Im Podcast „Nachdenken“ des Bundesverbandes Investment und Asset Management e. V. (BVI) spricht Markus Ferber, Mitglied des Europäischen Parlaments, über die Risiken der geplanten FIDA-Verordnung.
Der CSU-Politiker und langjährige EU-Parlamentarier geht dabei ins Detail und befürchtet, dass das EU-Datenaustauschprojekt Europa in die Hände von Big Tech treiben könnte.
FIDA: Das Trojanische Pferd für Big Tech?
Die FIDA-Verordnung soll über API-Schnittstellen alle Finanzdienstleister vernetzen und einen umfassenden Datenaustausch ermöglichen. "Mit Zustimmung des Kunden würde das jeden Dienstleister, Anbieter ermöglichen, Zugriff auf die Konten und Depots zu bekommen", erklärt Richter die Tragweite von FIDA. Das Ziel der Politik: Digitalisierung fördern und Wettbewerb erhöhen.
Doch Ferber schlägt Alarm: "Es schafft mehr neue Probleme, als dass wir bestehende Probleme lösen." Seine größte Sorge gilt den amerikanischen Tech-Giganten: "Wandern unsere Daten dann alle in die USA?"
FIDA sollte bereits gestoppt werden
Interessant ist Ferbers Insiderblick in die Brüsseler Maschinerie. Die FIDA-Verordnung hatte bereits ein "ganz nettes Schicksal" und führte vorübergehend zur Verwirrung: "Da gab es eine kommissionsinterne Vorschlagsliste, wo die FIDA schon draufstand und als es dann zu den Kommissaren kam, war sie plötzlich wieder gestrichen."
Der Abgesang auf die Verordnung verbreitete sich rasch: "Es gibt da scheinbar auch innerhalb der Kommission schon große Diskussionen, ob man die FIDA überhaupt braucht." Ferbers klares Urteil: "Ich glaube, man braucht sie nicht, jedenfalls nicht so, wie sie vorgeschlagen ist."
Big Tech ausgeschlossen, Probleme bleiben
Zwar wurde in den Verhandlungen "festgelegt, dass die Big Techs keinen Zugriff bekommen sollen" - doch Ferber sieht das nur als kosmetische Korrektur. "Die Kosten für die Schnittstelle, die diesen Datenzugang ermöglichen muss, bleiben trotzdem bestehen."
Seine fundamentale Kritik: Warum überhaupt einen teuren, riskanten Datenaustausch schaffen, wenn bereits "Vergleichsportale" existieren? "Da kann ich mich als Kunde informieren, aber dass jemand auf meine Daten zugreifen darf und dann mir ein Optimierungsangebot macht, da steckt ja auch immer wieder ein Interesse dahinter."
Deutsche Doppelmoral: Was Amerika nie machen würde
Richter bringt eine pikante Perspektive ein: "Die Amerikaner würden im umgekehrten Fall so etwas nie verabschieden." Eine Aussage, die die naive Offenheit europäischer Datenpolitik anspielt, während die USA ihre digitalen Märkte eisern abschotten.
Ferber deckt einen fundamentalen Widerspruch auf: "Wenn ich eine Sparer- und Investitionsunion haben will, ob da ein Datenaustausch mit hohen Kosten und Schnittstellendefinitionen uns wirklich weiterbringt, da habe ich wirklich meine Zweifel."
Das gleiche Dilemma wie bei der Kleinanleger-Strategie: Während Europa seine Bürger zum Investieren motivieren will, schafft es gleichzeitig neue Hürden und Kosten.
Ferbers Forderung: Kompletter Rückzug statt Flickschusterei
Der EU-Parlamentarier ist kompromisslos: "Deswegen wäre es auch besser, wenn die Kommission es einfach zurückzieht, als dass man sich jetzt dann noch weiter Gedanken macht, wie man das Ganze entschlacken und einfacher machen kann."
Seine Begründung: "Es passt nie in die Zeit." Statt an einem grundlegend fehlerhaften Konzept herumzudoktern, solle man das Projekt beerdigen.
Bürokratie-Teufelskreis: Warum nichts einfacher wird
Ferber zeigt die psychologischen Mechanismen hinter Brüssels Reformresistenz auf: "In den Amtsstuben sagt natürlich keiner, ich habe da was Komplexes geschaffen. Da gilt das doch ein tolles Regelwerk, es hat doch die Zustimmung gefunden. Warum soll ich mich jetzt plötzlich hinsetzen, mein Regelwerk, das ich als Kommissionsbeamter miterschaffen habe, auf den Prüfstand zu stellen?"
Das Ergebnis: "Die größten Widerstände sind in der Administration selber und es geht nur mit Druck von außen."
Ferbers Fazit zur FIDA bleibt vernichtend: Ein Projekt, das Europa teuer zu stehen kommt, amerikanischen Tech-Konzernen in die Hände spielt und die eigentlichen Ziele der Kapitalmarktunion konterkariert. "Warum die FIDA nicht auch zurückgezogen wurde", bleibt für ihn ein Rätsel und er sieht gefährliche Folgen für Europas digitale Souveränität.
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