Brief von Kleinlein: Aktienrente ist eine Mogelpackung

„Wo findet man so viele Dumme Menschen, die Ihnen Geld leihen?“

Axel Kleinlein
mathconcepts.de

Wenn Axel Kleinlein Versicherungsprodukte kritisiert, ist Vorsicht geboten. Für die Verbraucher, die der Versicherungsmathematiker vor Schaden bewahren will. Das hat er früher hauptberuflich beim Bund der Versicherten getan, außerdem ist er Gründungsmitglied der Bürgerbewegung Finanzwende.  Aber auch die Produktgeber müssen sich in Acht nehmen, denn der Aktuar ist nicht nur lautstark, sondern in seiner Kritik fachlich fundiert. Und er bleibt keine Antwort schuldig, wie er Anfang des Jahres bewiesen hat.

Jetzt hat er sich in einem offenen Brief an den Finanzminister gewandt und ihm die Realität der geplanten "Aktienrente" erläutert. Er zieht Parallelen zu gescheiterten Vorsorgemodellen der Vergangenheit wie der „kapitalgedeckten Rente“ - er persönlich habe nur gescheiterte Verträge gesehen.

Sein zentraler Kritikpunkt ist, dass es sich bei der "Aktienrente" im Kern um eine Schuldenrente handelt, die auf einem wackeligen Fundament steht: Günstige Zinsen erfordern, dass genügend Anleger ihr Geld zu ungünstigen Konditionen verleihen, während die „Aktienrente“ höhere Renditen am Aktienmarkt erzielen soll. Kleinlein argumentiert, dass damit letztlich die private Altersvorsorge der Bürger geschwächt werde, da sie ja Kunden institutioneller Anleger wie Lebensversicherungen seien: Sie bekämen also eine niedrigere private Rente, um die gesetzliche Rente durch das Konzept der „Aktienrente“ zu stützen, die die Beitragslast der Bürger um 0,3 Prozent senken soll. Kleinlein ist gewohnt direkt:

Ihre "Aktienrente" kann aber eben nur dann funktionieren, wenn sie genügend Dumme finden, die Ihnen für wenig Zinsen das notwendige Geld leihen. Sie brauchen Menschen, die so doof sind, nicht in die rentableren Anlagen zu gehen, auf die Sie selbst bei der "Aktienrente" setzen.
Axel Kleinlein

Eine fremdfinanzierte Kapitalanlage sei hochriskant, da die erwirtschafteten Renditen die Kosten der Fremdkapitalaufnahme nicht deckten. Kleinlein appelliert an die Politik, von diesem Konzept Abstand zu nehmen und verweist auf seine Kollegen von der Aktuarvereinigung DAV, die ähnliche Kritik geäußert haben.

Für die „Aktienrente“ sollen jährlich Beiträge in Milliardenhöhe in einen Fonds fließen. Im Jahr 2024 sollen es zwölf Milliarden Euro sein, bis 2028 soll der Betrag schrittweise weiter steigen. Die Finanzierung erfolgt über neue Schulden. Bis 2035 soll ein Kapitalstock von mindestens 200 Milliarden Euro durch Anlagen an den Finanzmärkten Erträge erwirtschaften, die dann in die Rentenkasse fließen und so den Anstieg des Beitragssatzes dämpfen. Ab 2036 sollen jährlich zehn Milliarden Euro erwirtschaftet werden.