2004 war die Nachfrage nach Versicherungsprodukten bei Netfonds so groß, dass Oliver Kieper an Bord kam und mit dem Aufbau der Versicherungssparte beauftragt wurde. Mit Erfolg, denn 20 Jahre später trafen sich Vermittler, Versicherer und das Netfonds-Team zu einer besonderen dreitägigen Veranstaltung. Dabei wurde nicht nur das Erreichte gefeiert, sondern auch der Blick nach vorne gerichtet: Es gab Sparten-Know-how bis zu rechtlichen Grundlagen (Geldwäsche-Regulierung ist für Vermittler langweilig, kann aber ruinös teuer werden). Und da sich die Netfonds Gruppe als unabhängiges Financial Home für Berater und Kunden positioniert, darf natürlich auch die Technik nicht zu kurz kommen. Denn im Versicherungsvertrieb dominieren inzwischen digitale Prozesse und Technologien wie künstliche Intelligenz. Netfonds will moderne Technologien zu einer zukunftsweisenden Finanzberatungsplattform bündeln, die eine 360-Grad-Beratung ermöglicht.
Der Hamburger Pool feiert sein 20-jähriges Bestehen.
Außerhalb der Vorträge gab es keine klassischen Messestände, die Versicherer präsentierten sich mit Aufstellern als stehende Visitenkarten. Die Maklerbetreuer brachten ihre Kompetenz in Fachworkshops ein, und zwar mehrere Gesellschaften gleichzeitig. Denn Wissen und Erfahrung waren gefragt, nicht das einzelne Verkaufsprodukt. Ein Maklerchef war begeistert von der Disziplin und Professionalität der Makler, die selbst um 21 Uhr noch einen Workshopraum füllten und aktiv mitarbeiteten. Sein Fazit: Bei Netfonds trifft er auf eine hochinteressante Maklerzielgruppe, die jedenfalls keine Kugelschreiber sammelt. Die Makler schätzten das Informationsangebot, die Möglichkeit zum Austausch untereinander und eines war immer wieder zu hören: Man sieht sich ein wenig als Familie, die trotz des Wachstums den menschlichen Kontakt zueinander nicht verloren hat.
Es gab Vorträge zu den technischen Maklerprozessen, das dafür zuständige System von Netfonds heißt „Finfire“. Es ist bisher (noch) nicht auf der MVP-Landkarte der dvb zu finden, hat aber in den letzten Jahren einen massiven Entwicklungsschub erfahren. Wie die anderen großen Maklerpools investiert auch Netfonds erhebliche Mittel in die IT-Entwicklung. Alte Anwendungen werden abgelöst und auch künstliche Intelligenz hält Einzug. Warum Informationspakete für den Kunden manuell zusammenstellen, wenn das auch die KI kann? Als der IT-Vorstand über die Kosten referierte, Netfonds in ein Tech-Unternehmen zu verwandeln, zuckten weder Makler noch Aufsichtsrat: Es geht heute nicht mehr anders, Vertrieb braucht digitale Prozesse. Und das MVP-System „Finfire“ bekommt einen eigenen Artikel.
Oliver Kieper wagte noch eine Zukunftsprognose: Die Konsolidierung im Poolmarkt werden aus seiner Sicht nur die Unternehmen überleben, die sich IT-Investitionen leisten können. Netfonds sieht er aufgrund der starken Positionierung im Nichtversicherungsbereich im Vorteil, da dort die kritische Größe zur Erfüllung der regulatorischen Anforderungen überschritten sei. Für die Daten und Dokumente der Versicherungsvermittler gilt: Wie es geht, ist egal - es muss gehen. Deshalb engagiert man sich in der BiPRO, sogar im BiPRO-Hub, aber auch das ist ein Kanal unter vielen. Er will das „Financial Home“ für Vermittler und Endkunden werden, eine 360-Grad-Sicht braucht konsolidierte Daten und dafür will er alle verfügbaren Datenquellen anzapfen. Um dieses Ziel zu erreichen, wird auch mit Mitbewerbern kooperiert, wie z.B. bei der Entwicklung von comparit, einem neuen Vergleichstool für die Beratungsbranche.
Der zweite Tag endete mit einem Galadinner im Stil der Goldenen Zwanziger. Plötzlich liefen auffällig viele Herren mit Schiebermütze und Knickerbocker herum, die meisten mit Studentenbrille und Oberlippenbart. Und die Damen waren besonders glamourös gestylt, mit Federschmuck und Hut.
Den Bart hat sich Oliver Kieper übrigens nicht zur Feier des Tages angeklebt, das war langfristig geplant. Und spiegelt ein wenig die Meinung und Stimmung der Makler und Vertriebspartner wider: Bei den Hanseaten menschelt es einfach.
