Coface Deutschland erwartet steigende Zahlungsausfälle im Außenhandel
Weltweiter Risiko-Index erhöht - Industrieländer unter Druck
Mainz. "Die Entwicklung der Zahlungsausfälle zeigt, dass die Risiken im globalen Handel wieder zunehmen", sagte Benoît Claire, Vorstandsvorsitzender von Coface Deutschland, in einem Pressegespräch zum Kongress Länderrisiken 2008. Das gelte insbesondere für die Industrieländer, in denen der von Coface ermittelte Risiko-Index im ersten Quartal 2008 um 23,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal anstieg. Weltweit stiegen die Ausfälle um 13,4 Prozent. Sollten sich die aus der Subprime-Krise entstandenen Probleme in den USA verschärfen, könnte sich der Risikoindex nach Einschätzung der Coface im laufenden Jahr um bis zu 20 Prozent verschlechtern.
Zwar weisen die
industrialisierten Länder mit 96 Punkten einen Indexwert auf, der noch
unter dem Durchschnitt aller Länder (123 Punkte) liegt. Die Differenz ist
aber deutlich geringer geworden. Ihren Ausdruck findet diese Entwicklung auch
in den einzelnen Länderratings. Zuletzt wurden die USA von A1 in A2
herabgestuft. Weitere wichtige Industrieländer stehen auf der negativen
Watchlist: Japan, Großbritannien, Spanien und Kanada, ebenso das in den
vergangenen Jahren boomende Irland. "Wir müssen davon ausgehen, dass weitere
Abwertungen noch im Laufe des Jahres erforderlich werden könnten", sagte
Benoît Claire.
Der Risiko-Index der Coface bezieht sich auf kurzfristige
Handelsgeschäfte. Der Index ergibt sich aus dem Durchschnitt der
Länderratings, gewichtet nach dem Anteil der jeweiligen Länder am
Bruttoinlandsprodukt der Region. Basis ist das Weltrisiko im Jahr
2000 (100 Punkte). Wesentlicher Bestandteil der Einschätzung sind die
Zahlungserfahrungen der weltweit 120.000 Unternehmenskunden der
Coface.
Auf die Schadenquoten der Coface Kreditversicherung ist
die negative Tendenz bis jetzt noch nicht durchgeschlagen. "Wir sind
in unserer Risikoprüfung aber sehr vorsichtig und können die Unternehmen insgesamt nur auffordern, die möglichen Risiken nicht zu unterschätzen",
sagte Claire. Ziel sei es, die Zeichnungsquoten hoch zu halten. "Wir
wollen und werden die Kunden weiter auf ihre Märkte begleiten, wir werden
aber mit ihnen über die Risiken sprechen." Dabei gehe es auch um
risikoadäquate Preise. Coface Deutschland hatte Anfang des Jahres die
Preise für Kreditversicherung und Factoring im Neugeschäft um durchschnittlich zehn Prozent angehoben.
Während Coface auf der einen
Seite höhere Risiken im Blick hat, sehen die Forderungsspezialisten durch die Finanzmarktkrise aber auch Chancen für das eigene Angebot. "Der Bedarf für
Lösungen im Risikomanagement, wie wir sie bieten, ist unzweifelhaft
groß", sagte Claire. "Ob daraus auch eine generell steigende
Nachfrage wird, werden wir sehen." Insbesondere für Factoring könnte
sich das starke Wachstum der letzten Jahre fortsetzen, wenn die Banken
als Folge der Finanzkrise die Unternehmensfinanzierung wieder restriktiver
handhaben sollten. Aber gerade in Kooperationen mit den Kreditinstituten
sieht Claire Möglichkeiten, eventuelle Probleme für deutsche Unternehmen
abzufedern.
Auf der Risikoweltkarte der Coface sind
aktuell die großen industrialisierten Volkswirtschaften im Blickpunkt.
"Wir reden noch nicht von einer krisenhaften Entwicklung", sagte
Norbert Langenbach. Das
Vorstandsmitglied von Coface Deutschland
erinnerte daran, dass die Industrieländer außer den USA noch in der
höchsten Stufe A1 seien, das kumulierte Ausfallrisiko noch immer unter dem
Weltdurchschnitt liege und die Risikokurve noch nicht den Ausschlag wie
2000 und 2001 erreicht habe. Aufgrund der großen Bedeutung dieser Länder für
die Weltwirtschaft sei die Entwicklung aber gerade für Dienstleister wie
Coface, die Forderungsrisiken von Unternehmen abdecken,
signifikant.
In welchem Umfang und zeitlichem Rahmen die
international operierenden deutschen Unternehmen auf Probleme stoßen, zum
Beispiel durch nachlassende Nachfrage in diesen Ländern nach
Produkten, Zahlungsausfälle oder Insolvenzen von Kunden, lasse sich
nicht voraussagen, sagte Norbert Langenbach. Dies hänge auch davon ab,
wie stark die jeweiligen Unternehmen in den betroffenen Märkten
engagiert oder von Abnehmern dort abhängig seien. Unternehmen mit einer
breiteren internationalen Präsenz - und damitbesseren Risikostreuung -
seien in der aktuellen Situation noch weniger anfällig. Denn der Anstieg
des Risiko-Index konzentriert sich derzeit eindeutig auf die USA und
Länder, die stark mit der US-Ökonomie verbunden sind.
