Im Digital Insurance Podcast spricht Thomas Fröhlich über die neuesten Entwicklungen in der Welt der künstlichen Intelligenz. Die Episode beleuchtet drei zentrale Themen: den bevorstehenden Launch von Google Gemini 3.0, ein bemerkenswertes Erlebnis mit einem KI-gestützten Kundensupport sowie eine aktuelle EY-Studie, die aufdeckt, warum Unternehmen das Potenzial künstlicher Intelligenz nur zu 60 Prozent ausschöpfen.
Google Gemini 3.0: Der Sprung zum autonomen Agenten
Google steht kurz vor der Veröffentlichung von Gemini 3.0, und die Erwartungen sind hoch. Thomas Fröhlich ordnet ein, warum Google oft unterschätzt wird: "Alle denken immer, OpenAI sei das Wahnsinnsding. Am Ende des Tages ist es Google. Ich weiß gar nicht, ob sie aufgeholt haben oder ob sie immer schon vorne waren." Er erinnert daran, dass das grundlegende Transformer-Modell, auf dem auch ChatGPT basiert, ursprünglich von einem Google Research Team entwickelt wurde.
Der entscheidende Unterschied zu bisherigen Versionen liegt im Konzept des "Large Autonomous Agent". Während aktuelle KI-Modelle auf Fragen antworten und Texte generieren, sollen autonome Agenten komplexe, mehrstufige Aufgaben selbstständig erledigen. Als Beispiel dient die Urlaubsbuchung: "Das ist halt nicht linear. Das ist ein Hin und Her und Abwägen und Vergleichen und eine Information, die man neu lernt, wieder einbinden, wieder von vorne anfangen."
Wenn der Chatbot wirklich hilft
Ein konkretes Erlebnis aus dem Arbeitsalltag zeigt, was KI-gestützte Systeme heute bereits leisten können. Bei einem technischen Problem erwartete er den üblichen frustrierenden Ablauf mit einem Support-Chatbot. Doch es kam anders: "Der sagte: Ich habe das Problem gefunden. Ich habe das Verarbeiten neu angestoßen. In zehn Minuten müsste das Problem gelöst sein." Wenige Minuten später war das Problem tatsächlich behoben, komplett ohne menschlichen Eingriff.
Die 40-Prozent-Lücke: Warum KI-Potenzial brachliegt
Eine aktuelle EY-Studie unter 1.500 Unternehmen und 15.000 Beschäftigten liefert ernüchternde Zahlen. Unternehmen nutzen im Durchschnitt nur 60 Prozent des verfügbaren KI-Potenzials. Die Gründe sind vielschichtig, doch einer sticht besonders hervor: "37 Prozent der Befragten haben Angst, dass wenn sie KI zu viel nutzen, quasi ihren Job verlieren."
Thomas Fröhlich zieht einen anschaulichen Vergleich mit dem Autofahren aus der Zeit der Papier-Stadtpläne: "Wer hatte denn diese Aufgabe? Meistens waren das die Frauen, die als Beifahrer gar keine Zeit für irgendwas anderes hatten." Die Zeitersparnis durch Technologie komme allen zugute und schaffe Raum für wichtigere Aufgaben.
Die unterschätzte Rolle der Schulung
Besonders alarmierend: Nur 12 Prozent der befragten Mitarbeiter wurden nach eigener Einschätzung vernünftig in KI geschult. Die Erwartung vieler Unternehmen, Mitarbeiter könnten sich mit Hilfe von ChatGPT selbst weiterbilden, greift zu kurz. "Die Leute müssen aber wissen, welche Fragen sie stellen sollen", betont Fröhlich.
Ein weiteres Paradoxon der Studie: Unternehmen, die besonders viel in KI-Schulungen investieren, verzeichnen einen überdurchschnittlich hohen Mitarbeiterabgang. Der Grund liegt oft darin, dass intern keine entsprechenden Karrieremöglichkeiten geschaffen werden.
Aufstieg durch KI-Nutzung
Ein Gedanke aus dem Gespräch verdient besondere Aufmerksamkeit: "Jede Person, die eine KI nutzt, steigt quasi in der Hierarchie auf, weil sie nicht mehr die ausführende Person ist, sondern der Teamleiter für die Agenten, also der, der die Anweisungen gibt."



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