Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder Behinderungen Chancen auf
Arbeit zu geben, wird zu einer zentralen Herausforderung. Mit dieser Botschaft
startete im Beisein des Bundesministers für Arbeit und Soziales, Olaf Scholz und
des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Klaus
Hinne, das 4. Internationale Forum zum Disability Management in Berlin. Vom 22.
bis 24. September diskutieren Fachleute aus allen Teilen der Welt über
Strategien, um Hindernisse für die Beschäftigung von kranken und behinderten
Menschen zu überwinden und die Prävention am Arbeitsplatz zu verbessern.
Gastgeber des Forums sind das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS)
und die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV).
"Disabiltiy
Management ist Programm und als Dienstleistung ein Instrument zur Erhaltung der
Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitnehmern in einer älter werdenden
Gesellschaft", erklärte der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister
für Arbeit und Soziales und Tagungspräsident des Forums, Franz Thönnes. "Der
demographische Wandel und die Veränderungen in der Arbeitswelt erfordern mehr
Anstrengungen für gute und gesunde Arbeit. Wer dennoch krank wird, dem soll
kompetent und schnell geholfen werden, wieder in das Arbeitsleben zurückkehren
zu können." Deshalb habe der Gesetzgeber schon 2004 das betriebliche
Eingliederungsmanagement eingeführt. Es ermöglicht allen Beschäftigten, die im
Jahr länger als sechs Wochen arbeitsunfähig sind, professionelle Hilfen vom
Unternehmen in Anspruch zu nehmen, ja
einzufordern.
DGUV-Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Breuer - zweiter
Tagungspräsident des Forums - machte auf die guten Erfahrungen der
Berufsgenossenschaften und Un-fallkassen bei der Wiedereingliederung von
Versicherten nach Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten aufmerksam. Hier gelang
es im vergangenen Jahr - auch dank der guten Arbeitsmarktlage - in gut 90
Prozent der Fälle, in denen der Arbeitsplatz durch Unfall oder Krankheit in
Gefahr war, den Arbeitsplatz zu erhalten oder Versicherte wieder in Arbeit zu
bringen. "Diese Erfahrungen zeigen, welches Potenzial das frühzeitige und
professionelle Management von Erkrankungen bietet."
Dass noch viel zu tun
ist, zeigen aktuelle Daten der Rentenversicherung: Danach wurden im vergangenen
Jahr rund 160.000 Menschen frühverrentet. Aktuelle Daten der
Betriebskrankenkassen legen nahe, dass allein die Kosten für arbeitsbedingte
Frühberentung etwa zehn Milliarden Euro im Jahr betragen.
Auch bei der
Beschäftigung schwerbehinderter Menschen gibt es Nachholbedarf. So gab es kapp
170.000 schwerbehinderte Arbeitslose im August 2008. Damit profitierte auch
diese Gruppe von der gesunkenen Arbeitslosigkeit (gegenüber August 2007 lag der
Wert um 8,8 Prozent niedriger), jedoch nicht so sehr wie der Durchschnitt der
Arbeitslosen (minus 13,8 Prozent für denselben Zeitraum).
Die Frage, wie
die betriebliche Eingliederung verbessert werden kann, ist ebenso Gegenstand des
Forums wie die Erkenntnis, dass Eingliederungsmanagement zwar in Großunternehmen
inzwischen gängige Praxis ist, kleine und mittelgroße Unternehmen aber
zurückhaltend sind. Im Mittelstand fehlen oft Know-how und personelle
Ressourcen. Deshalb verstärken Staat, Sozialversicherungsträger und
Sozialpartner in Deutschland hier ihr Engagement, schaffen Voraussetzungen für
mehr Beratung und passgenaue Angebote - vom Gesprächsleitfäden bis zu
Musterbetriebsvereinbarungen. Mit der Initiative "Neue Qualität der Arbeit"
(INQA) ist in Deutschland darüber hinaus eine Partnerschaft etabliert, die
gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen mit den wirtschaftlichen Interessen
der Unternehmen verbindet. Auch das Programm zur Humanisierung der Arbeit soll
helfen, auf diesem Feld weiterzukommen und den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz
fortlaufend zu verbessern.
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