Leserbrief vom 11.02.2012

Vorsicht, Glaubenskrieg?

Grundsätzlich benötigt der Verbraucher qualitativ hochwertige Beratung; die gibt es nicht kostenlos - unabhängig vom Kostenmodell. Manipulierung ist möglich: Der eine spielt mit Courtagesätzen und Wertungssummen, der andere zieht die Beratung in die Länge oder schröpft den Kunden womöglich im Service nach der Vermittlung. Die reine Vermittlung gegen Honorar ist zumindest jetzt nicht sinnvoll, da das Nettotarif-Angebot derzeit noch zu dünn ist. Sinnvoll ist auch nicht, passenden Versicherungsschutz nur deshalb nicht zu vermitteln, nur weil der Versicherer im Courtagesystem abrechnet.

Was passiert mit den bei Vermittlern ungeliebten, für Verbraucher aber nicht weniger komplexen und erklärungsbedürftigen Sachversicherungen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand 150 €/'Std. für eine KFZ-, Hausrat- oder Haftpflichtberatung bezahlen wird. Gefahr: Hier könnte der Verbraucher überwiegend schutzlos auf das Internet ausweichen und sich möglicherweise arm sparen.

Das Honorarmodell ist genauso problematisch wie das Provisionsmodell. Der Verbraucher bezahlt schließlich immer, egal wie das Ergebnis aussieht. Vorausgesetzt, seine natürliche Abneigung gegen alles, was Kosten heißt, hindert ihn nicht daran, den Honorarberater überhaupt anzurufen anstatt schnell, billig und mit ihm nicht bewussten Risiken im Internet abzuschließen.

Eigentlich müsste ein ganz anderen Ergebnis kommen: Schaffung eines Kammerberufes (z. B. Zusammenfassung von Versicherungsberater, Versicherungsmakler und vergleichbaren Berufsbildern) mit entsprechender Gebührenordnung . Damit hätte man viele Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Keine Provisionsanreize mehr, sauber geregelte Zugangsvorschriften ohne Schlupflöcher und mit passender Überwachung, Beratung statt Verkauf.

Richard Müller

Zum Artikel: Honorar statt Courtage

Die Redaktion liest alle Briefe sorgfältig und beachtet sie, auch wenn nicht jeder einzelne beantwortet wird. Anonym verfasste Texte können nicht berücksichtigt werden. Veröffentlicht werden nur Beiträge, die auf den jeweiligen Artikel und sein Thema seriös und sachbezogen eingehen. Die Redaktion behält sich vor, vor Lesermeinungen zu kürzen oder zu modifizieren. Für veröffentlichte Meinungsbeiträge gewährt der Leser dvb-aktuell das unentgeltliche, zeitlich und örtlich unbegrenzte und nicht ausschließliche Recht, diese Aussagen ganz oder teilweise zu nutzen, zu veröffentlichen, zu bearbeiten und zu verbreiten. Der veröffentlichte Leserbrief gibt ausschließlich die persönliche Auffassung des Verfassers wieder.