Auf dem "Forum Alterssicherung 2007" konnten sich
heute Makler und Finanzberater über die Umsetzung der
EU-Portabilitätsrichtlinie in deutschen Unternehmen, die Übertragung von
Pensionslasten auf einen kapitalmarktorientierten Pensionsfonds sowie die
ersten Erfahrungen mit dem Tarifvertrag über Altersvorsorgewirksame Leistungen
in der Metall- und Elektroindustrie informieren und mit namhaften Referenten
diskutieren. Eingeladen hatten hierzu die Gerling Pensions-Management GmbH und
die HDI Pensionsmanagement AG. Im Hinblick auf die diesjährige Verschmelzung
der Pensionsmanagement-Gesellschaften zur HDI-Gerling Pensionsmanagement AG handelte
es sich erstmals um ein gemeinsames Fachforum am Standort Köln.
PORTABILITÄT AUS DEUTSCHER SICHT
Über den bevorstehenden Entwurf der europäischen Kommission zur so genannten "EU-Portabilitätsrichtlinie"
äußerte sich Klaus Stiefermann, Geschäftsführer der aba Arbeitsgemeinschaft für
betriebliche Altersversorgung e.V., kritisch. Laut Stiefermann mache die
EU-Kommission den zweiten vor dem ersten Schritt. "Statt Portabilität zu
fördern, sollte die Ausweitung der betrieblichen Altersversorgung gefördert
werden", stellte der aba-Geschäftsführer heraus. Schließlich verfügen
bisher rund 40 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland und der EU noch nicht
über eine Betriebsrentenzusage. Er befürchte, dass sich das Richtlinienvorhaben
zum "Trojanischen Pferd" entwickle. Unverfallbarkeit, Dynamisierung
der Anwartschaften sowie Auskunftspflichten sollten nicht Regelungsgegenstand der
Kommission sein.
Stiefermann sieht mit dem Vorhaben eine Tendenz zu steigenden Kosten sowie sinkenden
Leistungen zu Lasten der betroffenen Arbeitnehmer. Darüber hinaus würde der
Trend hin zu Beitragszusagen ebenso forciert wie der Trend weg von attraktiven
Innenfinanzierungssystemen. "Diese Richtlinie ist aus deutscher Sicht ein
schwerer Schlag. Wahrscheinlich ist sie gut gemeint. Das heißt aber noch lange
nicht, dass sie auch gut gemacht ist."
KOSTENGÜNSTIGE AUSLAGERUNG VON PENSIONSLASTEN
Immer stärker ins Blickfeld rücken derzeit auch die Pensionslasten im Bereich
von Mergers & Acquisitions. Hierzu erklärte Dr. Paul Kluitmann, Geschäftsfeldleiter
bei der Gerling Pensions-Management GmbH, in seinem Vortrag auf dem Forum:
"In der heutigen Unternehmenslandschaft finden vermehrt Eigentümerwechsel
und Betriebsübergänge statt. Beim Verkauf von Unternehmen gehen die Pensionen
gleichzeitig auf den Käufer über. Ein Weg mit diesen ?ungeliebten Erbschaften?
umzugehen, stellt die Auslagerung von Pensionsverpflichtungen dar."
Welche Möglichkeiten Unternehmen nach der siebten Novelle des Versicherungsaufsichtsgesetzes
(VAG) offen stehen, erläuterte Prof. Dr. Hanns-Jürgen Weigel, Vorstand der
Pensor Pensionsfonds AG, anhand eines Praxisbeispiels. "Bisher mussten
Betriebe hohe Summen für die Übertragung von Pensionslasten auf einen
Pensionsfonds und/oder eine Unterstützungskasse aufbringen, die sich auf ein
Mehrfaches der bilanzierten Pensionsrückstellungen belaufen konnten. Infolge
der VAG-Novelle können wir heute Produktlösungen anbieten, mit denen bei den
Unternehmen deutlich weniger Liquidität abfließt", so Weigel. "Unser
Beispiel eines mittelständischen Unternehmens aus der EDV-Branche mit 25
Millionen Euro Pensionsrückstellungen zeigt, dass für die Auslagerung auf einen
kapitalmarktorientierten Pensionsfonds zunächst ein nur geringfügig höherer Betrag
bereit gestellt werden muss. Eine rein versicherungsförmige Lösung, wie dies
zuvor nur möglich gewesen ist, wäre deutlich teurer und für solch eine
Gesellschaft schwer finanzierbar." Darüber hinaus zeigte der bAV-Experte
auf, wie bei der kostengünstigen Variante mit den Risiken der Kapitalanlagen
und des biometrischen Verlaufs umzugehen sei.
ERFAHRUNGSBERICHT ZUM TARIFVERTRAG ÜBER ALTERSVORSORGEWIRKSAME LEISTUNGEN
Karsten Tacke, Geschäftsführer Gesamtmetall, bezeichnete die ersten Erfahrungen
mit dem Tarifvertrag über Altersvorsorgewirksame Leistungen der Metall- und
Elektroindustrie als "Win-win-Situation auf allen vier Ebenen". Auf
der Ebene der Tarifpolitik könne durch dieses neue Vertragswerk, mit dem tarifliche
Leistungen seit Oktober 2006 exklusiv für die Altersvorsorge zweckgebunden
werden, das Konzept "Der Arbeitgeber organisiert, der Arbeitnehmer
finanziert und wählt" fortgesetzt werden. Mit Blick auf die Sozialpolitik
sei das Tarifentgelt für die Altersvorsorge zweckgebunden und das sei durchaus
positiv, denn jedes Jahr früher zählt in der Altersvorsorge doppelt. "Auch
die dritte und vierte Ebene, also der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber,
profitiert von dem neuen Vertragswerk", stellte Tacke fest. Der Beschäftigte
erhielte statt steuerlich kaum geförderte Vermögenswirksame Leistungen eine
steuerlich attraktive Altersvorsorge. Zudem schaffe die Zweckgebundenheit
rechtzeitig Impulse für die Arbeitnehmerschaft. Der Arbeitgeber habe weder
einen Mehraufwand bei der Kostenstruktur noch bei der Verwaltung, kann dafür
das Altersvorsorgekonzept personalpolitisch nutzen.
Dennoch ist das Tarifkonzept nach Aussagen des Gesamtmetall-Geschäftsführers längs
nicht ausreichend. "Jetzt ist der Gesetzgeber am Zug." Durch weitere Belastungen,
beispielsweise dem Wegfall der Sozialversicherungsfreiheit, sinke für
Unternehmen die Bereitschaft, die Entgeltumwandlung zu unterstützen. Die
Beitragspflicht führe zum Kostensprung beim Entgeltzusatz und schwäche
individuell veranlasste Altersvorsorge durch Entgeltumwandlung. "Daher ist
die Beitragsfreiheit für den Tarifvertrag unerlässlich, und es müssen
entsprechende Rahmenbedingen geschaffen werden", forderte Tacke auf dem
"Forum Alterssicherung 2007" in Köln.
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