Herrschaften, machen wir uns nichts vor:

„Durch die digitalen Anbindungen über OMDS verarbeiten wir das Retailgeschäft fehlerfrei mit wenigen Klicks.“
Christian Voith
Leiter des UNIQA Makler- und Partnervertrieb
Die Digitalisierung hat auch für uns Anwender ihre Schattenseiten. Während Produktanbieter mit Cyberattacken zu kämpfen haben, hat der deutsche Maklermarkt quasi nebenbei seine unabhängigen Vergleicher verloren. Und auch die Pool-Landschaft ist von Konzentrationsprozessen betroffen, die durch den Einsatz angelsächsischer Investoren Manchester-Kapitalismus befürchten lassen.
Auch der Markt der MVP-Systeme weist eine Oligopolisierung auf, stille Run-offs und Übernahmen sind praktisch an der Tagesordnung. Kleine und mittlere Versicherer fürchten, dass es bald keine unabhängigen Makler mehr geben wird. Das ist alles etwas überspitzt dargestellt, aber so weit von der Realität entfernt sind wir mit dieser Beschreibung nicht.
Mit diesem Bild im Hinterkopf haben wir einen Blick auf den österreichischen Markt geworfen. Obwohl unmittelbare Nachbarn, haben uns die Nuancen des Maklermarktes doch überrascht. BiPRO heißt hier OMDS, beide beinhalten standardisierte Maklerprozesse. Im Kfz-Geschäft entspricht das Versicherungsjahr nicht dem Kalenderjahr, womit ein wesentlicher Nervfaktor wegfällt. In der technischen Ausprägung ist der Kfz-Vertrag in Österreich aber keineswegs unkomplizierter.

„Services der Allianz werden nahtlos in bestehende Maklerprozesse integriert.“
Patrick Gremlica
Head of Broker Sales bei Allianz Österreich
Aber es gibt einen absoluten Vorteil. Die meisten Makler nutzen für den automatisierten Daten- und Dokumentenaustausch ein zentrales MVP-System, das von den Versicherern zur Verfügung gestellt wird. Es gibt ein weiteres Standard-MVP-System, das eng mit diesem verbunden ist. Darüber hinaus gibt es einige individuelle Entwicklungen der Gruppierungen. Das war's. Nur zur Erinnerung: In unserer jährlichen Maklerumfrage werden bis zu 50 verschiedene Systeme im produktiven Einsatz genannt! Damit dürfte klar sein, dass die Kollegen in der Alpenrepublik eine deutlich höhere Qualität bei gleichzeitiger Reduktion der Anbindungsvielfalt und -kosten erreicht haben. Man kann das System auch als Datendrehscheibe bezeichnen, die jeweiligen MVP-Funktionen können in unterschiedlichen Ausprägungen dazugebucht werden.

„Gesellschaftliche Veränderungen finden statt, ob wir es wollen oder nicht. Wir können diesen Prozess begleiten und eventuell sogar verändern.“
Ing. Mag. Gerhard Schuster,
CEO Together CCA
Die Integration von Tarifrechnern wird explizit nur als Gegenüberstellung mit Datenübernahme bezeichnet, der Vergleich obliegt weiterhin den etablierten Anbietern am Markt. Auch wenn es sich um ein privatwirtschaftliches Unternehmen und nicht um eine Brancheninitiative handelt - eine Gewinnorientierung ist nicht angestrebt, die Finanzierung erfolgt durch eine Handvoll Versicherer.
Die Einführung von OMDS3 soll den Versicherern die Anbindung ihrer TAA-Linien (hier BOA: Beratung, Offert und Antrag) erleichtern. Die Makler bekommen davon relativ wenig mit, da sie die Dienste eines zentralen Systems nutzen und ihnen die Abläufe unter der Haube ziemlich egal sein können.
Wenn man ehrlich ist, entspricht diese real existierende Situation in Österreich genau dem Ziel des BiPRO-Hubs (Schaffung einer zentralen Datendrehscheibe) und der von Versicherungen getriebenen Initiative meinMVP, nämlich allen Maklern ein MVP-System zur Verfügung zu stellen. Um es klar zu sagen: Hier hat der österreichische Maklermarkt einen unschätzbaren Vorteil. Hoffentlich wird dies auch von den Versicherern und Maklern geschätzt.
Dieser erfrischende Austausch mit den Maklerkollegen aus Wien hat uns zu einem kurzen Video-Kommentar veranlasst:
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