den
künftigen Erfolg der Postbank und die dauerhafte Absicherung ihres
Geschäftsmodells.
Eckpfeiler der Strategie bleibt die konsequente
Ausrichtung des Postbank-Konzerns auf weiteres Wachstum im operativen
Kerngeschäft. Dieses soll in Zukunft noch stärker forciert werden, unter anderem
durch den geplanten Aufbau einer engen Kooperation mit dem künftigen
Großaktionär Deutsche Bank. Ihr Engagement auf den internationalen Finanzmärkten
wird die Postbank demgegenüber deutlich zurückfahren.
Die Postbank strebt
eine nachhaltige Verbesserung der Ertragsqualität durch die Optimierung ihres
Risikoprofils an. Konkret wird sie ihre starke Liquiditätsposition durch eine
Weiterentwicklung ihrer Aktiv-Passiv-Steuerung sicherstellen. Auf der Aktivseite
gehört dazu eine strikt auf Qualität und Profitabilität ausgerichtete
Kreditpolitik. Auf der Passivseite wird die Postbank ihr Augenmerk noch stärker
als bisher auf das Wachstum der Kundeneinlagen richten, um die Abhängigkeit vom
Kapitalmarkt bei der Refinanzierung weiter zu reduzieren. Weiteres Kernelement
des Aktionsplans ist eine Anpassung der Bilanzstruktur, in der sich künftig noch
deutlicher als bisher der Fokus auf das klassische Kundengeschäft widerspiegeln
wird. Insbesondere werden volatile Bilanzpositionen wie Aktieninvestments
gezielt abgebaut, um kapitalmarktinduzierte Risiken spürbar zu verringern. Damit
hat die Bank bereits zur Jahresmitte begonnen.
Kapitalerhöhung: Deutsche
Post AG will Aktien zu garantiertem Mindestpreis zeichnen
Der Vorstand hat
mit Zustimmung des Aufsichtsrates beschlossen, noch im vierten Quartal des
laufenden Jahres eine Kapitalerhöhung durchzuführen. Dabei soll das von der
Hauptversammlung 2006 beschlossene genehmigte Kapital mit Bezugsrecht in Höhe
von 54,8 Millionen Aktien ausgeschöpft werden. Der Bezugspreis für die Emission
wird auf 18,25 Euro festgelegt. Weitere Einzelheiten der geplanten Transaktion
werden kurz vor Beginn des Angebots bekannt gegeben.
Die
Mehrheitsaktionärin der Postbank, die Deutsche Post AG, hat sich gegenüber der
Postbank unbedingt und unwiderruflich verpflichtet, den gemäß ihrer Beteiligung
in Höhe von 50 Prozent plus eine Aktie auf sie entfallenden Anteil dieser
Emission zum Bezugspreis zu zeichnen. Darüber hinaus hat sich die Deutsche Post
AG verpflichtet, sämtliche Aktien aus dieser Kapitalerhöhung, die nicht
anderweitig platziert werden können, zum Bezugspreis von 18,25 Euro je Aktie
aufzunehmen.
Per 30. September 2008 lag die Kernkapitalquote der Postbank
nach Basel II bei 5,5 Prozent, nach 6,3 Prozent zum 30. Juni 2008. Die darin
einfließende Neubewertungsrücklage betrug minus 1,89 Milliarden Euro, nach minus
1,57 Milliarden Euro zum 30. Juni 2008. Nach Abschluss der Kapitalerhöhung würde
auf Basis des festgelegten Bezugspreises von 18,25 Euro pro Aktie die
Kernkapitalquote der Postbank durch Zufluss von rund einer Milliarde Euro bei
6,9 Prozent (pro forma) liegen.
Die Postbank geht davon aus, dass sie
darüber hinaus künftig zur Ermittlung der Neubewertungsrücklage auf das
sogenannte "Discounted cash flow"- Verfahren (DCF) zurückgreifen kann. Die
Anwendung dieses Modells für Staats-, Unternehmens- und Bankanleihen
erstklassiger Bonität steht nach Auffassung der deutschen Bankenaufsicht im
Einklang mit den internationalen Rechnungslegungsvorschriften. Sobald die
zuständigen Institutionen die Anwendbarkeit des DCF-Modells offiziell
bestätigen, wird die Postbank von diesen Möglichkeiten Gebrauch machen. Dies
wird dann zu einer deutlichen Entlastung der Neubewertungsrücklage und somit zu
einem spürbaren Anstieg der Kernkapitalquote führen.
Zur weiteren
Festigung der Kapitalbasis plant der Vorstand derzeit, den Aktionären auf der
nächsten ordentlichen Hauptversammlung im Mai 2009 vorzuschlagen, für das
Geschäftsjahr 2008 keine Dividende auszuschütten.
Ausblick
Für den
Rest des Jahres rechnet die Postbank trotz des schwierigen Umfelds mit einer
anhaltend positiven Entwicklung im Kundengeschäft. Im vierten Quartal sind
allerdings im Zusammenhang mit den Turbulenzen an den Finanzmärkten für die
gesamte Bankenbranche weitere finanzielle Belastungen zu erwarten. Den
Auswirkungen dieser anhaltenden Verwerfungen wird sich auch die Postbank nicht
entziehen können. Zur weiteren Reduktion der Volatilität in ihrer
Neubewertungsrücklage wird die Postbank außerdem gezielt Finanzanlagebestände -
insbesondere Aktien - reduzieren und die daraus resultierende Belastung der
Ergebnissituation in Kauf nehmen.
Über das laufende Jahr hinaus ist von
anhaltend schwierigen Bedingungen an den Kapitalmärkten und deutlichen
Beeinträchtigungen der Realwirtschaft auszugehen. Dem trägt die Postbank mit
einer Anpassung ihrer mittelfristigen finanziellen Ziele Rechnung, die
einerseits die deutlich veränderten externen Gegebenheiten, andererseits die
gezielte Fokussierung ihres Geschäftsmodells widerspiegeln. Der Vorstand strebt
in einem normalisierten Umfeld auf Basis der klaren strategischen Ausrichtung
auf das Geschäft mit Privat-, Geschäfts- und Firmenkunden mittelfristig und
nachhaltig eine Eigenkapitalrendite von 13 bis 15 Prozent nach Steuern
an.
"Durch die Weiterentwicklung unserer Konzernstrategie und
insbesondere die geplante Stärkung unserer Kapitalbasis wird die Postbank in der
Lage sein, die Auswirkungen der Finanzmarktkrise aus eigener Kraft zu
bewältigen", betonte der Vorstandsvorsitzende Dr. Wolfgang Klein. "Mit unserer
unverändert guten operativen Entwicklung, unserem konservativen Risikoprofil aus
dem Kundengeschäft und unserer starken Refinanzierungsbasis sind wir dafür gut
gerüstet. Die Postbank war, ist und bleibt der stabile, verlässliche Partner
ihrer Kunden."