Was sollte auch dabei herauskommen, wenn man BiPRO spontan zu "BierPRObe" umdeutet und Jennifer Sals sowie Holger Iben von der Itzehoer Versicherung mit einer Auswahl regionaler Biere und Gläser mit Versicherungsgeschichten konfrontiert? Wir hatten unseren Spaß, haben über Projekte und Kollegen geschludert, alte Geschichten aufgewärmt und bei manchen Sprüchen glaubte man das Goldkettchen am Handgelenk eines Hamburger Kaufmanns zu hören. Also alles wie immer.
Als Podcast hatte ich die Aufnahme innerlich aber abgeschrieben – welche Unternehmenskommunikation gibt so etwas frei? Aber diese Friesen sind noch verrückter als gedacht: Der Podcast ist tatsächlich online gegangen. Immerhin hat Vorstand Frank Thomsen seine schützende Hand versprochen, sollte uns aus Meerbusch, Bielefeld oder Hannover der böse Blick ereilen.
Damit sich niemand das komplette Werk antun muss und mir eine größere Peinlichkeit erspart bleibt, fasse ich hier meine wenigen Aussagen mit Hand und Fuß zusammen:
Ernüchternde Realität: Wo bleibt die Automatisierung?
"Ich war ein wenig erschüttert, wie gering die Ausprägung der Automatisierung in den Maklerbüros ist." Diese Erkenntnis basiert auf meinen Besuchen bei den Maklerkollegen Thomas Billerbeck und Andreas Vollmer. Moderne MVP-Systeme und Infrastrukturen sind vorhanden, aber der eigentliche Zweck – die Reduzierung des Verwaltungsaufwands durch Automatisierung – wird oft verfehlt.
Das Problem liegt meist nicht in der Technik, sondern in der Herangehensweise: "Ich glaube, dass der Makler sich Gedanken machen muss, wie er seine Prozesse gestaltet. Völlig unabhängig von der Technik muss er sich einfach mal hinsetzen und über die Prozesse seines Maklerbüros nachdenken."
Der Prozess-Faktor: System ist nicht gleich System
Ein besonders eindrückliches Beispiel verdeutlicht die Crux: "Ich habe mir zwei Maklerhäuser angeguckt, beide hatten das gleiche MVP-System. Der eine ist hochzufrieden, der andere schimpft."
Der Unterschied? Klare Prozessdefinition und konsequente Umsetzung. Während Makler Michael Salzburg seine Abläufe perfektioniert hat, herrscht andernorts "kreatives Durcheinander". Und Prozessdisziplin geht manchmal so weit, dass Mitarbeiter entlassen werden mussten, weil sie E-Mails lieber in Outlook statt im MVP-System schrieben.
Wenn ein Makler seine Post von Papier auf PDF umstellt, sollte das Ziel nicht der Medienbruch sein, sondern die direkte Übertragung des Geschäftsvorfalls als Aufgabe ins MVP-System. Das PDF ist nur Träger der Botschaft – genau wie der Papierbrief.
Innovation durch Delegation
Erfolgreiche Digitalisierung zeigt sich bei Maklern, die ihre Stärken ausspielen: "Der eine Kollege hat ein wirklich tolles Vertriebskonzept, er ist mehr Vertriebler als Techniker. Und er hat Geld investiert und seine Vertriebsprozesse in das MVP-System gießen lassen."
Low-Code-Plattformen von Pools wie Fondsfinanz und blau direkt ermöglichen heute sogar "Kfz-Tarifierungen bis hin zum Abschluss über WhatsApp", ohne dass Makler programmieren müssen. Die Technik wird zum Enabler des Vertriebs, nicht zum Hindernis. Der erwähnte Makler hat sein Konzept noch ohne diese Plattform in seinem System von Smart InsurTech einmal vorgestellt.
Jung gegen Alt: Zwei Welten der Digitalisierung
Die Generationsfrage entscheidet über den Erfolg. Junge Makler analysieren nicht erst den MVP-Markt, bevor sie sich mit innovativen Geschäftskonzepten in den Markt stürzen. Sie landen direkt bei den Pools, die ihnen die komplette IT- und Prozessinfrastruktur abnehmen. Wie Hannes Heilenkötter von blau direkt treffend sagte: "Wir suchen die jungen Makler nicht. Sie finden uns."
Etablierte Makler stehen hingegen vor der Herausforderung, gewachsene Strukturen zu modernisieren – eine deutlich komplexere Aufgabe.
Der fehlende Baustein: Beratung für die Digitalisierung
Hier klafft eine Marktlücke: "Irgendwie müssen wir uns was überlegen, dass der Makler sagt: Erstens, ich habe eine Hausaufgabe zu machen und ich fange das jetzt an. Ich schiebe das nicht länger auf die lange Bank."
MVP-Hersteller sind Software-Entwickler, keine Unternehmensberater. Regional organisierte Workshops könnten Abhilfe schaffen – schließlich besteht bei der Digitalisierungsfrage keine Konkurrenz zwischen den Maklern.
KI: Katalysator oder Totengräber der BiPRO?
Keine Podcast-Diskussion kommt heute ohne Künstliche Intelligenz aus. Die spannende Frage im Kontext der Maklerprozesse: "Kann die KI eventuell die kleinen Facetten, die wir noch nicht mit BiPRO gelöst haben, ersetzen? Ist die KI hier ein Katalysator oder ein substituierender Faktor?"
Eine provokante These vom letzten BiPRO-Tag bringt es auf den Punkt: Hätte es zur Gründungszeit des BiPRO-Vereins bereits die KI gegeben – der Verein wäre niemals gegründet worden.
Der Vollständigkeit halber und Chronistenpflicht entsprechend hier der Link zur Podcastfolge. Bitte nicht anklicken.
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