Gastgeber Oliver Bruns begrüßt in der 200. Jubiläumsfolge des "Netfonds Versicherungstalk" zwei Experten zum Thema KI und Veränderung: Unternehmensberaterin Dr. Ulrike Vogelgesang und IT-Vorstand Dietgar Völzke sprechen über die dramatischen Veränderungen, die künstliche Intelligenz in der Versicherungsbranche auslöst. Von automatisierter Schadenbearbeitung bis zu KI-Agenten, die eigenständig Verträge abschließen - die Zukunft ist bereits da.
ChatGPT schlägt alle Rekorde: Der Turbo-Start der KI-Ära
"ChatGPT hatte nach fünf Tagen bereits eine Million Nutzer, nach sechs Wochen waren es 100 Millionen", erklärt Bruns die beispiellose Geschwindigkeit der KI-Adoption. Diese Zahlen verdeutlichen: Wir befinden uns mitten in einer technologischen Revolution, die alle bisherigen Innovationen in den Schatten stellt.
Neue Geschäftsmodelle entstehen
Dr. Vogelgesang sieht enormes Potenzial: "KI hat wirklich das Potenzial, nicht nur bestehende Geschäftsmodelle zu verändern, sondern auch ganz Neues zu schaffen." Besonders in der Schadenbearbeitung entstehen durch verbesserte Bilderkennung völlig neue Prozesse. Ein amüsantes Beispiel liefert sie gleich mit: Ohne KI hätte die Versicherungsbranche "Jürgen Klopps Brille schon 300 Mal erstattet" - ein Verweis auf ein virales Foto, das massenhaft für Betrugsversuche missbraucht wurde.
Der KI-Financial-Coach kommt - für die individuelle Beratung
Die Zukunft der Kundenberatung wird sich dramatisch verändern. "Man kann eine viel individuellere Kundenansprache machen. KI kann dabei helfen, den Kunden besser zu verstehen", prognostiziert Vogelgesang. Künftig werden KI-Agenten als "Financial Coaches" fungieren, die kontinuierlich dazulernen und Beratungsgespräche optimal vorbereiten.
IT-Vorstand Völzke und sein Team experimentiert seit dreieinhalb Jahren mit KI-Technologien. "Wir haben gemerkt, dass das gerade für uns als Finanzdienstleister total klasse ist. Wir haben strukturierte und unstrukturierte Daten, wir haben Prozesse, die sehr regelbehaftet sind." Der Ansatz: Dort ansetzen, wo es Probleme gibt - nicht da, wo bereits alles funktioniert.
KI-Agenten: Assistenten der Zukunft
Ein besonders spannendes Thema sind KI-Agenten, die eigenständig handeln können. "Das wird kommen - ganz klar. Sowohl die Reise-Websites bereiten sich darauf vor, als auch Visa-Mastercard, dass wirklich auch KI-Agenten selber Buchungen vornehmen können", bestätigt Vogelgesang. Die Frage ist nur: Wie weit sind Verbraucher bereit, Vollmachten zu erteilen?
Wer nicht mitmacht, verliert seine Talente
Für Unternehmen, die bei der KI-Entwicklung zögern, hat Vogelgesang eine klare Warnung: "Unternehmen, die gar nicht mitmachen, haben vor allen Dingen das große Risiko, junge Talente zu verlieren." Auch Kunden erwarten zunehmend KI-gestützte Services, da sie diese bereits privat nutzen.
Trotz aller Euphorie bleibt das Thema Sicherheit zentral. Völzke erklärt die Bedeutung der neuen EU-Verordnung DORA: "Wir müssen beweisen, dass unsere Prozesse maximal sicher sind." Für die Vermittler bedeutet das: Sie profitieren von höchster Sicherheit, ohne selbst betroffen zu sein.
Ratschlag für Vermittler: Mut zur Veränderung
Völzkes Appell an die Branche ist eindeutig: "Seid offen dafür, euch auch selber neu zu erfinden." Wer an alten Strukturen festhält, riskiert den Anschluss zu verlieren. Die Devise lautet: "Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit."
Ausblick: 2025 wird das Jahr der KI-Agenten
Die Experten sind sich einig: Die rasante Entwicklung ist erst der Anfang. "2025 ist das Jahr der Agents", prophezeit Völzke. Die Geschwindigkeit der technologischen Entwicklung ist atemberaubend: "Wir haben hundert Jahre gebraucht vom Telefon zum Smartphone, wir haben gefühlt zwei, drei Jahre gebraucht, um jetzt zu sagen KI, KI, KI."
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