Weiter gehts: blau direkt und MAXPOOL

„Wir sehen das nicht ganz unkritisch“, lautete die erste Reaktion auf eine große Übernahmebewegung im Maklersegment, verbunden mit dem Kompliment, es handele sich zunächst um einen „genialen Schachzug“. 

Auf einen Schlag lasse sich ein marktführender Pool mit „umfangreichen IT-Ressourcen [...] diese gleichzeitig von den eigenen Wettbewerbern [...] eben den Pools und anderen Vertrieben bezahlen, die das Angebot benötigen“.

Man hat erkannt, dass Makler vor allem Entlastung im Tagesgeschäft brauchen.“

Oliver Pradetto
blau direkt

Das sagte Oliver Pradetto von blau direkt vor sechs Jahren anlässlich der Übernahme von Softfair durch Fonds Finanz. Seine Analyse der damals neuen Situation war prägnant und ist unverändert richtig: Man hat erkannt, dass Makler vor allem Entlastung im Tagesgeschäft brauchen. Sie brauchen ein gutes MVP, in dem ihre Daten und Dokumente für sie gepflegt werden.“

Es geht um Technik, um Softwaresysteme. IT-Kapazitäten sind knapp und daher teuer. Erst kürzlich hat die Charta ihre Kooperation mit blau direkt bekannt gegeben, auch Insuro, WIFO und Finanzzirkel setzen auf die Technologien von blau direkt. Sie können technisch nicht mehr mithalten oder nachziehen - die verfahrenstechnische Kompetenz von blau direkt ist um Meilen voraus, sozusagen erdrückend.

Warum? Nun, blau direkt investiert seit Jahren konsequent in eigenentwickelte Software. Man hat Brancheninitiativen wie BiPRO aktiv unterstützt, Lars Drückhammer sitzt im Präsidium, steht hinter dem BiPRO-Hub und auch Hannes Heilenkötter saß letzte Woche in einer Gremiensitzung in Meerbusch, wo seine IT-Kollegen in parallelen Sitzungen an der Brancheninitiative arbeiten. Das war auch der Grund für die damalige virtuelle Aufregung von Oliver Pradetto, in der Branche „Zitronenvideo“ genannt, der es als unfair empfand, dass sich ein Wettbewerber von blau direkt die zukünftige IT-Entwicklung der notwendigen Maklersysteme von den Versicherungsunternehmen bezahlen lassen wollte.

Vor zwei Wochen hat blau direkt den Intermediär zeitsprung gekauft. Auf dem juristischen Kaufvertrag steht unter „Käufer“ eine andere Firma, aber es geht hier nicht um Korinthen. „Das hat viele verunsichert“, sagte Pradetto vor Jahren zu den Marktverschiebungen, und das gilt auch heute noch. Kaum jemand will die aktuelle Entwicklung kommentieren, alle schauen gebannt auf die rasante Achterbahnfahrt des Marktes. Wir haben in den letzten Jahren nicht die Veränderungen erlebt, die heute innerhalb von zwei Wochen stattgefunden haben. Dies lässt viele erschrecken und einige Entscheidungsträger auf VU- und Poolseite sind alarmiert.

Es kommt unbestritten zu einer Konzentration von Marktmacht. Wie im Fall comparit muss man darauf vertrauen, dass diese zum Wohle des Maklermarktes geschieht. Auch hier muss Oliver Pradetto mit seinen Aussagen von vor 6 Jahren zu Wort kommen: „...mal ehrlich, wenn es darum ginge, dem Maklermarkt eine unabhängige Lösung anzubieten, hätte man [eine integrierte Lösung] doch den eigenen Wettbewerbern, also den Pools und Vertrieben, angeboten“. Damals kritisierte er bei einem Mitbewerber eine Unterlassung, die heute von blau direkt aktiv vorgelebt wird. Die Branche muss wohl am Ende darauf hoffen, dass die Lübecker hier wirklich auf hanseatische Prinzipien setzen.

Das wäre wie bei den Auto-Plattformen: Es gibt Zwillinge, Drillinge und Mehrlinge: Volkswagen, Skoda, Seat und Audi - gleiche Plattform, sie unterscheiden sich im Prinzip nur durch eine markenspezifische Front. Es stellt sich nur die Frage: Hat der Makler langfristig einen Nutzen davon?