Für Mittel-
und Osteuropa sowie die prosperierenden asiatischen Länder registrierte
Coface im ersten Quartal keine nennenswerten Steigerungen des Ausfallrisikos.
Lediglich für Lateinamerika stieg der Index um 4,8 Prozent. Anpassungen im
Länderrating hatte Coface in Mittel? und Osteuropa schon Ende vergangenen
Jahres vorgenommen und Bulgarien und Rumänien in A4 auf die negative
Watchlist gesetzt.
Branchenüberblick 2008
2008 werden sich
verschiedene Faktoren negativ auf Branchen auswirken. Dazu gehören eine
deutliche Abschwächung der US-Konjunktur, ein leichter Rückgang des
europäischen Wachstums sowie die Folgen der seit dem Sommer 2007
schwelenden Finanzkrise. Vor diesem Hintergrund könnte es
für Unternehmen schwieriger werden, Kredite zu erhalten. Allerdings geht
Coface derzeit davon aus, dass die Krise auf die unmittelbar betroffenen
Branchen, zum Beispiel den Bau, beschränkt bleiben wird. Außerdem hat
sich die Finanzlage der Firmen in den letzten Jahren gebessert, so dass
sie mit ungünstigeren Finanzierungsbedingungen und einer schwächeren
Nachfrage fertig werden dürften. Diese Aussichten könnten allerdings kippen,
wenn die USA in eine Rezession abgleiten - wovon Coface derzeit nicht
ausgeht.
Über die Finanzmarktkrise hinaus wird die Branchenentwicklung
durch andere Faktoren belastet, zum Beispiel die Rohstoffpreise. Trotz der
Abschwächung der US-Konjunktur führen die ungebrochene
Nachfrage aus den Schwellenländern und die steigenden Investitionen
in die Ausweitung der Produktionskapazitäten dazu, dass die
erdölexportierenden Länder das Preisniveau hoch halten. Zudem sind
bei Gas, Metallen, Holz und Agrarprodukten erhebliche
Preissteigerungen zu erwarten. Auch die Transportkosten dürften
deutlich anziehen. Auch in diesem Jahr wird der US-Dollar wegen der
schlechten Wachstumsaussichten in den USA sowie der Zinssenkungen der Fed
bei gleichzeitig abwartender Währungspolitik der EZB unter Druck
bleiben. Der starke Euro wiederum mindert
die
Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen.
Coface geht
davon aus, dass die Konjunktur in den Schwellenländern robust bleibt,
wovon zahlreiche Branchen profitieren dürften. So wird
die Branchenkonjunktur in der Textil- und der Stahlindustrie zurzeit
von Unternehmen aus den Schwellenländern getragen, die verstärkt
höherwertige Erzeugnisse fertigen und effektive Strategien zur
Eroberung von Marktanteilen entwickeln.
Vor dem Hintergrund der für
2008 skizzierten Entwicklungstrends hat Coface die weltweiten und
regionalen Ratingnoten für mehrere Branchen angepasst. Negative Tendenzen
gibt es für den Bau, den Handel und Papier. Positive Entwicklungen sieht
Coface für Eisen- und Stahl, Textil und Bekleidung.
Bau
Weltweit
verschlechtert sich das Branchenrating von B+ auf B. In Nordamerika
wird die Baubranche von B auf B? und in Westeuropa von B+ auf
B herabgestuft. Regional reicht das Rating von A für Nordafrika und den
Nahen Osten über A- in den asiatischen Schwellenländern, in Mitteleuropa und
in der Ländern der GUS bis B- in Nordamerika und Japan.
Der Handel
steht bei einer Ratingnote A für Nordamerika unter Beobachtung für eine
Abwertung. Auch das weltweite Rating liegt bei A-. Für
die mitteleuropäischen Länder vergibt Coface die Ratingnote B+. Die
asiatischen Schwellenländer, Lateinamerika, Nordafrika und den Nahen Osten
sowie die Länder der GUS bewertet Coface mit A.
Papier
Die positive
Beobachtung der Bewertung A der Branche weltweit wurde wieder aufgehoben.
Die westeuropäische Papierindustrie (Bewertung B+) steht unter Beobachtung
für eine Abwertung.
Eisen und Stahl verbesserte sich für die asiatischen
Schwellenländer von B auf B+, weltweit gesehen ist die Bewertung weiter
A. Regional vergibt Coface das A auch für Nordamerika, Japan, Westeuropa,
Lateinamerika, Nordafrika und den Nahen Osten sowie die GUS. Wie die
asiatischen Schwellenländer sind die mitteleuropäischen Länder
in B+.
Elektronik sieht Coface weltweit weiter in A. Auch
die regionalen Bewertungen haben sich im Vergleich zum Vorjahr nicht
geändert. Für Nordamerika und die asiatischen Schwellenländer gilt ebenfalls
A, für Japan B+ und Westeuropa B.
