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24.09.2007 - dvb-Presseservice

Schleichende Gefahr für Patienten und Gesundheitssysteme

Übermäßiger Antibiotikaeinsatz und mangelnde Hygiene in Kliniken lassen "Superbakterien" entstehen und werden zu einer Gefahrenquelle für Patienten. Allianz und Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene stellen ihren Report "Krank im Krankenhaus" vor.

In Europa infiziert sich jeder zehnte Krankenhauspatient in der Klinik. Jährlich erkranken mindestens drei Millionen Menschen an so genannten nosokomialen Infektionen, mehr als 50.000 sterben sogar daran. Allein in Deutschland infizieren sich pro Jahr zwischen 500.000 und einer Million Menschen im Rahmen von Klinikenaufenthalten mit Erregern von Krankenhausinfektionen. Bei Patienten auf Intensivstationen liegt das Infektionsrisiko sogar bei über 15 Prozent.

Besorgniserregend ist vor allem die Tatsache, dass die für die Infektion ursächlichen Bakterien oft mit herkömmlichen Antibiotika nicht mehr zu bekämpfen sind. So konnten sich "Superbakterien" wie der multiresistente Staphylococcus aureus (MRSA) entwickeln, welche leicht übertragbar, schwer zu bekämpfen und die häufigste Ursache für lebensbedrohliche Infektionen bei Klinikpatienten sind.

Fakten allgemein verständlich aufbereitet

"Der Medizin ist es bisher nicht gelungen, für dieses brennende Problem eine befriedigende Lösung zu finden", sagt Michael Wiechmann, Leiter der Abteilung Leistungs- und Gesundheitsmanagement bei der Allianz Privaten Krankenversicherungs-AG. "Diese Infektionen sind allein deshalb eine ernst zu nehmende Gefahr, da sie den Großteil aller Komplikationen im Krankenhaus ausmachen."

Mit dem Report "Krank im Krankenhaus. Resistente Erreger - eine schleichende Gefahr für Mensch und Gesundheitssysteme" will die Allianz einen Beitrag zur Aufklärung leisten. Für die interessierte Öffentlichkeit wurden die wichtigsten Fakten zusammengetragen und allgemein verständlich aufbereitet.

Antibiotika oft unnötig eingesetzt

Führende Wissenschaftler wie Professor Axel Kramer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) und Direktor des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin an der Universität Greifswald, Professor Markus Dettenkofer von der Universität Freiburg, oder Professor J. Glenn Morris von der Universität Maryland erklären, warum resistente Erreger gefährlich sein können, aber auch, wie man sich vor ihnen schützen kann. "Es soll dabei weder Panik geschürt werden, noch sollen die bestehenden Gefahren verharmlost werden", sagt Michael Wiechmann.

Ursache für die Bildung und Ausbreitung von Resistenzen ist der oft wahllose beziehungsweise unnötige Einsatz von Antibiotika. "Ein großer Teil davon ist entbehrlich", so Axel Kramer. "Begünstigt wird die Resistenzentwicklung durch falschen Einsatz, Unterdosierung sowie zu kurze oder zu lange Anwendungsdauer."

Die Politik steht in der Pflicht

Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene fordert eine gesamtnationale Präventionsstrategie. Denn auf Grund ihrer gesetzlichen Hoheit legen die Bundesländer die Umsetzung der Krankenhaushygiene selbst fest. "Nur vier Bundesländer haben bislang eine Krankenhaushygieneverordnung", sagt Axel Kramer.

Die Politik müsse endlich das Problem der Krankenhaushygiene in Deutschland oben auf ihre Agenda nehmen."In Akutkrankenhäusern mit mehr als 450 Betten brauchen wir hauptamtliche Krankenhaushygieniker und für je 300 Betten muss eine speziell ausgebildete Krankenschwester für Krankenhaushygiene zur Verfügung stehen", so Kramer. Außerdem müssten von staatlicher Seite zusätzliche Kapazitäten für die Ausbildung der Medizinstudenten sowie Weiterbildungskapazitäten für Fachärzte für Hygiene geschaffen werden.

"Diese Vorgaben müssen gleichzeitig verbindlich in den Hygieneverordnungen der einzelnen Bundesländer festgeschrieben werden", fordert der Präsident der DGKH. "Um diese Regelungen auf breiter Basis durchzusetzen, sollten Krankenkassen schließlich nur noch Verträge mit Krankenhäusern schließen dürfen, die ein wirksames Qualitätsmanagement für Hygiene etabliert haben."

Belastung für das Gesundheitssystem

Der dramatische Anstieg der Zahl resistenter und multiresistenter Erreger sowie die dadurch gestiegenen Infektionsraten belasten das gesamte deutsche Gesundheitssystem und treiben damit auch die viel diskutierten Lohnnebenkosten nach oben. Auch wenn die direkten und indirekten Kosten dieses Problems nur schwer zu quantifizieren sind, so ist der Schaden für die Krankenkassen und privaten Krankenversicherungen enorm.

Auch für Krankenhäuser wird es immer schwieriger, ohne ein funktionierendes Risikomanagement an Versicherungsschutz zu kommen. Denn nur noch wenige Versicherungen schließen Policen mit Krankenhäusern ab. So sind beispielsweise die Haftpflichtprämien in den letzten Jahren überproportional gestiegen. Und es gibt heute bereits Krankenhäuser, die nicht versichert sind.

Prävention ist die beste Medizin

Das Wissen um die Notwendigkeit der Prävention nosokomialer Infektionen ist die aktuelle Herausforderung. Um das zu erreichen, gehen Krankenhäuser wie zum Beispiel das Universitätsklinikum Greifswald und die Vivantes Kliniken in Berlin seit geraumer Zeit neue Wege. Mit der Umsetzung eines so genannten Multibarrierenkonzepts sind sie Vorreiter in Deutschland.

"Wir schulen das gesamte bei uns beschäftigte Personal umfassend und achten konsequent darauf, dass die Hygienerichtlinien strikt eingehalten werden", sagt Professor Claus Bartels, Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Greifswald. "Gleichzeitig werden bei uns Antibiotika restriktiv und gezielt eingesetzt."

Krankenhäuser müssen sich für die Zukunft rüsten

In einer Zeit, in der die Budgetierung der Krankenhausetats Einsparungen zwingend notwendig macht, bestehen gerade auch bei der Vermeidung nosokomialer Infektionen und des rationalen Umgangs mit Antibiotika erhebliche Reserven. Die konsequente Prävention von Infektionen bindet zwar Ressourcen, die aber leicht durch die Verkürzung der Liegezeit erwirtschaftet werden. Langfristig zahlt sich ein solches Verhalten also in jedem Fall aus.

"Wir gehen davon aus, dass Krankenhäuser, die den Kampf gegen resistente und multiresistente Erreger vernachlässigen, langfristig mit negativen wirtschaftlichen Folgen rechnen müssen", sagt Michael Wiechmann von der Allianz.

Bei der Einführung eines Risikomanagement-Systems, das ein adäquates Infektions-Controlling und -reporting sicherstellt, könnten Krankenhäuser auch von den Erfahrungen der Versicherungsbranche profitieren. Die Versicherungen verfügen über eine Sammlung von historisch gesicherten Risikodaten und umfangreiche Erfahrungen beim Prozessmanagement. "In Zukunft werden sich nur noch diejenigen Häuser am Markt durchsetzen, die die Anforderungen der Patienten, der einweisenden Ärzte, Krankenkassen, Banken, Versicherungen und des Gesetzgebers nachhaltig erfüllen", so Wiechmann.



Herr Ulrich Hartmann
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