Chinesische Elektroautos erobern mit günstigen Kaufpreisen den deutschen Markt. Doch was viele Käufer nicht auf dem Schirm haben: Die Kfz-Versicherung kann bei diesen Modellen deutlich teurer ausfallen. Eine aktuelle Untersuchung der Auto Bild zeigt, wie groß die Unterschiede wirklich sind.
Ob BYD, MG oder Leapmotor: Immer mehr chinesische Marken drängen mit Elektromodellen auf den deutschen Automobilmarkt. Während die Einstiegspreise meist konkurrenzlos günstig sind, sieht das bei der Kfz-Versicherung anders aus. Hier müssen Kunden der asiatischen Hersteller meist tiefer in die Tasche greifen als bei vergleichbaren deutschen oder europäischen Fahrzeugen, wie Auto Bild in einer aktuellen Untersuchung berichtet.
Fehlende Daten erschweren Risikobewertung
Der Hauptgrund für die höheren Versicherungsprämien liegt in der begrenzten Datenlage. Für neue chinesische Modelle fehlen den Versicherern noch aussagekräftige Informationen über Schadenverläufe, Diebstahlrisiken und Reparaturkosten. Diese Daten sind jedoch entscheidend für die Berechnung der Typklasse, dem wichtigsten Faktor bei der Festlegung der Versicherungsprämie. Der GDV berechnet diese Typklassen jährlich neu auf Basis von Schadenquoten und Reparaturkosten. Je mehr Schäden ein Fahrzeugtyp verursacht und je teurer die Reparaturen ausfallen, desto höher wird er eingestuft.
Bei neuen Fahrzeugen ohne ausreichende Erfahrungswerte greifen die Versicherer auf Daten ähnlicher Modelle oder auf Crashtest-Ergebnisse zurück. Diese Schätzungen führen häufig zu einer vorsichtigen, also höheren Einstufung. Hinzu kommt ein weiteres Problem: "Bei chinesischen Herstellern fehlt es Versicherern oft an Erfahrung mit Ersatzteilen und Lieferketten", erklärt Aljoscha Ziller, Geschäftsführer von Verivox. Sind noch keine europäischen Vertriebsnetze etabliert, erhöhen Zoll und Transportkosten die Reparaturpreise zusätzlich. Längere Standzeiten der Fahrzeuge sowie Kosten für Ersatzwagen verschärfen das Problem.
Bis zu 500 Euro Mehrkosten pro Jahr
Wie stark die Mehrkosten im Einzelfall ausfallen, hat Auto Bild zusammen mit dem Vergleichsportal Verivox für elf chinesische Modelle durchgerechnet. Das Ergebnis: In acht von elf Fällen war die Versicherung für das chinesische Auto teurer als für ein vergleichbares europäisches Modell.
Für den BYD Seal etwa belaufen sich Haftpflicht und Vollkasko auf rund 1.353 Euro pro Jahr. Für einen VW ID.4 Pure fallen dagegen nur 865 Euro an, ein Unterschied von fast 500 Euro. Beim BYD Sealion 7 liegen die jährlichen Kosten sogar bei 1.993 Euro, während für einen Hyundai Ioniq 5 nur 1.397 Euro fällig werden. Auch beim MG RX6 PHEV zeigt sich ein deutlicher Unterschied: 1.134 Euro stehen 852 Euro für einen Hyundai Tucson 1.6 T-GDI PHEV gegenüber.
Es gibt allerdings auch Gegenbeispiele. Beim Leapmotor C10 liegt die Versicherungsprämie bei 1.135 Euro pro Jahr, während für den Kia EV6 im Vergleich 1.380 Euro fällig werden. Auch der MG ZS Hybrid ist mit 838 Euro günstiger zu versichern als ein Toyota C-HR PHEV mit 956 Euro. Der GWM Ora 03 schlägt mit 868 Euro zu Buche, während ein Peugeot E-308 mit 941 Euro teurer ist.
Hersteller arbeiten an Lösungen
Die Hersteller sind sich des Problems bewusst. BYD betont gegenüber Auto Bild, dass man gemeinsam mit dem Allianz Zentrum für Technik daran arbeite, Fahrzeuge so zu konstruieren, dass Schäden nach Unfällen schneller und günstiger repariert werden können. Diese Bemühungen könnten mittelfristig zu einer Verbesserung der Typklassen führen. In den ersten Jahren nach der Markteinführung sind bei neuen Modellen auch stärkere Umstufungen möglich, sobald ausreichend Schadendaten vorliegen.
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