Podcast: 
Wie Profis investieren - für Geldanleger und Unternehmer

Im Podcast "Investieren wie die Profis" von Sascha Rabe spricht Wolfgang Fickus, Produktspezialist bei Comgest, über die Geheimnisse langfristiger Geldanlage. Der vom Welt-Redaktionsleiter als "Compounder König" bezeichnete Experte erklärt, wie Anleger durch den Zinseszinseffekt systematisch Vermögen aufbauen können.

Von Paris nach Düsseldorf und zurück: Der Weg zum Experten

Fickus' Werdegang führte ihn 1995 zu Paribas Asset Management nach Paris, dann 2000 ins Small-Midcap-Research nach Deutschland und schließlich 2012 zurück nach Paris zu Comgest. "Alle Kollegen, inklusive meiner selbst, sind hier Aktionär. Wenn man Aktionär ist und langfristig in Unternehmen investiert, dann incentiviert das dazu, sehr langfristig das Geld für die Kunden anzulegen", erklärt er die besondere Struktur seines Arbeitgebers.

Die Macht des Compounding: Mehr als nur Zinseszins

Der Begriff "Compounding" geht weit über den klassischen Zinseszinseffekt hinaus. "Wenn ich ein Unternehmen habe, was jährlich 15 Prozent Gewinnwachstum und Dividendenrendite hat, und das Unternehmen schafft das über 5 Jahre beizubehalten, dann verdoppelt sich ihr Geld", erklärt Fickus das Grundprinzip.

Das beeindruckendste Beispiel liefert die Luxusmarke Hermès: "Die hat es im Schnitt der letzten 20 Jahre geschafft, 16 Prozent per annum zuzulegen. Das bedeutet, alle viereinhalb Jahre verdoppelt sich der Kurs. Nach 18 Jahren versechzehnfacht er sich."

Qualität vor Quantität: 26 statt 1600 Aktien

Während der MSCI World über 1600 Titel umfasst, konzentriert sich Fickus' Fonds auf nur 26 sorgfältig ausgewählte Unternehmen. "Der Fonds hat eine durchschnittliche Haltedauer von zehn Jahren für jede einzelne Aktie im Schnitt", betont er. Diese extreme Konzentration ermöglicht tiefe Unternehmenskenntnis: "Wir fragen Sie eigentlich immer, wo wollt ihr in den nächsten fünf Jahren euer Geld investieren, um dann Wachstum zu generieren?"

Die drei Säulen erfolgreicher Geldanlage

Für private Anleger formuliert Fickus klare Empfehlungen:

Wirtschaftliche Burgräben: Unternehmen wie Hermès mit den besten Luxusmarken der Welt oder ASML als "weltweiter Monopolist für die Herstellung von High-End-Chips" bieten nachhaltigen Schutz vor Konkurrenz.

Vernünftige Bewertung: "Natürlich bezahle ich ein Ferrari ein Vielfaches von einem Fiat, aber auch eine Ferrari-Aktie kann mal zu teuer werden."

Langfristigkeit: "Wer in Aktien geht, sollte auf jeden Fall Geduld haben und mit einem Zeitraum von fünf Jahren plus rangehen."

Warum passive Anlage nicht genug ist

Fickus übt deutliche Kritik am Trend zu passiven Investments: "Die Marktkapitalisierung sagt nichts über die Qualität der Unternehmen aus. Es ist keinerlei Qualitätssiegel darauf, was Sie da wirklich in dem Korb vorfinden." In volatilen Marktphasen zeige sich der Vorteil aktiver Auswahl: Während Nasdaq-ETF-Anleger binnen zwei Wochen 15-16 Prozent verloren hätten, dämpften die defensiven Wachstumsmodelle solche Verluste erheblich.

Das Erfolgsgeheimnis: Alignment of Interests

Den entscheidenden Unterschied macht für Fickus die Unternehmensstruktur: "Uns gehört das Unternehmen zu 100 Prozent. Wenn wir Unfug bauen, dann spüren wir das, weil Sie ziehen Ihr Geld ab." Diese Gleichorientierung zwischen Asset Manager und Anleger führe zu nachhaltigen Investmententscheidungen.

"Wir bei Comgest sind keine kurzfristigen Spekulanten, sondern langfristige Investoren. Davon gibt es am Aktienmarkt immer weniger", fasst der Experte seine Philosophie zusammen.