Bundeskanzler: 10 Euro reichen für eine sichere Rente

Auf Instagram wendet sich Bundeskanzler Merz am 12. August an die jüngere Bürgerschaft, duzt sie ganz jovial und wird nach der Rente gefragt:

„10 Euro... und das über eine lange Zeit“

Friedrich Merz
Bundeskanzler

"Ein vermutlich jüngerer User fragt, sollte ich mir jetzt schon Sorgen um die Rente machen? Meine Antwort ist (lacht) 'Nein', vorausgesetzt du tust in jungen Jahren genug für deine Altersversorgung, verlasse dich nicht nur auf die gesetzliche Rentenversicherung. Ein ganz klein bisschen zu sparen im Monat, 10 Euro, 20 Euro, 50 Euro und das über eine lange Zeit einfach festlegen. Das sichert ein sicheres Alterseinkommen und damit kann man gar nicht früh genug anfangen."

Mit diesen Worten demonstrierte Bundeskanzler Friedrich Merz ein bemerkenswertes Maß an politischer Realitätsferne. Während die Altersvorsorgeberatung gesetzlichen Auflagen unterliegt, suggeriert der Regierungschef mit einem süffisanten Grinsen, dass der einfache Bürger das Rentenproblem bereits mit 10 Euro monatlich lösen könnte.

Das Eingeständnis des Politikversagens

Bemerkenswert ist zunächst, was Merz zwischen den Zeilen zugibt: Die gesetzliche Rentenversicherung ist nicht sicher genug, Bürger können sich „nicht nur” darauf verlassen. Nach Jahrzehnten politischer Beteuerungen, das Rentenniveau sei sicher, gesteht der Bundeskanzler damit faktisch das Versagen des gesetzlichen Rentensystems ein.

Die ernüchternde Realität

Eine Berechnung für den Fragesteller (Annahme: 20-jähriger Mann) zeigt, wie illusorisch Merz' Vorschläge sind. Es handelt sich lediglich um eine schnelle Überschlagsrechnung: Angenommene Lebenserwartung von 85 Jahren, Renteneintritt mit 67 Jahren, 47 Jahre Ansparzeit und 18 Jahre Rentenbezugsdauer. Unterstellt wird eine Rendite von 7 Prozent pro Jahr bei weltweit diversifizierten Aktien-ETFs, eine langfristige Inflation von 2 Prozent jährlich sowie die Kapitalertragssteuer von 26,375 Prozent.

Die Ergebnisse sind ernüchternd: 10 Euro monatlich führen nach 47 Jahren zu einem Nettokapital von lediglich 33.783 Euro. Das entspricht einer monatlichen Rente von 240 Euro, was in heutiger Kaufkraft gerade einmal 95 Euro entspricht. Verdoppelt man den Einsatz auf 20 Euro, so verdoppelt sich auch der Wert, und mit 50 Euro erhält der Jungwähler inflationsbereinigt 474 Euro im Monat.

Realitätscheck statt politischer Schönfärberei

Wer heute 20 Jahre alt ist, müsste realistisch gesehen mehrere Hundert Euro pro Monat zurücklegen, um eine halbwegs auskömmliche private Rente zu erhalten. Und das in Zeiten von Inflation, hohen Mieten und unsicheren Arbeitsverhältnissen. Ist es vielleicht das Kalkül der Politiker, das Thema in wenigen Sekunden und mit niedrigsten Sparbeiträgen lächelnd abzutun?

Anstatt die strukturellen Probleme der gesetzlichen Rentenversicherung anzugehen, werden die Bürger mit unrealistischen Spartipps abgespeist. Zwar sind 10 Euro monatlich besser als nichts, doch vor allem sind sie ein Placebo für ein krankes System, das einer grundlegenden Reform bedarf, nicht kosmetischer Korrekturen.

Bundeskanzler Merz am 12. August auf Instagram:

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