Die gewerblichen Berufsgenossenschaften und die Unfallversicherungsträger
der öffentlichen Hand werden seit dem 1. Juni 2007 von einem gemeinsamen
Spitzenverband vertreten. Das teilte der neue Verband "Deutsche Gesetzliche
Unfallversicherung - DGUV" heute in Berlin mit. Die Mitglieder der DGUV
versichern mehr als 70 Millionen Menschen in Deutschland gegen Arbeits-, Wege-
und Schulunfälle sowie Berufskrankheiten. Ihr Versicherungsschutz erfasst unter
anderem alle abhängig Beschäftigten, Schüler und Studierende sowie ehrenamtlich
Tätige.
"Mit der DGUV erfüllt die Selbstverwaltung aus Arbeitgebern und
Versicherten ihr Versprechen, moderne Strukturen in der Unfallversicherung zu
schaffen", erklärten Dr. Hans-Joachim Wolff, amtierender Vorstandvorsitzender
der DGUV, und sein Stellvertreter Hans-Gerd von Lennep. Mit Blick auf die
derzeit laufende Reform der Unfallversicherung fügte Wolff hinzu: "Wir erwarten
von der Politik, dass sie die Entscheidung respektiert und den Verband nicht in
eine Körperschaft öffentlichen Rechts umwandelt." Eine solche Körperschaft würde
die Gestaltungsfreiheit der Selbstverwaltung einschränken und nur teure
Bürokratie schaffen. Wolff: "Es gibt für die Politik keinen vernünftigen Grund,
den demokratisch legitimierten gemeinsamen Willen der Arbeitgeber und
Arbeitnehmer sowie der Vertreter aus Bund, Ländern und Gemeinden zu übergehen."
Kritisch äußerten sich die beiden Vorsitzenden über die kürzlich bekannt
gewordenen Vorschläge zur Reform des Leistungsrechts: "Ein Bürokratie-TÜV würde
dem Arbeitsministerium für dieses Konzept Fahrverbot erteilen." In der täglichen
Praxis würde die Reform zu einem immensen Aufwand für die Verwaltung führen -
"zusätzlich zu den 400 Millionen Euro Mehrbelastung, mit denen das
Arbeitsministerium als Folge der Reform ohnehin rechnet." Angesichts dieser
Entwicklungen sei die Selbstverwaltung dafür, sich für die
Unfallversicherungsreform mehr Zeit zu nehmen: "Eine Reform, die mit der heißen
Nadel gestrickt ist, hilft niemandem."
Nach gegenwärtigem Stand will der
Gesetzgeber noch in diesem Jahr abschließend über das Reformgesetz beraten.
Neben dem Leistungsrecht soll auch die Organisation der Unfallversicherung neu
strukturiert werden. So soll die Zahl der Berufsgenossenschaften und
Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand sinken. Im gewerblichen Bereich
soll zudem ein neues System eingeführt werden, um strukturbedingte Altlasten zu
verteilen.
Fakten zur DGUV
Die DGUV geht aus der Verschmelzung des
Hauptverbandes der gewerblichen Berufsgenossenschaften mit dem Bundesverband der
Unfallkassen hervor. Sie beschäftigt rund 900 Mitarbeiter an den Standorten
Berlin, München, Sankt Augustin, Hennef und Bad Hersfeld sowie in ihren drei
Forschungsinstituten. Neben der Interessenvertretung wird die DGUV die Arbeit
der Unfallversicherungsträger in wichtigen Bereichen koordinieren: zum Beispiel
in Prävention und Rehabilitation, in Forschung, Bildung und Kommunikation. Der
Verband wird für seine Mitglieder zudem Verträge mit medizinischen
Leistungserbringern abschließen.
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