Praxisfall: Anlage-Strategien für mittelfristige Sparziele

In der 83. Folge des Podcasts "Geldlehre" diskutieren die Gastgeber Philipp Pönisch und Nick Stieglitz ein klassisches Anlegerproblem: Wie investiert man Geld, wenn man es in nur vier Jahren sicher zurückzahlen muss? Das Gespräch entspringt einer realen Beratungssituation und beleuchtet das Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Rendite bei mittelfristigen Anlagehorizonten.

Das konkrete Beispiel: 500 Euro monatlich für vier Jahre

Die Ausgangslage ist typisch für viele Anleger: Eine Person hat sich privat Geld geliehen und muss dieses in vier Jahren zurückzahlen. Bereits 6.000 Euro sind angespart, weitere 500 Euro kommen monatlich dazu. Die Frage: Wo parkt man das Geld optimal?

"Wir haben ein konkretes Ziel, wir haben eine konkrete Summe, die dann zur Verfügung stehen muss, wir haben einen konkreten Zeitraum, also vier Jahre", fasst Pönisch die Herausforderung zusammen.

Die Optionen: Von Tagesgeld bis Aktienfonds

Die beiden Experten arbeiten sich systematisch durch verschiedene Anlageoptionen:

Tagesgeld: Sicherheit mit begrenztem Ertrag

Aktuell sind laut den Gastgebern faire 1,5 bis 2 Prozent Zinsen realistisch, wobei viele Banken bereits wieder bei null Prozent stehen. "Das Hopping von Tagesgeldkonten, dass man sagt, hier finde ich gerade ein Angebot, dann geht das runter, gehe ich zum nächsten, das finde ich so gefährlich", warnt Pönisch vor dem ständigen Kontowechsel.

Parkkonten: Der Mittelweg

Als interessante Alternative stellen sie Parkkonten vor - eine Art Hybrid zwischen Tagesgeld und Festgeld. "Wir sind aktuell bei 2,7%. Der kann einmal im Quartal auch neu justiert werden", erklärt Pönisch. Der Vorteil: bessere Zinsen als beim Tagesgeld, aber flexibler als beim Festgeld.

Laufzeitfonds: Rendite mit kalkulierbarem Risiko

Laufzeitfonds, die Unternehmensanleihen mit festem Enddatum kaufen, bieten derzeit 3 bis 3,4 Prozent Rendite. "Du hast so ein bisschen dieses Kombiniation, wenn man diese Laufzeit absehen kann", beschreibt Stieglitz den Vorteil.

Die Aktienfrage: Zu riskant für vier Jahre?

Bei der Diskussion um Aktienfonds wird es kontrovers. Grundsätzlich gilt: "Für Aktien ist es eigentlich zu kurz" bei nur vier Jahren Anlagehorizont. Doch die Experten differenzieren:

"Es sei denn, man hat irgendwie einen Plan B", betont Stieglitz. Wenn alternative Finanzierungsquellen vorhanden sind oder die Rückzahlung verschoben werden könnte, könnten auch riskantere Investments eine Option sein.

Mischung als Lösung

Ein pragmatischer Ansatz: Die bereits angesparten 6.000 Euro konservativ anlegen, die monatlichen 500 Euro in einen defensiven Mischfonds. "Vielleicht ist das ein Punkt, wo man sagt, okay, wenn das dann 10, 15 Prozent gerade an dem Tag im Minus ist, wo ich das Geld brauche, dann ist es vielleicht trotzdem ein Risiko, was man überschauen kann", so Stieglitz.

Die Psychologie des Anlegens

Besonders interessant wird es, als Pönisch eine persönliche Frage stellt: Er erhält für drei Jahre ein Zusatzeinkommen, auf das er nicht angewiesen ist. Soll er es hochriskant anlegen oder konservativ? "Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach", lautet Stieglitz' Antwort.

Individualität vor Schablone

"Es geht ja gar nicht darum, dass wir jetzt für euch die Entscheidung treffen, was ihr machen müsst, sondern man muss einfach wissen, welche Option habe ich", resümiert Stieglitz. Die wichtigste Erkenntnis: "Manchmal ist es auch gut zu sagen, ich werde da jetzt auch nicht zu gierig und muss auch nicht immer das Gefühl haben, alles perfekt zu machen."

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