PKV-Verband antwortet TKK-Chef

Schon 2016 gab der TKK-Chef Jens Baas der FAZ ein Interview. Unter dem Titel „Wir Krankenkassen schummeln ständig“ sprach er über die Belastung durch die Niedrigzinsen: „Noch vor einigen Jahren waren es vier oder fünf Prozent. Das heißt, die Niedrigzinspolitik kostet uns jährlich mehr als 100 Millionen Euro. Bei einigen Banken müssen wir sogar schon Negativzinsen auf kurzfristige Einlagen zahlen. Das ist verrückt!“

Die Rücklagen der PKV wecken offenbar Begehrlichkeiten, er würde sie gerne für sein neues Krankenversicherungssystem nutzen. Stefan Reker als Sprecher des PKV-Verbandes macht dazu eine klare Ansage:

„Da will offenkundig jemand von eigenen Problemen ablenken. Herr Baas führt eine Krankenkasse, die nahezu Null Reserven für die stark steigenden Gesundheitskosten ihrer alternden Versichertengemeinschaft hat – und attackiert eine PKV, die bereits mehr als 328 Milliarden Euro stabile Vorsorge für ihre Versicherten aufgebaut hat.“

PKV-Beiträge im Alter
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Im Interview nennt der TKK-Chef den Fall eines Ehepaares, das seine hohen Beiträge in der PKV nicht mehr bezahlen kann. Das Beispiel scheint etwas aus der Zeit gefallen zu sein, denn gefühlt zahlt man diese Beiträge heute in der GKV, um dann trotzdem monatelang auf einen Arzttermin zu warten. Das ärgert Herrn Baas nach eigener Aussage auch, Herr Reker kann zu den Gefühlen noch harte Fakten beisteuern:

„Da Herr Baas die Beiträge in der PKV anspricht, sollte man zum Vergleich den Beitrag der freiwillig Versicherten in der TK kennen: 1.051 Euro im Monat inklusive Pflege – derart hohe Beiträge betreffen in der PKV nur rund 2 Prozent der Versicherten.“

Bleibt noch die zurückliegende Berechnung des Chirurgen Dr. Baas als ehemaliger Berater, der das Ende der PKV in 15, spätestens 20 Jahren voraussagt. Die Antwort des Pressesprechers des PKV-Verbandes:

„Das Gerede von Herrn Baas über irgendeinen vermeintlichen ‚Kipppunkt‘ ist nicht nachvollziehbar. Vermutlich macht ihn aktuell der Wendepunkt nervös, dass seit geraumer Zeit jedes Jahr mehr Menschen die GKV verlassen und in die PKV wechseln als umgekehrt. Dieser Saldo beträgt seit 2018 rund 140.000 Personen zu Gunsten der PKV.“

Auf die Wechselbewegungen von der GKV in die PKV wurde bereits hingewiesen, man kann von einer regelrechten Flucht aus der Sozialversicherung sprechen. Die Systemüberlegenheit der PKV dürfte nicht nur in der Beherrschung des versicherungstechnischen Risikos liegen, sondern auch in der deutlich geringeren Zahl von Nichtzahlern im PKV-Notlagentarif.