Im Insurance Monday Podcast begrüßen die Gastgeber Sebastian Langrehr und das bestehende Team ein neues Mitglied: Simon Moser, Gründer und CEO von Muffin Tech. Der 33-jährige aus Mainfranken bringt eine einzigartige Kombination aus Versicherungsexpertise und KI-Know-how mit. Seine KI besteht bereits die 34d-Sachkunde-Prüfung und sein Unternehmen entwickelt spezialisierte KI-Lösungen für die Versicherungsbranche. Warum die Versicherungsbranche dringend KI benötigt und warum sein Unternehmen ausgerechnet Muffin Tech heißt.
Vom Makler mit selbstentwickelter KI zum KI-Startup
Simon Moser kennt die Versicherungsbranche: "Ich war selber während der Studienzeit schon mal 34d-Makler in einem Strukturvertrieb, kenne die Branche also schon relativ lange", erzählt er über seinen Werdegang. Nach dem VWL-Studium führte ihn der Weg über Unternehmensberatung und mehrere Startups zur eigenen Gründung vor vier Jahren. "Erstmal als digitalen Makler, der dann KI für sich selber entwickelt hat. Diese KI war dann scheinbar so gut, dass wir die mittlerweile auch der Branche anbieten."
Heute beschäftigt Muffin Tech ein Team von 20 Mitarbeitern und positioniert sich als spezialisiertes AI-Operating-System für die Versicherungsbranche. Das Unternehmen hat sich von einem digitalen Makler zu einem reinen KI-Anbieter entwickelt.
Die Mission hinter Muffin Tech
Der ungewöhnliche Firmenname hat eine durchdachte Geschichte. "Muffins mögen wahrscheinlich die meisten Menschen und das ist erst mal positiv konnotiert", erklärt Moser. "Gleichzeitig ist es eine kleine Spielerei, weil im Wort Muffin Tech ist das Wort Fintech irgendwo zu finden." Die Botschaft dahinter: "Lass doch mal Fintech machen."
Die Vision des Unternehmens ist ambitioniert: "Unsere Mission ist eigentlich wirklich ein spezialisiertes AI-Operating-System für die Versicherungsbranche zu bauen." Moser vergleicht die Entwicklung mit der Evolution von MS-DOS zu Windows: "Wir haben gesehen, dass wir wieder am selben Punkt stehen, dass mit Large Language Modellen und Applikationen, die Leute wieder Befehle eingeben sollen, damit die KI etwas macht. Die Leute sind darin nicht besonders gut."
Warum die Versicherungsbranche KI braucht
Moser identifiziert mehrere kritische Herausforderungen, bei denen KI helfen kann. Der Kostendruck wird immer größer: "Also nicht umsonst wird in der Branche massiv konsolidiert. Also heute kam die Meldung, dass die Nürnberger jetzt zum Beispiel endgültig verkauft wird." Gleichzeitig herrscht akuter Fachkräftemangel und die Belegschaft altert: "Der durchschnittliche Vermittler in Deutschland ist knapp 55 Jahre alt."
Besonders wichtig ist seiner Ansicht nach die Vorbereitung auf eine neue Kundengeneration: "Leute, die jetzt Mitte 20 sind, die sind mit Digital First aufgewachsen. Also für die es normal ist, erst mal sich selber zu helfen, online nach Lösungen zu suchen und voll digitale Prozesse einfach erwarten."
Die Realität der KI-Implementierung
Trotz des Hypes um Künstliche Intelligenz sieht Moser die Branche noch in der Experimentierphase. "Es will jeder oder wollte jeder irgendwas mit KI machen. Viele dieser Projekte, die dann da angestoßen wurden, kamen weniger aus den Fachabteilungen, also von den Leuten, die es wirklich nutzen sollen."
Ein zentrales Problem sind generische Ansätze: "Wenn du ein Unternehmens-GPT baust, das gleichzeitig Fragen zu AVBs beantworten soll, zu einem Vertriebsprozess, zu Reisekostenabrechnung und zum Mensaplan, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie da in verschiedenen Sachen hin und her springt und irgendwann einen falschen Absprung wählt, sehr, sehr hoch."
Startup-Realitäten und Kooperationen
Als erfahrener Gründer gibt Moser ehrliche Einblicke in die Startup-Welt: "Das muss man dann aber wirklich transformieren in eine langfristige Zusammenarbeit, also in langfristige Verträge und in größere Verträge, die einem dann auch das Überleben sichern. Wir müssen auch Gehaltskosten zahlen und das kann man mit einem Pilotprojekt für 30.000 Euro nun mal nicht."
Seine Empfehlung für andere Startups: "Da kann ich allen Startups nur empfehlen, sich lieber auf weniger Partner am Anfang zu konzentrieren, bei denen man einfach das Gefühl hat, da wird eine langfristige Zusammenarbeit angestrebt."
Die Zukunft der KI in der Versicherung
Für die nächsten zwei Jahre sieht Moser realistische Fortschritte: "Ich glaube, in zwei Jahren werden wir zumindest mal da sein, dass KI in den meisten Unternehmen reale Anwendungsfälle stellt." Gleichzeitig dämpft er übertriebene Erwartungen: "Diese Zukunft, in der nur noch KI-Agenten mit KI-Agenten sprechen und bei einem Autounfall der KI-Agent meines Autos das automatisch meldet und die KI meines Kfz-Versicherers das automatisch im Hintergrund dunkel verarbeitet. Ich glaube, das ist absolute Zukunftsmusik."
Kulturwandel als Erfolgsfaktor
Für die erfolgreiche Implementierung von KI sieht Moser vor allem kulturelle Aspekte als entscheidend: "Du musst Evangelisten aufbauen, also du musst in den Unternehmen wirklich Champions aufbauen, die Bock auf diese Projekte haben, anders kriegst du es nicht hin." Dabei sei es kein Altersthema, sondern eine Frage der Einstellung: "Absolut das Mindset", betont er auf die Frage, ob Widerstand gegen neue Technologien altersbedingt sei.
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