Wie Javier Milei vom Rockmusiker zum radikalen Reformer wurde

Im Berlin Playbook Podcast nimmt Gordon Repinski seine Hörer mit auf eine faszinierende Reise durch das Leben und die Politik von Argentiniens Präsident Javier Milei. Der POLITICO-Redakteur beleuchtet, wie aus einem misshandelten Kind aus Buenos Aires einer der umstrittensten Politiker unserer Zeit wurde.

Vom "Verrückten" zum Präsidenten

Die Geschichte beginnt in den 70er Jahren in Villa Devoto, einem Mittelklasse-Stadtteil von Buenos Aires. Hinter der perfekten Fassade der Familie Milei herrschte ein Klima der Gewalt. "Nutzlos, Abschaum, ein Versager war Javier für seinen Vater", berichtet Repinski über Mileis traumatische Kindheit. Der spätere Präsident beschreibt selbst: "Ich bin kein Experte auf diesem Gebiet. Aber ich weiß, dass ich viel davon gelernt habe. Und dass all die Misshandlungen, die ich von meinem Vater erfahren habe, ob physisch oder psychisch, meine Persönlichkeit entscheidend beeinflusst haben."

Seine jüngere Schwester Karina wurde zu seinem emotionalen Anker - eine Beziehung, die bis heute anhält. "Ohne Karina gäbe es den Politiker Milley nicht", so die Einschätzung von Beobachtern. Sie ist heute Generalsekretärin im Präsidentenpalast und gilt als zweitmächtigste Person Argentiniens.

Über die Musik in die Wirtschaft

Milei suchte zwei Auswege aus seinem schwierigen Elternhaus: zunächst den Sport als talentierter Torwart bei Chacarita Juniors, dann die Musik als Sänger einer Rolling Stones-Coverband namens Everest. "Laut, rebellisch, exzentrisch" - diese Eigenschaften prägten bereits damals seinen Auftritt und sollten später sein politisches Markenzeichen werden.

Die Hyperinflation von 1989 mit Raten von bis zu 3.000 Prozent wurde zu seinem politischen Erweckungserlebnis. "Die Zeit der Hyperinflation war für ihn ein entscheidender Grund, das Fußballspielen aufzugeben", erklärt Repinski. Milei wollte verstehen, warum sein Land wirtschaftlich am Boden lag.

Der Finanzinsider wird zum Systemkritiker

Nach seinem Wirtschaftsstudium arbeitete Milei jahrelang als Chefökonom für große Pensionsfonds und internationale Banken wie HSBC. "Er lernt das System von innen kennen, die Regeln, also die Akteure und vor allem auch die Schwächen", analysiert der Podcast-Host, der im Sommer-Spezial seiner Podcast-Reihe mehrere Machthaber der Weltpolitik unter die Lupe nimmt.

2015 kehrte Milei auf die Bühne zurück - diesmal im Fernsehen. Mit seinen charakteristischen Wutausbrüchen wurde er zum Phänomen: "Ich bin Javier Millet. Ich bin Ökonom, ein libertärer Liberaler. Ich schreie viel, weil ich empört bin. Ich habe die politische Kaste satt, die uns Tag für Tag die Zukunft stiehlt."

Straßen-Jargon als Erfolgsrezept

Seine provokante Art machte ihn zum viralen Hit. Linke Politiker bezeichnete er als "Zurdos de mierda" (Scheißlinke), Journalisten als "Ensombrados" (Gekaufte). Seine einzigartige Mischung aus obskurer Wirtschaftstheorie und brutalem Straßenkampf-Jargon traf den Nerv eines Publikums, das die polierte Sprache der Politik satt hatte.

"Diese einzigartige Mischung aus obskurer Wirtschaftstheorie und brutalem Straßenkampf-Jargon macht ihn unwiderstehlich für ein Publikum, das die polierte Sprache der Politik schon lange satt hat", fasst Repinski zusammen.

Heute regiert der Mann, den sie einst "El Loco" (den Verrückten) nannten, Argentinien - und führt seinen "Krieg gegen den Staat" mit der gleichen Kompromisslosigkeit, mit der er einst auf kleinen Bühnen Rolling Stones-Songs coverte.

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