Die Nürnberger Versicherungsgruppe hat nach einem Verlustjahr 2024 konkrete Übernahmegespräche mit der Vienna Insurance Group aufgenommen, wie das Unternehmen heute berichtet. Nach monatelangen Spekulationen über die Zukunft des deutschen Versicherers steht nun eine strategische Neuausrichtung bevor. Eine Entscheidung wird im vierten Quartal erwartet.
Vienna Insurance Group führt das Rennen um Nürnberger Versicherung an
Die Nürnberger Beteiligungs-AG und die Vienna Insurance Group AG (VIG) haben offiziell bekannt gegeben, eine Due-Diligence-Prüfung für die Übernahme einer kontrollierenden Mehrheitsbeteiligung zu starten. Die VIG, führende Versicherungsgruppe in Zentral- und Osteuropa, setzte sich gegen andere Interessenten wie die Versicherungskammer Bayern und die Provinzial durch. "Die Nürnberger könnte als deutscher Erstversicherer zur weiteren Diversifikation unseres Portfolios beitragen" sagt Hartwig Löger, CEO der VIG.
Stellenabbau nach Verlustjahr
Bereits bei der Hauptversammlung im Mai hatte der Vorstand angekündigt, die bisherige Strategie der Unabhängigkeit zu überdenken. Hintergrund sind die anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Konzerns. Das Geschäftsjahr 2024 schloss mit einem Defizit von 77 Millionen Euro ab, wobei allein die Schadensparte ein Minus von 157,4 Millionen Euro verzeichnete. Diese Entwicklung führte zu mehreren Gewinnwarnungen, Stellenabbau und einer Dividendenkürzung.
Zusagen zur Standortsicherung
Bei der Auswahl der Vienna Insurance Group spielten mehrere Faktoren eine entscheidende Rolle. Neben den strategischen Optionen und finanziellen Investmentindikatoren waren insbesondere die Zusagen zur Standortsicherung sowie zum Erhalt der Marke und Identität der Nürnberger ausschlaggebend. Diese Zusicherungen dürften für die Belegschaft und die regionale Verankerung des Unternehmens von großer Bedeutung sein.
Due Diligence bis zum vierten Quartal geplant
Die nun beginnende Due-Diligence-Prüfung dient der systematischen Analyse aller Chancen und Risiken des Zielunternehmens. Aufgrund der komplexen Regulierung und Bilanzstruktur von Versicherungsunternehmen ist diese Prüfung besonders umfangreich. Das Ergebnis der Verhandlungen über die Transaktionsdetails bleibt offen. Eine finale Entscheidung über die mögliche Beteiligung der VIG wird voraussichtlich im vierten Quartal 2025 fallen.
Aktionärsstruktur und Marktposition
Derzeit befinden sich 28,86 Prozent der Aktien der Nürnberger Beteiligungsgesellschaft im Streubesitz. Die größten Einzelaktionäre sind die Neue SEBA Beteiligungsgesellschaft (an der u.a. die E + S Rückversicherung AG beteiligt ist), die Munich Re, die Versicherungskammer Bayern und die japanische Daido Life. Diese Eigentümerstruktur könnte den Übernahmeprozess beeinflussen und erfordert entsprechende Abstimmungen zwischen den Beteiligten.
Kommentare
Eine der ersten Aussagen in meiner Ausbildung: "In Deutschland geht eine Versicherung (Bank) nicht "pleite" .... sie wird fusioniert oder wird übernommen. Mit besten Grüßen an die Politik der letzten 25 Jahre!