Das Ende des Effizienzkillers GDV-Datensatz

Es ist zwar noch nicht offiziell, wird aber bereits offen kommuniziert. Nach 40 Jahren ist Schluss: Der GDV-Datensatz steht vor seinem endgültigen Aus. Dies soll noch in diesem Jahr vom Ausschuss Betriebswirtschaft, IT und Prozesse des GDV verkündet werden. Auf dem BiPRO-Tag in Neuss wurde bekannt gegeben, dass der Support des veralteten Standards innerhalb der nächsten fünf Jahre komplett eingestellt wird. Makler mochten ihn nie. Auch die Versicherer stören sich zunehmend an der Technologie der 80er Jahre. Nun erfolgt endlich die Befreiung von einem technischen Dinosaurier.

Der tägliche Kampf des Maklers mit GDV-Daten

„...schneller, effizienter und mit weniger Aufwand für den Makler.

Ha Trang Mac
Concordia Versicherung

Ha Trang Mac von der Concordia Versicherung wandte sich an die Vertreter der Versicherungsunternehmen im Publikum und zeigte die täglichen Herausforderungen der Makler im Umgang mit den GDV-Daten auf. Dazu gehören das händische Abholen, das Auspacken von ZIP-Dateien, das manuelle Importieren in das MVP-System sowie die unterschiedlichen Zeitabstände bei der Bereitstellung, die sich auf die Aktualität des Datenbestands auswirken. Hinzu kommen fehlerhafte Daten, Medienbrüche und ein enormer manueller Aufwand. All dies ist die Konsequenz eines Standards aus den 1980er Jahren, der ursprünglich für Magnetband-Übertragungen entwickelt wurde und nicht mehr in die digitale Gegenwart passt.

Der Nachfolger heißt BiPRO 430.4

Die neue Lösung läuft für den Makler unsichtbar im Hintergrund. Per BiPRO-Norm 430.4 gelangen die Bestandsdaten als XML-Datenstrom ins MVP-System. Die Versicherer nutzen dafür neue Bestandsführungssysteme, sodass der Makler auf tagesaktuelle Bestandsdaten in seinem MVP-System zugreifen kann. Dadurch verbessert sich die Datenqualität erheblich, was wiederum zu reduzierten Rückfragen führt. Es ist nicht mehr nötig, zum Hörer zu greifen, um den aktuellen Rückkaufswert einer Lebensversicherung zu erfragen.

Die drei Erfolgsfaktoren der Concordia

Die Concordia Versicherung hat den Umstieg in ihren eigenen Systemen bereits erfolgreich gemeistert. „Mit BiPRO können Makler schneller, effizienter und mit weniger Aufwand arbeiten. Die Daten sind aktuell und haben durch standardisierte Schnittstellen eine hohe Qualität“, erklärt Mac und fasst damit die Projektergebnisse zusammen.

Die Wirtschaftsinformatikerin hat basierend auf dem abgeschlossenen Projekt konkrete Empfehlungen für ihre Versicherungskollegen. Entscheidend für den Erfolg ist eine frühe Kommunikation, denn am Datenaustausch mit den Maklern sind bei einem Versicherer viele Menschen und Bereiche beteiligt, die von Beginn an eingebunden werden müssen. Angesichts des veralteten Standards empfiehlt sie auch Mut zum Handeln: „Wir hätten früher starten können”, gibt Mac offen zu. Die anfängliche Sorge vor negativer Resonanz war unbegründet – im Gegenteil, die Partner waren dankbarer als erwartet. Ein dritter Erfolgsfaktor ist es, die Motivation auch über die technische Umsetzung hinaus aufrechtzuerhalten. Change-Prozesse können langwierig sein und benötigen positive Impulse, um alle Beteiligten bei der Stange zu halten. Dies gilt insbesondere für den praxisorientierten Vertrieb, in dem sowohl Makler als auch Maklerbetreuer sehr zielorientiert mit Technik umgehen.

Trotz (?) des bevorstehenden Endes einer Brancheninstitution gibt es strahlende Gesichter.
Carsten Heitmann (Concordia), Torsten Jäger (BiPRO) und Ha Trang Mac (Concordia)

Veränderungen – der Mensch als größte Hürde

Das eigentliche Problem liegt nicht in der Technik, sondern in menschlichen Gewohnheiten. Makler mögen den GDV-Datensatz zwar nicht, haben sich aber an dessen Mängel und die Workarounds zur praktischen Nutzung gewöhnt – ebenso wie daran, sich darüber zu beschweren. Dieser Gewöhnungseffekt darf sich jedoch nicht als Widerstand gegen eine objektiv bessere Lösung erweisen. Daher geht die Concordia jetzt aktiv auf die Partner zu, um den Einsatz der neuen Technologie gemeinsam vorauszuplanen.

Aktiv werden für das digitale Maklerbüro

Nicht nur Versicherer, sondern auch Makler müssen sich aktiv mit der Digitalisierung ihrer Prozesse auseinandersetzen. Es geht nicht darum, zum Informatiker zu werden, sondern die eigenen Vertriebsprozesse zu durchdenken und mit den verfügbaren technischen Möglichkeiten zu verknüpfen. Wer jetzt nicht damit beginnt, wird von der digitalen Welle der Versicherer abgehängt und für diese uninteressant.

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