In dem Artikel werden Kunden vorgestellt, die erst durch die finanziellen Folgen einer Prämienerhöhung auf die Detailtiefe der gesammelten Daten aufmerksam wurden. Datenschützer haben schon immer vor der Erstellung von persönlichen Risikoprofilen als Teil des Geschäftsmodells gewarnt, da jede Profilbildung die Gefahr birgt, die Freiheit des Betroffenen einzuschränken. Die US-Hersteller beauftragten Datenanalysefirmen, die Fahrdaten aus den Fahrzeugen auszuwerten und diese konkreten und personenbezogenen Informationen an die Versicherungen zu liefern.

Auch deutsche Autofahrer wissen nicht, welche Fahrzeugdaten gespeichert werden und haben auch keinen Zugriff darauf.
In dem vorgestellten Fall stellte ein 65-jähriger Software-Unternehmer aus Seattle fest, dass seine Versicherungsprämie aufgrund eines erhöhten Risikos um 21 Prozent gestiegen war, obwohl er sich selbst als vorsichtigen Fahrer einschätzte. Er bat um eine detaillierte Analyse seiner Fahrdaten durch das Datenunternehmen LexisNexis, das dies für seinen Autohersteller tut. Das Datenunternehmen hat eine Abteilung „Risk Solutions“ (Risikolösungen) für die Analyse von Risiken im Straßenverkehr, einschließlich aller Unfälle und Strafzettel. Der Bericht über die letzten 6 Monate der Nutzung durch den Kunden umfasste mehr als 130 Seiten, auf denen jede Fahrt des Fahrzeugs aufgeführt war: Start- und Endzeit, zurückgelegte Strecke sowie alle starken Beschleunigungen, abrupten Bremsmanöver oder scharfen Kurven. Lediglich der Ort der Fahrten war nicht vermerkt.
Weltweit sind Autofahrer zurückhaltend bei der Teilnahme an Telematikprogrammen, hat Ford sogar in einer Patentanmeldung formuliert. Deshalb sammeln Autofirmen direkt Informationen aus internetfähigen Fahrzeugen und geben diese auch an die Versicherungswirtschaft weiter. Da das Kleingedruckte und undurchsichtige Datenschutzbestimmungen mittlerweile Standard bei Vertragsabschlüssen sind und gerade beim emotionalen Kauferlebnis eines Neuwagens nicht beachtet werden, weiß kaum ein Autobesitzer von diesen Partnerschaften.
Kunden von General Motors berichten, dass ihre Daten auch dann gesammelt wurden, wenn sie eine optionale digitale Tracking-Option nicht aktiviert hatten. Auch sie wurden erst durch höhere Versicherungsprämien auf die Datenerfassung aufmerksam.
Der Fall hat die Politik erreicht. Die Zusammenarbeit von Autoherstellern und Versicherungen bei der Datensammlung über ahnungslose Autobesitzer wurde von einem Senator als unlauter und irreführend bezeichnet, was nach Verbraucherschutzgesetzen verboten ist.
Tatsächlich war der Hinweis auf die Datensammlung sehr versteckt. Während auf dem Bildschirm im Fahrzeug unter der Überschrift „Respekt für Ihre Privatsphäre“ dem Kunden versichert wird, dass „Daten niemals ohne Ihre Zustimmung weitergegeben werden“, wird in den 2000 Wörtern umfassenden Allgemeinen Geschäftsbedingungen auf dem Bildschirm genau diese Weitergabe verbindlich vereinbart.
Heise berichtet über eine Untersuchung der Datenschutzrichtlinien von mehr als 25 Automarken durch Mozilla im vergangenen Jahr. Autofahrer hätten kaum eine Vorstellung davon, wozu sie ihre Zustimmung geben, wenn es um die Sammlung von Daten geht. Es sei für sie praktisch unmöglich, die mit Gesetzestexten gefüllten Richtlinien der Autohersteller, ihrer vernetzten Dienste und Apps zu verstehen. Autos seien zu einem Alptraum für die Privatsphäre geworden. Es wurde festgestellt, dass Autos Daten über den Einwanderungsstatus und sexuelle Aktivitäten sammeln.
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