TKK-Chef fordert Ende von GKV und PKV

Der gelernte Chirurg macht deutlich, dass das Nebeneinander von gesetzlicher und privater Krankenversicherung aus seiner Sicht auf Dauer nicht tragbar ist. Er kritisiert vor allem die Ungerechtigkeiten, die dieses System mit sich bringt, etwa die langen Wartezeiten für gesetzlich Versicherte auf Facharzttermine und die finanziellen Belastungen für ältere Menschen, die in der PKV gefangen sind. Baas berichtet von Fällen, in denen Rentner fast zwei Drittel ihrer Rente für Krankenversicherungsbeiträge aufwenden müssen, ohne die Möglichkeit, in die gesetzliche Krankenversicherung zurückzukehren.

Dies steht im Widerspruch zur aktuellen Entwicklung der PKV, die von der Abwanderung aus der GKV profitiert und auch im Jahr 2023 weiter wächst. Die Menschen vertrauen heute dem zukunftssicheren System der PKV mehr als der GKV. Das war vor einigen Jahren noch völlig undenkbar, aber die Zeiten haben sich geändert: GKV-Versicherte flüchten aus dem völlig überlasteten Sozialsystem.

Berechnender Berater: In 15, maximal 20 Jahren ist die PKV nicht mehr finanzierbar.

Ein weiteres Problem, das in dem FAZ-Artikel angesprochen wird, sieht der TK-Chef in der ungleichen Verteilung der ärztlichen Ressourcen, die durch die bevorzugte Behandlung von Privatpatienten entstehe. In wohlhabenderen Regionen sei die Arztdichte deutlich höher als in ärmeren. Für ihn eine Versorgungslücke, die dem Grundprinzip einer gleichwertigen medizinischen Versorgung für alle widerspreche.

Die Bürgerversicherung ist nicht sein Ziel, er fordert ein neues System, das die Stärken beider Versicherungsformen vereint, einen fairen Wettbewerb zwischen gesetzlichen und privaten Anbietern ermöglicht und gleichzeitig eine qualitativ hochwertige Versorgung für alle sicherstellt. Auch das ärztliche Vergütungssystem müsse reformiert werden, um eine gerechte Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.

Der Chirurg, der vor seiner Zeit bei der TK auch als Berater im Gesundheitswesen tätig war, hat bereits ausgerechnet, wann die PKV nicht mehr finanzierbar sein wird: In 15, maximal 20 Jahren sei es so weit.

Wie die Finanzierung seines Modells für eine flächendeckende Verbesserung der Versorgungsqualität und eine höhere Vergütung der niedergelassenen Ärzte angesichts der ohnehin schon extrem hohen Beitragsbelastung und Steuerzuschüsse zur Sozialversicherung aussehen könnte, blieb in dem Interview leider offen.