Investition in die Zukunft: LKH und die strategische Neuausrichtung des digitalen Vertriebs

Als Vermittler hat man klare Anforderungen an ein Versicherungsprodukt und den Produktgeber. Digitale Maklerprozesse stehen dabei nicht an erster Stelle, werden aber immer wichtiger und rücken auch in den Fokus der Makler. Deshalb stach eine eigentlich alltägliche Personalie besonders hervor: Ein Programm-Manager für die strategische Neuausrichtung des Vertriebs eines der größten Versicherungskonzerne wechselt zum Versicherungsverein LKH nach Lüneburg. Nachgefragt bei Oliver Contala.

Henning Plagemann: Welche Erfahrungen aus Ihrer Tätigkeit in einem großen Versicherungskonzern lassen sich auf ein kleineres Unternehmen übertragen, um die digitale Transformation voranzutreiben?

Oliver Contala
Landeskrankenhilfe V.V.a.G. (LKH)

Oliver Contala: Nahezu alle großen, europäischen Versicherungskonzerne haben in den vergangenen Jahren mehrere hundert Millionen EUR in ihre IT Infrastruktur investiert. Inzwischen lässt sich konstatieren: Nicht immer folgte auf die Investition die erwartete (Transformations)Rendite. Die Gründe des Scheiterns sind mannigfaltig. Konzerne müssen "First-Mover" sein - mit allen Vor- und Nachteilen. Damit heißt von Konzernen lernen auch, nicht die gleichen Fehler zu machen. Kleinere Häuser sollten meines Erachtens bei der IT-Transformation auf inzwischen erfolgreich erprobte Standardsysteme setzen. Das reduziert Risiken in einem per se sehr komplexen Vorhaben.

HP: Wie beurteilen Sie die aktuelle IT-Infrastruktur im Hinblick auf die Unterstützung digitaler Vertriebsprozesse, z.B. durch den Einsatz von BiPRO? Gibt es Ansätze zur technischen Integration in Maklerportale und -systeme, um den Vertriebsprozess zu erleichtern?

OC: Der Effizienzhebel über eine moderne IT-Infrastruktur ist nicht nur in den Vertriebsprozessen enorm - wir als LKH fokussieren die marktbekannten BiPRO-Standards. Das entspricht auch meinem Credo "Vertriebsprozesse müssen berechenbar sein". Erste Erfolge sind bereits sichtbar: Mit unseren Top Vertriebspartnern kommunizieren wir dunkel via BiPRO, das neue Vermittlerportal ist in der Version 1.0 praktisch fertiggestellt; die Prozessintegration in die marktüblichen Maklerportale erfolgt sukzessive.

HP: Wie sehen Sie die Rolle von Technologietrends wie KI und Automatisierung im digitalen Vertrieb eines kleineren Versicherungsunternehmens?

OC: Aus gesellschaftlicher Perspektive darf man insbesondere dem KI-Trend - der im Übrigen morgen nicht einfach weg sein wird - durchaus kritisch gegenüber stehen. Aus der vertrieblichen Perspektive eines VVaG hingegen sehe ich den Trend eher optimistisch. Jene Systeme werden eine (Teil-)Antwort auf die Komplexität von Datenmengen liefern - gerade uns als Krankenversicherer wird das sicherlich helfen. Gleichzeitig ist es - bei aller Euphorie - auch wichtig realistisch zu bleiben und damit gilt es Erkenntnisse des Marktes abzuwarten, die weitere Entwicklung eng zu verfolgen, zu verstehen… und zum richtigen Zeitpunkt teilhaben.