Vergleicher comparit - die ganze Geschichte

„Es gibt eigentlich nichts zu berichten. Wir arbeiten an der Umsetzung und in diesem Jahr wird es höchstens einen Blick auf den Prototypen geben.“

Matthias Brauch
comparit GmbH

Matthias Brauch stapelt noch tief, was seine neuen Systeme betrifft. Aber ein Blick auf den Markt und die bevorstehenden Veränderungen durch den bevorstehenden Markteintritt von comparit ist schon interessant. Gibt es überhaupt einen Bedarf für einen neuen Vergleicher und wenn ja, wie ist dieser entstanden? Welche Auswirkungen wird er auf den Markt haben?

Marktsicht

Seit dem Verkauf von Franke+Bornberg an Swiss Life Select sind alle großen Vergleichsanbieter in der Hand von Vertrieben oder Versicherern (Softfair ist Fonds Finanz zuzuordnen, Morgen & Morgen zu Jung, DMS & Cie.). Dies ist inzwischen weniger ein Problem im Sinne nicht neutraler Vergleichsergebnisse, sondern kann für konkurrierende Pools und Vertriebe zu einem Zugangsproblem werden, z.B. durch Preiserhöhungen oder eingeschränkten Support. Auf der anderen Seite haben Pools und Vertriebe kein Interesse daran, eigene Vergleichsrechner zu erstellen, der Aufwand dafür ist trotz BiPRO immens. Blau direkt hatte diese Aufgabe an Levelnine delegiert und auch der DEMV zeigte sich erleichtert, durch die Übernahme durch Fonds Finanz die Vergleichsentwicklung mit Softfair zu kombinieren und sich auf das Verwaltungssystem „Professional works“ konzentrieren zu können.

Finanzierung

Um die Funktionalität eines Vergleichsrechners wie Softfair bereitstellen zu können, sind nach grober Schätzung eines Insiders ca. 10 Mio. Euro pro Jahr erforderlich. Aufgrund der hohen Ähnlichkeit der Kriterien der einzelnen Versicherungsprodukte kommt es weniger auf den Vergleich als auf die technische Integration an. Alle am Vermittlungsprozess Beteiligte sind an reibungslosen Prozessen interessiert. Daher hat ein Pool oder Vertrieb kein originäres Interesse an einem eigenen Vergleichsrechner, sondern konzentriert sich lieber voll auf seine MVP-/CRM-/Verwaltungsumgebung, mit der der Makler arbeiten kann. Blau direkt hat dafür die „Ameise“ und die Gründer Drückhammer und Pradetto haben durch den Einstieg von Warburg Pincus viel Kapital zur Verfügung. Damit konnten sie den Start von comparit unterstützen, agieren aber auf Augenhöhe mit Maxpool und Netfonds, wie Vorstand Oliver Kieper bestätigt. Und das soll ausdrücklich auch für die neuen Investoren gelten, die die Anteile von Blau direkt übernehmen werden. Das übergeordnete Ziel einer guten Vergleicher-IT lässt die Wettbewerber näher zusammenrücken. Gespräche mit weiteren Pools und Vertrieben laufen bereits.

Unabhängigkeit

„Vorerst sind es die Norddeutschen, die hier auf Augenhöhe gemeinsam an der Zukunft des Vergleichs arbeiten. Und dieser Kreis wird noch größer werden.“

Oliver Kieper
Netfonds AG

Das hohe Investment der Gründer von Blau direkt diente jedoch nur als Anschub für das gesamte Projekt. Dieser Anteil wird nun an die Branche verkauft, zunächst an Unternehmen mit einem Provisionsumsatz von mindestens 10 Millionen Euro, also Großmakler, Pools und Vertriebe. In einem zweiten Schritt können sich dann die Versicherer beteiligen. 51% der Anteile liegen immer bei Matthias Brauch (und seinen Mitarbeitern). Im Falle eines Verkaufs haben die bestehenden Investoren ein Vorkaufsrecht. Diese Konstruktion löst mehrere Probleme auf einmal: Ein Vergleicher muss für den Versicherer attraktiv sein, also Umsatz bringen. Dazu braucht er Vermittler als Nutzer. Die bringen die Investoren automatisch mit. Durch die Stimmenmehrheit bestimmt mit Brauch ein branchenweit anerkannter Experte die weitere Entwicklung. Auch hat man aus dem Fehler des damals gescheiterten Versuchs, Softfair an Versicherer zu verkaufen, gelernt. Die Konditionen waren damals unrealistisch hoch. Comparit ist also keine Blau direkt-Veranstaltung, aber die Lübecker haben sich mit diesem Schachzug die zukünftige Vergleichswelt für ihren Pool gesichert. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit ein kurzfristig lohnendes Investment getätigt, ohne selbst in die operative Verantwortung gehen zu müssen, was andere Investoren gerade schmerzlich erfahren.

