Finanztest würdigt Vermittler herab

Bankberater und Versicherungsvermittler beraten Riester-Kunden oft nicht optimal, sondern so, dass sie mehr Provisionen erhalten. Dies behauptet Finanztest in seiner März-Ausgabe unter der Überschrift „Schlechter Rat“. Den Beweis bleibt das Magazin allerdings schuldig, denn es liegt gar kein regulärer Test einer größeren Zahl von Vermittlern vor – eigentlich ein Skandal.

Stattdessen werden nur zwei Fälle herangezogen, die für Makler völlig untypisch sind. Eine Kundin (46) mit bestehender Postbank Lebensversicherung wollte ihren Vertrag aufstocken, um die Zulage auszuschöpfen. Ihr wurde aber ein zusätzlicher Riester-Fondssparplan empfohlen, der laut Finanztest höhere Abschlusskosten verursacht als die Versicherung.

Im anderen Fall, der anonymisiert wurde, hatte ein Vermittler des Strukturvertriebs DVAG einer Kundin (23) eine fondsgebundene Riester-Rentenversicherung der AachenMünchener Lebensversicherung angeboten, die dort exklusiv vertrieben wird. Hier hätte Finanztest einen Riester-Fondssparplan besser gefunden, weil in jungen Jahren die Chance auf höhere Rendite das Risiko von Verlusten überwiegt und zudem der Fondssparplan billiger sei. Ob die Fondspolice der AachenMünchener im Marktvergleich gut oder schlecht ist, wurde nicht analysiert.  

Die Begründungen enthalten handwerkliche Fehler und Unterstellungen. So suggeriert Finanztest, dass  das Herangehen der beiden Vermittler typisch für alle provisionsvergütete Vermittler ist: „Sie bieten nicht unbedingt das beste Produkt an, sondern das, an dem sie am meisten verdienen“. Tatsächlich bieten viele Makler Riester-Produkte überhaupt nicht offensiv an, weil sie zu wenig transparent für den Kunden sind, oft ein schlechtes Preis- Leistungsverhältnis bieten und zahlreiche Fallstricke beim Anbieterwechsel beinhalten.

Abenteuerlich ist auch die Aussage, dass bei Kostenverteilung über fünf Jahre „der Vermittler schneller an sein Geld kommt“. Tatsächlich bekommt der Vermittler in der Regel sein Geld sowohl bei 5- als auch bei 10-jähriger Verteilung der Abschlusskosten sofort – und eben nicht im Falle von fünf Jahren früher. Der Gesetzgeber hat die Verteilung über fünf statt zuvor zehn Jahre 2005 eingeführt, um die Haftung der Vermittler für vorzeitige Stornierung durch die Kunden einzugrenzen.

Finanztest empfiehlt Riester-Interessierten, sich erst mal selbst schlau zu machen, ehe ein Berater oder Vermittler zu Rate gezogen wird. Eigene Vorbereitung helfe, „dass das Beratungsgespräch nicht zum Reinfall wird“. Und wo soll sich der potenzielle Kunde informieren? Bei Finanztest! „Im Gegensatz zu einem Vermittler benötigt ein Redakteur weder einen fachlichen Nachweis, noch muss er für seine Empfehlungen haften“, heißt es in einem sarkastischen Leserbrief an die Stiftung.

Finanztest dürfte seine Leser überfordern. So empfiehlt man: „Finden Sie heraus, wie hoch die Abschluss- und Verwaltungskosten sind. Fragen Sie bei Fondssparplänen nach Ausgabeaufschlägen und Depotgebühren. Informieren Sie sich, wie diese Kosten zeitlich verteilt werden. Erkundigen Sie sich, wie viel Rente Ihnen bleibt, wenn sie lange vor Rentenbeginn aufhören einzuzahlen… Fragen Sie, welche Kosten bei einem Wechsel anfallen und ob es einen Unterschied macht, ob Sie zu einem Produkt des gleichen Anbieters wechseln oder zu einem neuen Anbieter.“

Eigentlich erwartet der Leser kompetente Antworten von seinem Berater, der als Makler auch noch direkt dafür haftet. Einen Honorarberater – auch in der Verbraucherzentrale – dürften Kunden gerade bei Riester-Vorsorge als zu teuer empfinden (siehe früherer Artikel). Finanztest bleibt Antworten in diesem Heft schuldig und treibt den Leser womöglich ins beratungsfreie Internet. Tatsächlich muss insbesondere die Kostenfrage genau recherchiert werden, da es vielfach Konstellationen gibt, bei denen die staatlichen Zulagen fast vollständig von den Kosten aufgezehrt werden (siehe früherer Artikel).