BiPRO-Hub: Und der Gewinner steht fest

Michael Trosien
BiPROWerft GbR

Henning Plagemann: Liebe Kollegen, es gibt einen Gewinner des spannenden Auswahlverfahrens um den besten Umsetzer für den BiPRO-Hub im Proof-of-Concept (PoC): Das Anbieter-Konsortium Fincon-Apinity hat sich gegen alle anderen Anbieter durchgesetzt. Und auch wenn man es im Nachhinein eigentlich nicht mehr sagen darf...

Michael Trosien: …dann sag‘ es auch nicht…

Henning Plagemann: …als ich vor Monaten zum ersten Mal vom BiPRO-Hub Vorhaben gehört habe, haben mehrere Kollegen aus der BiPRO-Community genau dieses Ergebnis vorhergesagt.

Michael Trosien: Apinity ist ein ehemaliger Geschäftsbereich der Allianz-Softwaretochter Syncier, der bisher unter dem Namen Syncier Marketplace aktiv war. Als Insurtech haben sie z.B. TAA-Systeme für die Allianz gebaut, wobei BiPRO-Unterstützung von Fincon zum Einsatz kam.

Thomas Beckmann
b+m Informatik AG

Thomas Beckmann: Ihr hattet in Eurem letzten Artikel bereits ein Interview mit dem Geschäftsführer des Gewinners. Der Kollege sprach von der Gefahr, dass „möglicherweise Unternehmen außerhalb der Versicherungswirtschaft“ Standards setzen, wenn die Branche die Umsetzung nicht schneller vorantreibt. Ein Unternehmen wie Amazon kann natürlich ein völlig neues Angebot für Versicherungen entwickeln, das dann auch prozessual klasse ist – für Amazon und deren Endkunden. Das ist aber nicht der Ansatz von BiPRO, hier geht es um die Vernetzung von Vermittlern und Versicherern. Ein proprietäres Angebot von „GAFA“ wäre die Lösung eines Einzelnen und würde das sehr diverse Netzwerk nicht ersetzen können.

Henning Plagemann: Interessant fand ich die Aussage, dass durch den BiPRO-Hub die Geschäftsmodelle „einiger Dienstleister“ tangiert werden, worauf sich ein Unternehmer aber einstellen müsse. Dazu muss man wissen, dass der Verein BiPRO immer betont hat, keine eigenen Dienstleistungen zu betreiben. Und zum Zeitpunkt des Interviews hatte er sein Unternehmen bereits verkauft, kann sich als Unternehmer also völlig neu aufstellen, was etwas ganz anderes ist, als ein etabliertes Geschäftsmodell anzupassen.

Michael Trosien: Er sagte, dass in den Statuten der BiPRO nie erwähnt worden sei, dass der Verein keine Dienstleistungen anbiete, im Gegenteil, mit der Akademie sei dies jahrelang de facto der Fall gewesen.

Thomas Beckmann: Dies ist unzutreffend. Im Jahr 2009 befand sich der BiPRO e.V. noch in der Werbephase und machte immer wieder folgende Aussage: "BiPRO ist das Standardisierungsinstitut der Assekuranz, aber kein Dienstleister, Berater oder Produkthersteller". Auch die Satzung kennt weder Dienstleistung noch Software-Angebot, auch die Akademie wurde daher kritisch gesehen. Unter der Prämisse, ausschließlich zu normieren, wurden Mitglieder geworben, die dann aktiv an der Normenentwicklung mitgewirkt und eigene Geschäftsmodelle entwickelt haben. Jetzt zu sagen, dass nicht der Verein, sondern eine dem Verein gehörende GmbH Dienstleistungen erbringt, ist Wortklauberei.

Henning Plagemann: Das ist auch die Kritik, die Vereinsmitglieder äußern: Der Verein sollte keine Dienstleistungen erbringen und jetzt tut er genau das, und zwar in Millionenhöhe. Und ein langjähriges Vereinsmitglied profitiert davon, während andere Mitglieder doch bitte ihre Geschäftsmodelle anpassen sollen.

Thomas Beckmann: Lassen wir es so stehen, die Würfel sind gefallen und der Weg dorthin hat einen unangenehmen Keil in die Community getrieben. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich inhaltlich keine Gefahr durch den Hub für bereits am Markt etablierte Lösungen sehe, da er erstmal nur ein weiterer Anbieter ist. Nachdem die Auswahl der Implementierungspartner für die PoC-Phase abgeschlossen ist, geht es nun an die konkrete Umsetzung.

Michael Trosien: Nach der PoC-Phase soll meines Wissens neu entschieden werden, ob das gesamte Hub-Projekt in Angriff genommen wird. Ist dies tatsächlich der Fall, wird diese Entscheidung dann getroffen und wenn ja, von wem? Und wird bei positiver Bestätigung des PoC der Umsetzungspartner auch mit der vollständigen Umsetzung beauftragt? Oder gibt es dann eine neue Ausschreibung? Im BiPRO-Blog wird ja vom "gesamten Entwicklungsprojekt" gesprochen.

Thomas Beckmann: Das kann ich nicht sagen, aber mir geht es um etwas anderes: Der Hub beginnt mit einem kleinen technischen Ausschnitt für 430 und die fondsgebundene Lebensversicherung. Letztere Anbieter müssen alles in RNext implementieren, wofür immer noch wenige Leitplanken existieren. Alle müssen parallel ihre bestehenden Services weiterführen. Schauen wir uns die DIOs an - die haben Jahre gebraucht, um sichtbare Ergebnisse zu erzielen, vor allem, wenn wegen bestehender Lösungen im Einzelnen kein Problemdruck da ist. Wir sprechen hier also über einen Zeitraum von vielen Jahren, bis der Hub auch nur ansatzweise einen Mehrwert und vielleicht Vorteile gegenüber dem bisherigen Ansatz verzeichnen kann.

„Wie entsteht die RNext-Norm Leben?“

Matthias Brauch
BISS GmbH

Matthias Brauch: Es geht dabei nicht nur um die Umsetzung. Es gibt noch keinen RNext-Standard für die Fondsgebundene Rentenversicherung. Die Konsortiumsmitglieder des BiPRO-Hubs haben zwar gemeinsam die Konzeption einer REST-basierten Schnittstelle in Auftrag gegeben, aber das wäre dann nichts anderes als ein "Standard" dieser Konsortiumsmitglieder. Die Arbeitsergebnisse aus dieser Beauftragung nachträglich in das RNext-Projekt verpacken und mit einem offiziellen Standardstempel versehen? Da stellt sich für mich die Frage nach der Kontrolle durch die zuständigen Gremien.

Henning Plagemann: Wie erfolgte denn die Bewertung des Hub-Converters in der Ausschreibung? Und wer verantwortet die RNext-Norm für die Risiko-LV? Wie erfolgt die Konvertierung sämtlicher 430er-Normen ab Release 2.1 (inklusive der 430.3) nach 2.8? Es sind noch einige Fragen offen, aber jetzt soll aber erst einmal gefeiert werden.

Wir schließen uns der Meldung des Gewinnerteams an, es war nicht nur ein erfolgreicher, sondern wirklich spannender Pitch. Herzlichen Glückwunsch.

Nachträgliche Korrektur: Es wurde fälschlicherweise von dem RNext-Projekt für die Risikolebensversicherung gesprochen, tatsächlich handelt es sich aber um die Fondsgebundene Rentenversicherung.