KI im Makleralltag: Von Prompting-Hacks bis zu intelligenten Agenten

KI-Expertin Leona Spauszus verrät im Interview mit Pfefferminzia die Top-Fragen der Makler: Welche Tools wirklich funktionieren und wie der perfekte KI-Einstieg gelingt.

Der Realitätscheck: Warum die meisten Makler KI falsch angehen

"Schreib mir mal ein PKV-Angebot" – wenn das auch Ihr Standard-Befehl an ChatGPT ist, dann gehören Sie zu den 90% der Makler, die KI-Tools völlig ineffizient nutzen. Das Ergebnis? Frustrierte Seufzer und der Gedanke: "Diese KI-Tools taugen doch nichts!"

Doch das Problem liegt nicht an der Technologie, sondern an der Art, wie wir mit ihr kommunizieren.

Leona, KI-Expertin und ehemalige Vertriebsmitarbeiterin, bringt es auf den Punkt: "Das liegt tatsächlich oft daran, dass derjenige, der den Prompt eingibt, ihn vielleicht nicht effizient formuliert hat." Die Lösung? Strukturiertes Prompting mit System.

Hack #1: Die Prompt-Checkliste – Ihr Schlüssel zu besseren KI-Ergebnissen

Vergessen Sie vage Anfragen! Erfolgreiche Makler arbeiten mit einer systematischen Prompt-Checkliste:

Statt: "Schreib mir ein PKV-Angebot" Besser: "Erstelle ein personalisiertes PKV-Angebot für einen 35-jährigen Selbstständigen aus München mit folgenden Anforderungen: [Details]. Berücksichtige dabei [spezifische Wünsche] und präsentiere die Vorteile gegenüber der GKV strukturiert in drei Hauptpunkten."

Die Prompt-Checkliste umfasst:

  • Zielgruppe definieren (Alter, Beruf, Situation)
  • Konkrete Anforderungen auflisten
  • Gewünschtes Format festlegen
  • Besondere Berücksichtigung angeben
  • Tonalität vorgeben

Das Ergebnis: Präzise, verwendbare Outputs statt generischer Textbausteine.

Hack #2: Smart investieren statt Geld verbrennen

Die 20-vor-200-Regel: Bevor Sie 200 Dollar für Premium-Accounts ausgeben, testen Sie erst die 20-Dollar-Varianten ausgiebig.

Warum? Die KI-Welt entwickelt sich rasend schnell. Leonas Erfahrung: "Ich hatte einen Vortrag, da war Grog3 noch nicht draußen, dann war es just an dem Tag aber gerade veröffentlicht." Bei dieser Geschwindigkeit ist es klüger, flexibel zu bleiben und verschiedene Tools auszuprobieren, bevor man sich festlegt.

Praktisches Vorgehen:

  1. Starten Sie mit kostenlosen Versionen
  2. Testen Sie 2-3 Tools parallel
  3. Upgraden Sie nur bei bewiesenem Nutzen
  4. Bleiben Sie offen für neue Entwicklungen

Hack #3: Realistische Erwartungen – Der Schlüssel zum KI-Erfolg

Die größte KI-Falle: Der Glaube an die komplette Automatisierung. "Viele wünschen sich, dass wir komplett automatisiert unterwegs sind – das ist in der Form noch nicht so möglich", warnt Leona.

KI kann Ihren Verwaltungsaufwand reduzieren, aber nicht eliminieren. Der Unterschied liegt in der Individualisierung von Automatisierungsprozessen – hier glänzt moderne KI gegenüber klassischen "Klick-hier-dann-passiert-das"-Lösungen.

Die Tool-Auswahl: Welche KI passt zu welcher Aufgabe?

