MVP-System Insurgo: Einstieg von BID Equity

Im Film Pretty Woman spielte Richard Gere einen Corporate Raider, der Unternehmen durch Fremdfinanzierung aufkauft, in Einzelteile zerlegt und mit Gewinn weiterzuverkauft. Romantischer Film, der den harten Charakter solcher Übernahmen nur am Rande streift. Ganz so filmreif ist die Versicherungsbranche nicht, aber die Heuschrecken-Investoren spielen bereits mit: Die Softwareentwicklung macht viel Kapital erforderlich, das lockt die Investoren. Und ihr Einfluss auf Maklerpools, Vergleicher und MVP-Hersteller wächst.

Insurgo vermeldete seinen Kunden jetzt den Einstieg eines neuen Partners, der BID Equity Group, einem auf Softwarehersteller spezialisierten Investor. Der Markt spricht von einer Übernahme von 80% der Unternehmensanteile. Geschäftsführer Yannick Leippold begründet von der Notwendigkeit eines Investors mit bekannten Argumenten: Rasante Marktänderung und intensivere Konkurrenz. Ein Investor sei somit die logische Folge, um neue Möglichkeiten für die Weiterentwicklung des MVP-Systems zu schaffen. Und natürlich würde das keine Änderungen in der Qualität oder Zuverlässigkeit des Systems und der Services mit sich bringen.

Ob das langfristig auch für die Kosten des Systems gilt? Die BID Equity Group verfolgt eine klare Strategie: Sie setzt auf die Übernahme von Softwareunternehmen, um diese international wachsen zu lassen und ihre Organisation zu professionalisieren. Mit rund 40 Übernahmen in den letzten acht Jahren hat die BID Equity Group ihre Stärke im Aufkaufen und Weiterentwickeln von IT-Unternehmen bewiesen. Doch dabei steht immer ein Ziel im Vordergrund – die Steigerung der Rendite für die Investoren. Dies führt zur entscheidenden Frage: Woher soll diese Rendite kommen, wenn nicht aus den Taschen der Kunden, also in diesem Fall der Versicherungsmakler?

Internationales Wachstum: Insurgo bietet ein MVP-System, das maßgeblich auf die spezifischen Anforderungen des deutschen Versicherungsmarktes zugeschnitten ist. Die Arbeitsweise der deutschen Versicherungsmakler ist stark von den hiesigen Marktgegebenheiten und gesetzlichen Rahmenbedingungen geprägt. Schon der Markt im Nachbarland Österreich ist so unterschiedlich, dass deutsche MVP-Hersteller dort nicht Fuss fassen können, der letzte Hersteller verlässt den Markt jetzt wieder. Daher erscheint es fraglich, ob ein nennenswerter Wachstumsschub über die deutschen Grenzen hinaus realistisch ist.

Insurgo ist bereits in der Vergangenheit durch seine Preisgestaltung aufgefallen, insbesondere die Dokumentenlieferungen von Versicherern schlugen durch hohe Stückkosten zu Buche. In der jährlichen dvb-Studie mehrten sich die Beschwerden der Makler, die das System nutzen. Vor dem Hintergrund eines renditeorientierten Investors könnte dies auf weitere Preissteigerungen hindeuten. 

In der täglichen Arbeit mit Insurgo werden kostenpflichtige Zusatzfunktionen (Plus) beworben, z.B. die Automatisierung von Dokumentenlieferungen.

Das Risiko der Abhängigkeit

Unabhängige Versicherungsmakler sind auf leistungsfähige MVP-Systeme angewiesen, um ihre tägliche Arbeit effizient zu gestalten. Dabei sollte die Unabhängigkeit des Systems stets gewahrt bleiben. Die letzte böse Überraschung war die Übernahme des unabhängigen MVP-Systems Salia durch den Pool DEMV, nur um wenige Stunden später vom gleichen Investor gekauft zu werden, der bereits Fonds Finanz und Softfair übernommen hat.

Die Übernahme von Insurgo dürfte somit ein weiteres Kapitel in der Geschichte der Übernahmen sein, bei denen unabhängige Unternehmen nach und nach ihre Autonomie verlieren. Stellt sich die Frage für Makler, welcher Hersteller auch in Zukunft seine Unabhängigkeit garantieren kann. Die Antwort darauf dürfte für die eigene Zukunft nicht unbedeutend sein.


Veranstaltungshinweis: Auf der DKM geht es auch um MVP-Systeme, unabhängige Makler und ihr digitales Maklerbüro. Am Dienstag zeigt der Makler Johannes Brück, wie er sein Büro auf Automatisierung getrimmt und damit nicht nur seine wirtschaftliche Unabhängigkeit erhöht hat. 

Dienstag, 16:45 - 18:00 Uhr Eingang OG | Raum Bergen

Kommentare

Gregor am 31.10.2024 um 12:05:59

Guter Beitrag!