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17.04.2007 - dvb-Presseservice

Wohin steuert die alternde Gesellschaft?

Deloitte Studie „Serving the Aging Citizen“ zeigt: Der Staat muss umdenken – auch in Steuerfragen – sonst droht die Rente mit 76 Jahren

München – Deutschland altert und ist damit nicht allein. Die demografische Entwicklung in nahezu allen Industrieländern sorgt in den nächsten Jahrzehnten für Herausforderungen, denen sich Regierungen, Wirtschaft und Bürger stellen müssen. Zur Lösung dieser Problematik können eine verstärkte Einwanderung sowie Anreize zur Erhöhung der Geburtenrate beitragen. Zur Finanzierung des demografischen Wandels sind jedoch Umstellungen im Steuersystem unumgänglich. Da diejenige Altersgruppe, die derzeit die Hauptsteuerlast trägt, schrumpft, müssen neue Einnahmequellen gesucht werden. Darüber hinaus ist eine deutliche Erhöhung des Renteneintrittsalters erforderlich. Das sind einige Resultate der „Serving the Aging Citizen“-Studie von Deloitte zum Thema „Folgen der demografischen Entwicklung“.

Deutschland hat mit der „Rente mit 67“ bereits erste Schritte unternommen – da das Land gemeinsam mit Japan und Italien ganz weit oben auf der Liste der am stärksten alternden Gesellschaften steht. „Durchschnittlich bekommt jede Frau in Deutschland 1,32 Kinder, in Italien sind es mit 1,28 Kindern sogar noch weniger. Japan liegt mit 1,37 Kindern etwas über dem deutschen Wert. Zudem scheiden die Deutschen – wie die meisten EU-Bürger – immer früher aus dem aktiven Arbeitsleben aus. Doch fast alle Industrieländer leiden unter dem fortschreitenden demografischen Ungleichgewicht, auch Nationen wie China bleiben davon nicht verschont“, weiß Thomas Northoff, Geschäftsführender Partner von Deloitte. „Die Konsequenzen eines immer höheren Anteils nicht erwerbstätiger Bürger sind Arbeitskräftemangel, geringerer Konsum und schwaches Wirtschaftswachstum.“

Bedeutung erwerbsabhängiger Steuern muss sinken

Wenn der Staat seine Aufgaben bei der Versorgung der Bevölkerung auch künftig wahrnehmen will, muss er seine derzeitigen Finanzierungsmodelle gründlich restrukturieren. In erster Linie betrifft dies die Steuerpolitik. Die Einnahmen aus Lohn- bzw. Einkommensteuern sinken mit dem Anteil an Erwerbstätigen. Der Gesetzgeber muss mit einer Reihe von Maßnahmen gegensteuern, wenn er nicht mit leeren Händen dastehen will. Allgemeine Steuererleichterungen sowie Steuerprivilegien von Rentenempfängern müssen gestrichen und Dienstleistungen besteuert werden, da diese – im Gegensatz zu Konsumgütern – vermehrt von Senioren nachgefragt werden. Auch die Steuer-Einnahmebasis muss mehr Flexibilität erlauben und auf mehr Standbeinen anstelle einiger weniger ruhen.

Rente mit 76?

Nicht nur die Steuer-, auch die Rentenpolitik muss sich den veränderten Gegebenheiten anpassen. Konkret bedeutet das eine Anhebung des künftigen Renteneintrittsalters. In Deutschland wurde es gerade erst auf 67 Jahre erhöht, Großbritannien plant eine Erhöhung auf 68 Jahre. Und liegt immer noch zu niedrig: Ohne Immigrationseffekte müsste das Eintrittsalter in der EU auf 76 Jahre steigen, um die Relation von Erwerbstätigen zu Rentnern auf dem Niveau von 1995 zu halten. Bemühungen in diese Richtung sind in vielen Ländern zu beobachten, in den USA beispielsweise wurde die Tendenz zur Frühverrentung bereits zu Beginn der 1990er-Jahre gestoppt. Auch Deutschland hat nun ein entsprechendes Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht: die volle Besteuerung der Renten ab 2046, rigide Rentenkürzungen im Fall eines früheren Renteneintritts als mit 65 Jahren, finanzielle Anreizen für jene, die darüber hinaus erwerbstätig bleiben, die situationsabhängige Zahlungskürzung sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen für ältere Arbeitnehmer.

Alternative Einnahmequellen – Nutzungsgebühren und Public Private Partnerships

Der öffentlichen Hand stehen weitere Möglichkeiten zur Verfügung, ihre Einnahmen- und Ausgabensituation in Balance zu halten. Eine ist die verstärkte Konzentration auf Nutzungsgebühren anstelle allgemeiner Steuern. Ein durchaus attraktives Modell – das zum Beispiel in den USA schon zum Einsatz kommt. Schätzungen zufolge werden die US-Counties in wenigen Jahrzehnten ebenso viel an Nutzungsgebühren einnehmen wie an Grundsteuern. Die Vorteile sind vielfältig: Sie sind effektiver, weil sie den Betroffenen die Kosten transparent vor Augen führen, und flexibler, denn sie können an den jeweils aktuellen Bedarf angepasst werden.

Um seine Ausgaben zu verringern und effizienter einzusetzen, kann der Staat zudem vermehrt auf Public Private Partnerships setzen. In den USA und in Großbritannien wird dies bereits erfolgreich praktiziert, auch in Kontinentaleuropa sind solche Partnerschaften klar auf dem Vormarsch.

„Das Problem der alternden Gesellschaft betrifft zahlreiche Nationen der Welt. Sie alle können den entstehenden Problemen auf zwei Ebenen begegnen: einerseits durch Versuche, den Trend zu stoppen, andererseits aber auch durch steuer- und rentenpolitische Ansätze sowie neue Einnahmemöglichkeiten zur Finanzierung der veränderten Situation“, fasst Thomas Northoff zusammen.

Die komplette Studie finden Sie hier zum Download.



Frau Isabel Milojevic
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