ChatGPT – Der strategische Berater

  • Stärke: Rollenzuweisung möglich
  • Perfekt für: Strategische Beratung, Konzeptentwicklung
  • Profi-Tipp: Separate Accounts für verschiedene Rollen anlegen (KI-Berater vs. Mustermakler GmbH)

Claude – Der menschliche Kommunikator

  • Stärke: Sehr natürliche, menschliche Kommunikation
  • Perfekt für: Social Media Content, Kundenkommunikation
  • Besonderheit: Weniger "roboterhaft" in der Sprache

Canva mit KI – Der kreative Allrounder

  • Stärke: Integrierte Design-KI
  • Perfekt für: Virale Videosticker, Marketing-Content
  • Vorteil: Alles aus einer Hand

Die zwei Mega-Fragen, die jeder Makler stellt

1. "Welches KI-Tool ist das beste?"

Die ehrliche Antwort: Es gibt kein "bestes" Tool. Es gibt nur das beste Tool für Ihren spezifischen Anwendungsfall. Learning by Doing ist hier der Königsweg.

2. "Wie automatisiere ich alles mit KI?"

Die Realität: KI ist mehr als klassische Automatisierung. Der Unterschied liegt in der menschenähnlichen Kommunikation und Individualisierung von Prozessen. Das ist der echte Game-Changer.

Blick in die Zukunft: Was uns 2025 erwartet

KI-Agenten werden alles verändern. Stellen Sie sich vor: Ein digitaler Assistent, der auf Ihrem Computer arbeitet, Formulare ausfüllt, Reisen mit spezifischen Wünschen bucht ("Mallorca, nah am Strand, vegetarische Küche beachten") – genau wie ein menschlicher Mitarbeiter, nur schneller.

Operator und Manus heißen die Technologien, die bereits existieren, aber noch nicht in Deutschland verfügbar sind. 2025 soll das Jahr der KI-Agenten werden.

Was das für Makler bedeutet: Die Integration in den Versicherungsvertrieb steht bevor. Wer jetzt die Grundlagen lernt, ist vorbereitet.

Überraschungen garantiert: Der Deep Seek-Moment

Niemand hat das chinesische KI-Modell Deep Seek kommen sehen – und doch war es plötzlich da. Diese Unvorhersagbarkeit der KI-Entwicklung zeigt: Flexibilität ist wichtiger als Perfektion.

Bereiten Sie sich vor, aber lassen Sie sich nicht von der Geschwindigkeit der Entwicklung überfordern.

Ihr Aktionsplan: So starten Sie richtig durch

Woche 1-2: Grundlagen schaffen

  • Prompt-Checkliste entwickeln und testen
  • ChatGPT mit 20-Dollar-Account ausprobieren
  • Erste Anwendungsfälle definieren

Woche 3-4: Erweitern und optimieren

  • Claude für Kundenkommunikation testen
  • Canva für Marketing-Content ausprobieren
  • Verschiedene Prompt-Stile vergleichen

Monat 2: Systematisieren

  • Erfolgreiche Prompts dokumentieren
  • Workflow-Integration planen
  • ROI messen und bewerten

Laufend: Dranbleiben

  • Entwicklungen bei KI-Agenten beobachten
  • Neue Tools testen (aber nicht überstürzen)
  • Mit anderen Maklern Erfahrungen austauschen

KI ist kein Hexenwerk, sondern Handwerk

KI wird Ihre Arbeit als Versicherungsmakler nicht ersetzen, aber Makler, die KI beherrschen, werden Makler ohne KI ersetzen.

Der Schlüssel liegt nicht in den teuersten Tools oder der neuesten Technologie, sondern in der systematischen, durchdachten Anwendung der bereits verfügbaren Möglichkeiten.

Fangen Sie klein an, bleiben Sie dran, und lassen Sie sich von der Geschwindigkeit der Entwicklung nicht stressen. Die KI-Revolution findet statt – seien Sie dabei, aber auf Ihre Art und in Ihrem Tempo.

Die Zukunft gehört den Maklern, die KI als das nutzen, was sie ist: Ein mächtiges Werkzeug in den Händen von Experten, die wissen, wie man es richtig einsetzt.

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