Psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz: Wie Arbeitgeber damit umgehen sollten
Experten für Wiedereingliederung bieten kompetente Hilfe
Arbeitgeber, die psychisch erkrankten Mitarbeitern ihre Unterstützung anbieten
wollen, sollten sich zuvor entsprechend beraten lassen. Darauf weisen
Berufsgenossenschaften und Unfallkassen hin. Gerade bei psychischen Erkrankungen
kann frühzeitige Unterstützung lange Krankschreibungen oder gar Frühverrentung
verhindern. Wer jedoch vorschnell handelt, kann bei den Betroffenen Abwehr und
Ablehnung erzeugen - und erreicht damit das Gegenteil von dem, was er eigentlich
möchte.
"Angesichts des drohenden Fachkräftemangels erkennen immer mehr
Arbeitgeber, dass sie Verantwortung für die Gesundheit ihrer Beschäftigten
übernehmen müssen", sagt Dr. Dirk Windemuth, Arbeitspsychologe am BGAG -
Institut Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung
(DGUV) in Dresden. Das gilt auch für die seelische Gesundheit: Depressionen,
Burnout oder Angststörungen sind nach Angaben des BKK Bundesverbandes
mittlerweile die vierthäufigste Krankheit am Arbeitsplatz und der Hauptgrund für
vorzeitiges Ausscheiden aus dem Beruf. Allerdings fällt Führungskräften gerade
der Umgang mit psychisch Erkrankten schwer. "Die richtige Strategie, den
richtigen Ton bei psychischen Erkrankungen von Mitarbeitern zu treffen, gehört
sicherlich mit zu den schwersten Aufgaben, die auf einen Vorgesetzten zukommen
können", so Windemuth. "Beratung ist in diesen Fällen also besonders
wichtig."
Zeichen richtig deuten
Zunächst geht es darum, die Anzeichen
für eine psychische Erkrankung richtig zu deuten. Denn nicht jede
Stimmungsschwankung ist gleich eine psychische Störung. "Psychologische
Diagnosen können und sollten nur Klinische Psychologen oder speziell
ausgebildete Ärzte stellen", betont Windemuth.
Hohe Ausfallzeiten durch
Krankheit, auffälliges Verhalten wie Selbstgespräche, Zwänge oder Wahrnehmung
unrealistischer Dinge können aber einen Hinweis auf psychische Erkrankungen
geben. Auch verändertes Sozialverhalten in Form von sozialem Rückzug, starker
Gereiztheit oder offensichtlicher Leidensdruck wie bedrückte Stimmung über
längere Zeit können Anzeichen sein. Spätestens bei auffälligen Leistungseinbußen
wie extrem verlangsamtes Arbeiten oder hohe Fehlerquoten sollte sich der
Arbeitgeber mit Experten beraten, wie er helfen kann.
"In dieser
schwierigen Situation sollte der Arbeitgeber auf die Hilfe von Fachleuten
zurückgreifen", so Psychologe Dirk Windemuth. "Das kann der Betriebsarzt oder
ein Disability Manager sein, aber auch ein Spezialist der Berufsgenossenschaft
oder Unfallkasse." Zunächst müsse die Führungskraft herausfinden, ob der
Betroffene über seine psychischen Probleme sprechen und Hilfe bekommen möchte.
Wenn nicht, kann es sein, dass er in Abwehrhaltung geht und gar keine Hilfe mehr
annimmt. Windemuth: "Oft ist der Leidensdruck der Erkrankten aber auch so groß,
dass sie froh sind, wenn sie angesprochen werden und Hilfe angeboten
wird."
Hohe Kompetenz in Psychologie und Kommunikation
Ist die
Situation geklärt, sollte der Arbeitgeber Maßnahmen zur betrieblichen
Eingliederung planen, damit der Betroffene nicht in eine Abwärtsspirale aus
Krankschreibung und Angst vor Arbeitsplatzverlust gerät. Gerade hier kann ein
Disability Manager von Nutzen sein: "Disability Manager sind vor allem
Kommunikatoren, werden in ihrer Ausbildung neben dem Fachwissen umfangreich in
Psychologie und Kommunikation geschult", so Windemuth über die Experten, die das
gesetzlich vorgeschriebene betriebliche Eingliederungsmanagement umsetzen.
Disability Manager führen die unterschiedlichen Beteiligten zusammen und steuern
den gesamten Eingliederungsprozess. Sie gehören zu den wenigen Experten in
Deutschland, die sich in der komplexen Struktur von Hilfsangeboten des deutschen
Sozialsystems gut auskennen - etwa den Angeboten der Berufsgenossenschaften,
Krankenkassen, Integrationsämter, der Bundesagentur für Arbeit und anderen,
gerade auch im Bereich der Prävention und Rehabilitation psyc
hischer
Erkrankungen.
Internationaler Kongress zum Disability Management in
Berlin
Vom 22. bis zum 24. September 2008 treffen sich auf dem 4.
Internationalen Forum zum Disability Management (IFDM) in Berlin Experten und
Disability Manager aus aller Welt, um ihre Erfahrungen auszutauschen und
gemeinsam grenzüberschreitende Strategien auszuarbeiten. Dabei wird auch das
Themenfeld der psychischen Erkrankungen in der Arbeitswelt im Fokus stehen.
Veranstalter des IFDM sind die DGUV und das Bundesministerium für Arbeit und
Soziales. Ausführliche Informationen unter: www.ifdm2008.de
Weitere Informationen
zum Thema: www.disability-manager.de
Herr Stefan Boltz
Tel.: 030 288763-768
Fax: 030 288763-771
E-Mail: presse@dguv.de
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung
(DGUV)
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