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24.09.2007 - dvb-Presseservice

Stellungnahme BVZL - FB USA zu Handelsblattartikel

Der Bundesverband Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherung e. V. (BVZL) nimmt im Folgenden Stellung zu einem Artikel, erschienen im Handelsblatt am 14.09.2007 mit dem Titel: „Fitch warnt vor US-Lebenspolicen“.

Besagter Artikel beschäftigt sich mit einer Studie, die am 12.09.2007 unter dem Titel „Fatal Attraction: Risks in the Secondary Market for Life Insurance“ von der Ratingagentur Fitch Ratings veröffentlicht wurde. Das Handelsblatt sieht die Hauptaussage dieser Untersuchung als scharfe Warnung vor US-Lebensversicherungspolicen, Untertitel: „Ratingagen-tur prangert unsaubere Geschäftspraktiken an – Mil-liardenmarkt für deutsche Anleger“.

Nach Meinung des BVZL hat die vorliegende Studie eine ganz andere Zielrichtung als in oben genanntem Artikel dargestellt: es wurde untersucht, welche Aus-wirkungen die Life Settlement Branche auf die Boni-tät US-amerikanischer Versicherungsgesellschaften haben könnte.

Fitch selbst hat in einer Presseinformation vom 13.09.2007 die eigene Studie mit den Worten vorge-stellt und betitelt: „Life Settlements Not a Rating Is-sue Now for Insurers, But Could Be in Future“ (über-setzt: „Life Settlements sind derzeit kein Ratingthema für Versicherungen, könnten es aber in der Zukunft sein“).

Die Fitch-Analysten haben dabei für den US-Lebensversicherungszweitmarkt typische Marktspezi-fika, wichtige Parameter und Besonderheiten (spe-zielle Versicherungstypen und -policen) und auch Problemfelder dargestellt, die so auch richtig und sowohl dem BVZL als auch der interessierten Öffent-lichkeit bekannt sind.

Die Studie zeigt aber auch die dringende Notwendig-keit, sich die Kernproblematik dieses Marktes, näm-lich den Konflikt der versteckten Profite der Versiche-rungsgesellschaften auf Kosten der Konsumenten vor Augen zu führen. Ähnlich wie in Deutschland ist die nordamerikanische Lebensversicherungspolice ineffizient. In die Kalkulationen US-amerikanischer Versicherer – im übrigen hierzulande auch – fließt ein, dass Versicherungspolicen verfallen oder weit unter ihrem wahren Wert an den Versicherer zurück-gegeben werden. Damit gibt es ohne Zweitmärkte eben gerade keinen angemessenen Wert von Assets für den Konsumenten. Man stelle sich nur vor, ein Gebrauchtwagen könne nur an den ursprünglichen Hersteller und nicht am Markt zurückgegeben werde. Oder ein Einfamilienhaus nur den ursprünglichen Bauunternehmer. Diese Vermögensgegenstände brächten dann nur einen Bruchteil ihres tatsächlichen Wertes ein. Ebenso verhält es sich mit Lebensversi-cherungspolicen. Demnach ermöglicht erst der sich aktuell bildende Zweitmarkt dem Konsumenten, selbst an dem von ihm geschaffenen Wert zu partizi-pieren.

Wie Fitch in seinem Report völlig richtig darstellt, fehlen diese Profite dadurch den Versicherern, weil sie nun dem Konsumenten und den Anlegern in Le-bensversicherungspolicen zu Gute kommen. Wie alle Monopolisten neigen auch Lebensversicherer dazu, ein Aufweichen ihres Monopols zu bekämpfen. Ein funktionierender Markt ist jedoch in jeder Assetklas-se, gleich ob Autos, Häuser oder Lebensversiche-rungen erst existent, wenn es einen freien und fairen Wettbewerb, also einen funktionierenden Zweitmarkt gibt. Die renommierte Wharton School (Pennsylva-nia, USA) kam in einer ausführlichen Studie zum Zweitmarkt für US-Lebensversicherungen bereits im Jahr 2002 zu genau diesem Ergebnis. Gleichzeitig kritisierte die Studie die Versuche der Lebensversi-cherer, das Entstehen eines funktionierenden Zweit-marktes zu verhindern.

Klar ist auch, dass in einem freien Markt – noch dazu in einem relativ neuen – nicht gänzlich ausgeschlos-sen werden kann, dass sich dort auch „Schwarze Schafe“ tummeln. Freier Markt bedeutet in diesem Zusammenhang jedoch nicht unreguliert, nicht „Wil-der Westen“. Da geht es dem Life Settlement Markt nicht besser als anderen Märkten. Unlautere Ge-schäftspraktiken sind auf dem Life Settlement Markt allerdings die seltene Ausnahme.

Seit den Anfängen in den 90er Jahren wurden von staatlicher Seite aufwendige Maßnahmen zur Markt-regulierung umgesetzt und Marktregularien etabliert. Es gibt für Broker, ebenso wie für Provider, in vielen Bundesstaaten umfassende Regeln und Lizenzpflich-ten. Weiterhin gibt es Bundesstaat übergreifende Regelungen. Ebenso haben die statistischen Grund-lagen und Instrumentarien zur Preisfindung einen transparenten Erwerbsprozess etabliert.

Nicht zuletzt durch das Engagement großer instituti-oneller Investoren und Gesellschaften wie beispiels-weise Deutsche Bank, GoldmannSachs, Crédit Suis-se und HypoVereinsbank sowie den Zusammen-schluss einiger bedeutender Großinvestoren in der Institutional Life Markets Association (ILMA) hat eine erhebliche Professionalisierung des Life Settlement Marktes statt gefunden. Auch damit wird ein funktio-nierender, professioneller Zweitmarkt langfristig ge-währleistet. Der BVZL nimmt diese positiven Entwick-lungen sehr erfreut zur Kenntnis, hat er sich doch seit seinen Anfängen im Jahr 2004 stets für mehr Trans-parenz und höhere regulatorische Standards im US-amerikanischen Life Settlement Markt eingesetzt.

Der BVZL bedauert sehr, dass eine durchaus objek-tive Studie über eventuelle zukünftige Auswirkungen des US-amerikanischen Lebensversicherungszweit-marktes auf die Bonität von Erstversicherern derart negativ wertend interpretiert wird und eine Pauschal-verurteilung einer gesamten Anlageklasse erfolgt.



Herr Thomas Laumont
Tel.: 089/ 24 20 37-08
E-Mail: info@bvzl.de

BVZL Bundesverband Vermögensanlagen
im Zweitmarkt Lebensversicherungen e.V.
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