Technologie

„Als digitaler Maklerversicherer schätzen wir den Wettbewerb und begrüßen neue Vergleichertechnologien - Viel Erfolg den Beteiligten!“

Kai Zithier
Janitos Versicherung AG

Nach dem Verkauf von Softfair an die Fonds Finanz hatte sich Swiss-Life-Select aufgrund der Konkurrenzsituation sehr schnell für Franke+Bornberg entschieden. Auch deren Vergleichstechnologie war in die Jahre gekommen und musste modernisiert werden, ein Kraftakt wie jedes große Softwareprojekt. Softfair tat sich schwer, die bestehenden Systeme zu erneuern. Noch heute sehen viele Oberflächen aus wie in den Anfangstagen der ersten Webseiten. Softwaresysteme altern und sind schwer zu erneuern, diese Lektion lernen Versicherer gerade bei komplizierten und fehleranfälligen Neueinführungen von Bestandssystemen. Das dürfte schon heute der größte Wettbewerbsvorteil von comparit sein. Brauch und sein Team sind kein Hipster-Startup, sondern kennen das Vergleichsgeschäft. Er hat langjährige IT-Kräfte mitgebracht, die wie alle Techniker von neuen Technologien begeistert sind. Nichts motiviert einen Entwickler mehr, als Prozesse, die er kennt, ohne Altlasten in den modernsten Technologie-Stack zu implementieren und sich voll auf die Technik konzentrieren zu können. Und sollte in Zukunft ein Entwickler einen Vergleichsrechner als Arbeitgeber suchen, dürfte ein Blick auf das Arbeitsumfeld die Entscheidung erleichtern.

Geschäftsmodell

„Wir sind Experten für Komposit und scheuen keinen Vergleich. Neue Vergleichstechnologie für differenzierende Produkte finden wir spannend.“

Sascha Beck
Concordia Versicherungen

Vor einigen Jahren hatte Franke und Bornberg versucht, ein Stückkostenmodell zu etablieren. Die Versicherer zuckten zusammen, das erinnerte an alte Indatex-Zeiten. Warum einen technischen Dienstleister pro Antrag bezahlen? Außerdem haben die Versicherer viel Geld in die BiPRO-Implementierungen investiert. Warum sollten sie jetzt zusätzlich dafür bezahlen, damit diese Technik auch verwendet wird? Comparit verändert bereits vor dem Livegang das Preisgefüge im Vergleichsmarkt. Die Versicherer zahlen pro Sparte (LV/KV/Komposit) 25.000 Euro für die Schnittstelle, maximal somit bei allen drei Sparten 75.000 Euro. Und zwar erst mit Eingang des ersten Antrags. Keine versteckten Kosten für Anbindung und Wartung. Allein diese Transparenz ist ein Novum und sollte von den Vertriebsverantwortlichen gewürdigt werden. Neben den Lizenzgebühren, die die Nutzer des Vergleichsrechners zahlen, bietet comparit den Versicherern Analysen, Ratings und Workshops an. Die Daten, die durch die Nutzung einer Vergleichsplattform durch Tausende von Maklern entstehen, sind sehr wertvoll. Es gibt Vergleichsanbieter, deren Geschäftsmodell ausschließlich im Verkauf dieser Daten besteht - wie immer, wenn es kostenlose Angebote im Internet gibt. Aber das ist eine andere Geschichte.

Fazit

Ich bin überzeugt, dass comparit ein Erfolg wird. Seitens der Versicherer gab es keine Einwände und Matthias Brauch hat schon zu Softfair-Zeiten mit dem P-Next-Ansatz gezeigt, dass er sich der real existierenden Prozessprobleme trotz BiPRO-Initiative und Branchenkooperation bewusst ist. Er genießt das erforderliche Vertrauen in der Branche und nimmt sich die nötige Zeit für die Entwicklung, denn er „will mit einem Produkt auf den Markt kommen, das bei allen Anwendern höchste Begehrlichkeit auslöst“.