Ein Abteilungsleiter bei einem Versicherer mit mehreren Tausend Mitarbeitern hat erreicht, wovon viele Führungskräfte träumen: Unter dem Pseudonym Thomas Petersen wird in dem Wochenmagazin Die Zeit in deren Serie "Kontoauszug" über ihn berichtet. Er verdient 10.200 Euro brutto im Monat, führt ein elfköpfiges Team und arbeitet nur vier Tage pro Woche. Dieses Arbeitsmodell praktiziert der 56-jährige Finanzmathematiker bereits seit 15 Jahren, zu einer Zeit, als Teilzeit für Führungskräfte eigentlich noch undenkbar war.
Ungewollter Start in der Versicherungsbranche
Der Weg in die Versicherungsbranche war für den studierten Mathematiker ursprünglich nicht geplant. "Während des Studiums hatte ich mir geschworen, nie zu einer Versicherung zu gehen. Das erschien mir trocken und eintönig", berichtet Petersen. Nach seinem Abschluss bewarb er sich dennoch bei einem Versichere. Das internationale Umfeld in der Stellenausschreibung hatte ihn gereizt. "Ich habe den Job bekommen, und er gefiel mir überraschend gut."
Seit 15 Jahren ist er Führungskraft, nachdem er zuvor zwei Jahre im selben Team gearbeitet hatte. "Chef zu sein, macht mir Spaß", sagt der Mathematiker. 2008 wechselte er zu seinem aktuellen Arbeitgeber und absolvierte dort eine Weiterbildung zum Aktuar.
Risikomanagement als Kernaufgabe
In seiner Position beschreibt Petersen seine Tätigkeit folgendermaßen: "Wir analysieren Risiken und schauen, wie wir das Unternehmen davor schützen können. Die Inflation oder Wechselkursänderungen sorgen zum Beispiel dafür, dass höhere Kosten entstehen und das Eigenkapital sinkt." Um das Unternehmen abzusichern, nutzt sein Team verschiedene Instrumente: Derivate, deren Wert sich auf andere Finanzprodukte bezieht, oder Verträge mit Rückversicherungsunternehmen, auf die Risiken übertragen werden.
Ein Großteil seiner Arbeit dreht sich um die Datenanalyse solcher Risiken. Aktuell hat sein Team beispielsweise einen Bericht zu den Auswirkungen der Klimakrise erstellt, bei dem es um die Berechnung von Wahrscheinlichkeiten für Naturkatastrophen ging.
Ein Pionier der Vier-Tage-Woche
Das Besondere an Petersens Position ist seine Arbeitszeit: "Ich arbeite an vier Tagen in der Woche, freitags und am Wochenende habe ich in der Regel frei." Dieses Modell hat er vor 15 Jahren ausgehandelt. "Führungskräfte mit Teilzeitverträgen gab es damals kaum", erklärt er. In seinem Vertrag stehen seitdem 32 Wochenstunden, praktisch kommt er aber meist auf mehr als 40 Stunden. "Ich schreibe mir meine Überstunden aber nicht auf", gibt er zu. In arbeitsintensiven Phasen gleicht er die Mehrarbeit in ruhigeren Zeiten wieder aus.
Attraktive Vergütung trotz Teilzeit
Die Gehaltsangabe wurde von der Zeit-Redaktion anhand der aktuellen Gehaltsabrechnung geprüft. "Brutto verdiene ich etwa 10.200 Euro im Monat. Dazu kommt eine Erfolgsbeteiligung über einige Zehntausend Euro, die von Jahr zu Jahr schwankt", erklärt Petersen. Im vergangenen Jahr lag der Bonus bei 40.000 Euro. Rechnet man diesen ein, bleiben ihm monatlich rund 5.900 Euro netto.
Mit seinem Gehalt ist er sehr zufrieden: "Wir haben genug Geld, um uns alle unsere Wünsche zu erfüllen. Mit den Gehältern meiner Kollegen oder bei anderen Arbeitgebern beschäftige ich mich nicht."
Bewusster Lebensstil und hohe Sparquote
Petersen und seine Frau, die in Teilzeit im öffentlichen Dienst arbeitet, führen einen bewussten Lebensstil. Der größte Ausgabenposten sind Reisen: "Urlaub ist für uns der größte Kostenfaktor. Ich habe sechs Wochen Urlaub und nutze sie alle für Reisen." Im vergangenen Jahr gaben sie 11.000 Euro für Reisen aus.
Trotz des komfortablen Lebensstils sparen sie konsequent. Alles, was am Ende des Monats übrig bleibt, fließt in ein gemeinsames Depot. "Das sind bei uns beiden zusammen ungefähr 5.000 Euro, inklusive meiner Bonuszahlungen. Wir besitzen ETFs, Aktien und Anleihen." Als Altersvorsorge zahlen beide zusätzlich jeweils 165 Euro monatlich in eine Riester-Rente ein.
Erstaunlich geringe Ausgaben für Versicherungen
Besonders bemerkenswert für einen Versicherungsexperten sind Petersens eigene Versicherungsausgaben: "Wir haben zusammen eine Haftpflichtversicherung für 100 Euro jährlich, eine Reisekrankenversicherung für 20 Euro jährlich und eine Pflegezusatzversicherung für 90 Euro im Monat. Meine Versicherungen kosten mich damit 100 Euro monatlich."
Verfassen Sie den ersten Kommentar