Der langjährige Präsident des BVK, Michael Heinz, nimmt im Podcast "In Deckung - Versicherung zwischen Ebbe und Flut" kein Blatt vor den Mund. Der mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Branchenveteran rechnet mit der vergangenen Regierung ab und erklärt, warum die Versicherungsbranche trotz aller Herausforderungen eine goldene Zukunft vor sich hat.
Scharfe Kritik an der Ampel-Regierung

"Politiker kommen und gehen. Ich bleibe."
Michael Heinz
BVK
Heinz, der seit 1997 im BVK-Präsidium und seit 2004 als Präsident aktiv ist, übt deutliche Kritik an der vergangenen Legislaturperiode: "Man muss leider sagen, in der letzten Legislatur waren doch die eine oder andere Partei völlig immun gegen Argumente und haben wirklich nur noch ideologisch gearbeitet."
Besonders frustrierend sei die Erfahrung mit einer SPD-Staatssekretärin gewesen, die nach einem Betriebsbesuch zunächst positiv überrascht war, später aber dennoch an der Provisionsbegrenzung festhielt. "Ich habe ihr knallhart gesagt, das war wieder ein verlorener Tag für mich", berichtet Heinz über das Gespräch in der Berliner Dorotheenstraße.
Hoffnung auf Neuanfang mit der neuen Regierung
Mit "gedämpftem Optimismus" blickt der BVK-Präsident auf die kommende Koalition. Zur strategischen Vorbereitung hat der Verband prominente Verstärkung geholt: "Es ist uns gelungen, weil wir seit Jahren eine gute Verbindung haben, ihn als Lobbyisten zu verpflichten" - gemeint ist der ehemalige erste parlamentarische Geschäftsführer der CDU, Michael Grosse-Brömer.
Heinz zeigt sich kämpferisch: "Politiker kommen und gehen, aber ich bleibe. Das ist jetzt ein bisschen gehässig." Diese Kontinuität sieht er als Vorteil in den politischen Auseinandersetzungen.
KI als Chance, nicht als Bedrohung
Entgegen vieler Befürchtungen sieht Heinz in der Künstlichen Intelligenz eine große Chance für die Branche: "Ein solches Instrument, künstliche Intelligenz in allen Facetten, kann der Branche wunderbar helfen." Prozesse könnten beschleunigt und Probleme wie "Unerreichbarkeit, schleppende Schadenbearbeitung" gelöst werden.
Dennoch betont er die unverzichtbare Rolle des persönlichen Kontakts: "Es gibt eine ganz starke Sehnsucht in den Menschen, mit Menschen zu sprechen." Gerade bei existenziellen Fragen wie Altersvorsorge und Arbeitskraftabsicherung sei das persönliche Gespräch unersetzlich.
Branche muss sich von schwarzen Schafen trennen
Ein Hauptproblem sieht Heinz in der mangelnden Qualifikation einiger Marktteilnehmer: "Es ärgert mich das maßlos, dass es immer noch möglich ist, in dieser Branche Unter- oder Unqualifizierte als sogenannte Tippgeber oder Finfluencer in den Markt zu schicken."
Das Problem verschärfe sich durch die mediale Wahrnehmung: "Wir haben vielleicht 200 Beschwerden über Vermittler in einem Jahr über 180.000 Vermittler, und morgen ploppt irgendwo wieder etwas auf, dann stehen wir wieder in der Bild-Zeitung auf der ersten Seite."
Aktien-Depot für Jugendliche: Ein guter Anfang
Das geplante Aktien-Depot für junge Menschen bis 18 Jahre begrüßt Heinz grundsätzlich: "Ich glaube, das wird gut, hoffe es." Er sieht darin eine Chance, eine "Grundsensibilität" für das Thema Vorsorge zu schaffen, auch wenn es kein Fachwissen vermittle.
Konsolidierung unaufhaltsam
Die Konsolidierungswelle bei Versicherern und Vermittlern sieht Heinz als unvermeidlich an. Allein in den letzten Jahren seien "wahrscheinlich noch 30, 40 Gesellschaften mehr" vom Markt verschwunden. Dies führe automatisch zu Kostendruck und Vereinfachungen.
Private Einblicke eines Workaholics
Trotz seiner enormen Arbeitsbelastung - "Ich bin mittlerweile doch 30, 40 mal im Jahr in Berlin" - zeigt sich Heinz zufrieden: "Ich habe das ganze Jahr Urlaub, mir geht es so gut" In seltenen freien Momenten entspannt er sich bei Fahrten mit seinen Oldtimern aus den 50er Jahren.
Sein Rat an junge Menschen: "Machen Sie mal ein Praktikum. Gehen Sie mal in so eine Agentur" - denn es sei "eine tolle Branche", auch wenn das Image noch verbesserungswürdig sei.
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