Chemie
Die Bewertung der
Branche weltweit hat sich nicht verändert (Ratingnote weltweit A-). Ihr
Rating in den GUS-Ländern wurde von A auf B+ herabgestuft. In
Nordamerika steht die Branche unter Beobachtung für eine
Abwertung.
Maschinenbau
Die Bewertungen haben sich im Vergleich
zum Vorjahr nicht geändert. Das weltweite Rating liegt bei A-. In Japan und
den asiatischen Schwellländern liegt die Ratingnote bei A. Nordamerika und
Westeuropa werden von Coface mit A-bewertet. Die mitteleuropäischen Ländern
haben die Ratingnote B+.
Pharmazie
Die Bewertung der Branche weltweit
liegt bei A- und hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert. Für
Westeuropa wurde die Branche von B auf A heraufgestuft. In den
asiatischen Schwellenländern wird die Branche von Coface mit A
bewertet.
Telekommunikation - Hardware
Die Branchenbewertung B+ hat
sich weltweit nicht verändert gegenüber dem Vorjahr.
Automobil
Das
weltweite Branchenrating (B-) hat sich gegenüber dem Vorjahr
nicht verändert. Herabstufungen wurden für die Branche in der Region
Nordafrika und Naher Osten (A auf B+) sowie in den GUS-Staaten (B auf B?)
vorgenommen. Regional ergeben sich beim Branchenrating deutliche
Unterschiede: Die Bewertung reicht von A in Japan über B+ in den
mitteleuropäischen Ländern, den asiatischen Schwellenländern,
Lateinamerika, Nordafrika und dem Nahen Osten bis B- in Westeuropa und
den GUS-Ländern. Für Nordamerika vergibt Coface für die Branche die
Ratingnote C.
Informationstechnologie
Die weltweite Bewertung B-
hat sich im Vergleich zum Vorjahr
nicht verändert.
Luftverkehr
Die weltweite Bewertung der
Branche liegt bei B-. In den asiatischen Schwellenländern hat sich das
Rating von B auf B verbessert.
Textil und Bekleidung
Die Bewertung
der Textilbranche weltweit wurde von C auf C+ und in Westeuropa von
C- auf C angehoben. Regional ergeben sich in der Bewertung Unterschiede:
Coface vergibt für die asiatischen Schwellenländer die Ratingnote A,
für Japan, Nordafrika, den Nahen Osten und die GUS-Länder die Ratingnote
B. Lateinamerika wird mit B- bewertet, Nordamerika und Westeuropa mit
der Ratingnote C.
Auch im Bekleidungssektor hat sich das weltweite sowie das westeuropäische Rating von C- auf C verbessert. Auch hier gibt es regionale Unterschiede in der Bewertung: Die asiatischen Schwellenländer bekommen das Rating A- und die mitteleuropäischen Länder, Nordafrika und der Nahen Osten die Bewertung B. Lateinamerika wird mit C+ bewertet. Für Nordamerika und Westeuropa vergibt Coface das Rating C. In Japan liegt das Rating bei C-.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Herr Erich Hieronimus
Pressesprecher
Tel.: 06131 / 323-541
Fax: 06131/ 323-70-541
E-Mail: erich.hieronimus@coface.de
Coface Deutschland AG
Isaac-Fulda-Allee 1
55124 Mainz
www.coface.de
Zum Unternehmen:
Coface Deutschland zählt zu den großen Anbietern von Dienstleistungen im Forderungsmanagement in Deutschland und durch die Zugehörigkeit zur Coface, Paris, auch weltweit. Coface Deutschland betreibt durch vier operative Gesellschaften vier Geschäftsfelder: Kredtversicherung (Coface Kredit),
Factoring (Coface Finanz), Forderungseinzug (Coface Debitoren) und Bonitätsinformationen (Coface Rating). Coface verfügt über Informationen zu rund 45 Millionen Unternehmen in aller Welt. Sie kann so Geschäftspartner von Kunden aus allen Branchen und in über 150 Ländern hinsichtlich der
Zahlungsfähigkeit überprüfen. Auf diesem Know-how bauen die Dienstleistungen im Forderungsmanagement auf. Ratings: Moody´s (Aa3), Fitch Ratings (AA), Standard & Poor's (AA). Die Gesellschaften von Coface Deutschland verzeichneten 2006 einen Gesamtumsatz in Höhe von rund 332 Mio. Euro. Mit
Kreditversicherung und Factoring wurden Risiken in Höhe von über 110 Mrd. Euro abgedeckt. Coface Deutschland beschäftigt rund 900 Mitarbeiter. Die Coface insgesamt hat über 120.000 Kunden und ist direkt in 64 Ländern präsent, über Partner im Netzwerk Credit Alliance in 93 Ländern. Sie hat über 6000
Angestellte und erzielte 2006 einen Umsatz von über 1,34 Mrd. Euro. Die Coface ist eine Tochter der französischen Natixis.