Anzeige
30.11.2006 - dvb-Presseservice

Rentenprognose der Regierung fern ab der Realität

Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) hat den heute veröffent-lichten Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung einer kriti-schen Analyse unterziehen lassen.

Laut Rentenversicherungsbericht sollen die gesetzlichen Renten von 2007 bis 2020 um rund 21 Prozent zulegen. Das entspräche einer durchschnittlichen Steigerungsrate von 1,4 Prozent pro Jahr (von 2000 bis 2006 waren es nur 0,9 Prozent pro Jahr). Der Rentenbeitragssatz soll bis 2020 nicht über 20 Prozent steigen und damit im Verlauf der nächsten 13 Jahre praktisch unverändert bleiben (in den vergangenen 13 Jahren ist der Beitragssatz trotz wachsendem Bundeszuschuss um immerhin zwei Prozentpunkte gestiegen). Möglich wird diese Prognose nur durch äußerst optimistische Annahmen der Regierung zur Lohn- und Beschäftigungsentwicklung. So sollen die Löhne bis zum Jahr 2020 um drei Prozent jährlich ansteigen. In ihren bisherigen Rechnungen ging die Regierung von einem Anstieg von höchstens 1,2 Prozent aus. Außerdem wird im gleichen Zeitraum mit 800.000 neuen sozialversicherungspflichtigen Be-schäftigungsverhältnissen gerechnet.

Schon die Prognose zum Lohnanstieg ist sehr optimistisch, wie eine Gegen-überstellung von alten und neuen Regierungszahlen zeigt. Die Annahme zur Beschäftigungsentwicklung jedoch widerspricht allen vergangenen Entwick-lungen, so die Analyse von Professor Dr. Reinhold Schnabel, Essen, den das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) um eine kritische Prüfung bat. Denn die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von 20 bis 60 Jahren wird von 2010 bis 2020 um etwa zwei Millionen schrumpfen. Zudem ist der Trend weg von Normalarbeitsverhältnissen seit Jahren ungebrochen. Und schließlich geht die Arbeitslosigkeit bisher nur konjunkturbedingt zurück, die strukturellen Proble-me am Arbeitsmarkt bleiben bestehen.

Auch wenn es überraschender Weise zu einem Beschäftigungsboom käme, hätte das angesichts der dramatisch steigenden Zahlen zukünftiger Rentner kaum einen positiven Effekt auf Beitragssätze und Rentenniveau. Denn der Nachhaltigkeitsfaktor und der noch ausstehende Nachholfaktor schränken das Erhöhungspotential bei den Renten stark ein. Laut dem Präsidenten der Deut-schen Rentenversicherung Herbert Rische, kann es frühestens in drei Jahren zu einem geringen Anstieg kommen. Selbst bei einem kräftigen Lohnanstieg von drei Prozent wären zwar theoretisch Rentensteigerungen von maximal zwei Prozent möglich. Die aber werden durch steigende Beiträge für Kranken-kasse und Pflege sowie durch die Inflation aufgefressen. „Auch bei guter wirt-schaftlicher Entwicklung sind reale Rentensteigerungen auf viele Jahre ausge-schlossen.“ betont Professor Schnabel.



Herr Bernd Katzenstein
E-Mail: katzenstein@dia-vorsorge.de

Deutsches Institut für Altersvorsorge
Hansaring 61
50670 Köln
Deutschland
www.dia-vorsorge.de